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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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allein Langweile, besonders sein Sessel. Aber wie
fuhr er, da er beim Caffetier Fraisse eintrat, vor
der Garnitur der Zimmer, vor den langen Spiegeln
voll Zurückfahrern, vor den Ei-Spiegeln an den
Wandleuchtern und vor der Rest-Pracht zurück!
-- Er erschrack. Flitte lächelte -- Fremden wollte
Walt ein Ersparer sein; -- daß der gute Elsaßer
solche Pallaste von Stuben miethe, bedacht' er und
stöhnte sehr. Denn er hielts für Aufwand seinet¬
wegen, weil er nicht voraussetzte, daß Flitte unter
die wenigen sogenannten Verschwender gehöre, die
wie der deutsche Kaiser schwören, nichts auf die
Nachkommen zu bringen, Reich oder Reichthum,
und welche wie hohe Staatsbediente Athens zum
Zeichen ihrer Vaterlandsliebe nichts hinterlassen,
als Nachruhm und Schulden.

Walt zog ohne weiteres das aus der Kabel¬
schen Operazionskasse für die Probenwoche bewil¬
ligte Goldstück hervor, und legt' es mit den Wor¬
ten auf den Tisch: "dieß bestimmte der Testator;
ich wollte gern, es wäre mehr." -- Wenige Men¬
schen wurden noch so stark angefahren, als er von

allein Langweile, beſonders ſein Seſſel. Aber wie
fuhr er, da er beim Caffetier Fraisse eintrat, vor
der Garnitur der Zimmer, vor den langen Spiegeln
voll Zuruͤckfahrern, vor den Ei-Spiegeln an den
Wandleuchtern und vor der Reſt-Pracht zuruͤck!
— Er erſchrack. Flitte laͤchelte — Fremden wollte
Walt ein Erſparer ſein; — daß der gute Elſaßer
ſolche Pallaſte von Stuben miethe, bedacht' er und
ſtoͤhnte ſehr. Denn er hielts fuͤr Aufwand ſeinet¬
wegen, weil er nicht vorausſetzte, daß Flitte unter
die wenigen ſogenannten Verſchwender gehoͤre, die
wie der deutſche Kaiſer ſchwoͤren, nichts auf die
Nachkommen zu bringen, Reich oder Reichthum,
und welche wie hohe Staatsbediente Athens zum
Zeichen ihrer Vaterlandsliebe nichts hinterlaſſen,
als Nachruhm und Schulden.

Walt zog ohne weiteres das aus der Kabel¬
ſchen Operazionskaſſe fuͤr die Probenwoche bewil¬
ligte Goldſtuͤck hervor, und legt' es mit den Wor¬
ten auf den Tiſch: „dieß beſtimmte der Teſtator;
ich wollte gern, es waͤre mehr.“ — Wenige Men¬
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[28/0034] allein Langweile, beſonders ſein Seſſel. Aber wie fuhr er, da er beim Caffetier Fraisse eintrat, vor der Garnitur der Zimmer, vor den langen Spiegeln voll Zuruͤckfahrern, vor den Ei-Spiegeln an den Wandleuchtern und vor der Reſt-Pracht zuruͤck! — Er erſchrack. Flitte laͤchelte — Fremden wollte Walt ein Erſparer ſein; — daß der gute Elſaßer ſolche Pallaſte von Stuben miethe, bedacht' er und ſtoͤhnte ſehr. Denn er hielts fuͤr Aufwand ſeinet¬ wegen, weil er nicht vorausſetzte, daß Flitte unter die wenigen ſogenannten Verſchwender gehoͤre, die wie der deutſche Kaiſer ſchwoͤren, nichts auf die Nachkommen zu bringen, Reich oder Reichthum, und welche wie hohe Staatsbediente Athens zum Zeichen ihrer Vaterlandsliebe nichts hinterlaſſen, als Nachruhm und Schulden. Walt zog ohne weiteres das aus der Kabel¬ ſchen Operazionskaſſe fuͤr die Probenwoche bewil¬ ligte Goldſtuͤck hervor, und legt' es mit den Wor¬ ten auf den Tiſch: „dieß beſtimmte der Teſtator; ich wollte gern, es waͤre mehr.“ — Wenige Men¬ ſchen wurden noch ſo ſtark angefahren, als er von

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/34>, abgerufen am 23.11.2024.