Bruder das Bewußtsein und Geständnis, geirrt zu haben, so sanft ersparen!" sagt' er entzückt.
Immer wärmer lebten beide sich in die Wo¬ che und in einander hinein, sie hätten die Probe¬ woche lieber wiederholt als geendigt. Flitten war das liebende, warme Wesen, womit Walt wie mit einer elektrischen Atmosphäre umgeben war, etwas neues und anziehendes; er konnte zuletzt schwer mehr ohne ihn aus dem Hause.
Walt machte daraus desto mehr, je weniger beide eigentlich, wie er fühlte, einander unterhal¬ ten konnten; ihre Nervengewebe hatten sich zer¬ strickt, sie waren wie Polypen in einander gesteckt; doch fraß jeder so auf eigne Rechnung, daß keiner weder der Magen, noch die Nahrung des andern war.
Es kam der letzte Probe- und Flitterwochen¬ tag. Walt scheuete alles letzte, jedes scharfe Ende, sogar einer Klage. Ein Ripienist von Vults Spiele in Rosenhof hatte dessen Eintreffen ver¬ kündigt. Auch der D. Hut wollte Nachts an¬ langen. Einige schöne Mitternachtsröthe stand ihm bevor. Flitte bat ihn, diesen letzten Nach¬
Bruder das Bewußtſein und Geſtaͤndnis, geirrt zu haben, ſo ſanft erſparen!“ ſagt' er entzuͤckt.
Immer waͤrmer lebten beide ſich in die Wo¬ che und in einander hinein, ſie haͤtten die Probe¬ woche lieber wiederholt als geendigt. Flitten war das liebende, warme Weſen, womit Walt wie mit einer elektriſchen Atmosphaͤre umgeben war, etwas neues und anziehendes; er konnte zuletzt ſchwer mehr ohne ihn aus dem Hauſe.
Walt machte daraus deſto mehr, je weniger beide eigentlich, wie er fuͤhlte, einander unterhal¬ ten konnten; ihre Nervengewebe hatten ſich zer¬ ſtrickt, ſie waren wie Polypen in einander geſteckt; doch fraß jeder ſo auf eigne Rechnung, daß keiner weder der Magen, noch die Nahrung des andern war.
Es kam der letzte Probe- und Flitterwochen¬ tag. Walt ſcheuete alles letzte, jedes ſcharfe Ende, ſogar einer Klage. Ein Ripieniſt von Vults Spiele in Roſenhof hatte deſſen Eintreffen ver¬ kuͤndigt. Auch der D. Hut wollte Nachts an¬ langen. Einige ſchoͤne Mitternachtsroͤthe ſtand ihm bevor. Flitte bat ihn, dieſen letzten Nach¬
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Bruder das Bewußtſein und Geſtaͤndnis, geirrt
zu haben, ſo ſanft erſparen!“ ſagt' er entzuͤckt.
Immer waͤrmer lebten beide ſich in die Wo¬
che und in einander hinein, ſie haͤtten die Probe¬
woche lieber wiederholt als geendigt. Flitten war
das liebende, warme Weſen, womit Walt wie
mit einer elektriſchen Atmosphaͤre umgeben war,
etwas neues und anziehendes; er konnte zuletzt
ſchwer mehr ohne ihn aus dem Hauſe.
Walt machte daraus deſto mehr, je weniger
beide eigentlich, wie er fuͤhlte, einander unterhal¬
ten konnten; ihre Nervengewebe hatten ſich zer¬
ſtrickt, ſie waren wie Polypen in einander geſteckt;
doch fraß jeder ſo auf eigne Rechnung, daß keiner
weder der Magen, noch die Nahrung des andern
war.
Es kam der letzte Probe- und Flitterwochen¬
tag. Walt ſcheuete alles letzte, jedes ſcharfe Ende,
ſogar einer Klage. Ein Ripieniſt von Vults
Spiele in Roſenhof hatte deſſen Eintreffen ver¬
kuͤndigt. Auch der D. Hut wollte Nachts an¬
langen. Einige ſchoͤne Mitternachtsroͤthe ſtand
ihm bevor. Flitte bat ihn, dieſen letzten Nach¬
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/68>, abgerufen am 27.11.2024.
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