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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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Wie sie aus der einsylbigen Angloise in den sprach¬
fähigen Walzer sich hinübersehnte, weil sie ihm
ihr Erstaunen und Erfreuen gern anders, als mit
frohen Blicken, sagen wollte, sahen seine, die
keine frohen waren.

Es geschah. Aber das zuwehende Lob seiner
so lange bedeckten Talente blätterte wieder eines
auf, seine Bescheidenheit. Er habe, sagte er von
sich in den besten Polonismen, so wenig Welt,
so viel Einfalt, wie wenig andere Notarien, und
heisse mit Recht Gottwalt, nämlich Gott walte!
Doch sein Herz sey warm, seine Seele rein, sein
Leben leise dichtend; und er nehme, wie er vor¬
hin im ersten Walzer gesagt, den Larventanz im
Erdensaal gern und froh vom Länderer und Schä¬
ferballet an, bis zum Waffen- und Todtentanz.

Da jezt der zweite Theil der Musik in jene
sehnsüchtige Ueberfülle, wie in tiefe Wogen, ein¬
sank, welche gewaltsamer, als alle Adagio's, den
innersten Boden der Sehnsucht heiß aus tiefem
Meer aufhebt -- und da die Menschen und die
Lichter flogen und wirbelten -- und das weite
Klingen und Rauschen die Verhüllten wieder in

Wie ſie aus der einſylbigen Angloiſe in den ſprach¬
faͤhigen Walzer ſich hinuͤberſehnte, weil ſie ihm
ihr Erſtaunen und Erfreuen gern anders, als mit
frohen Blicken, ſagen wollte, ſahen ſeine, die
keine frohen waren.

Es geſchah. Aber das zuwehende Lob ſeiner
ſo lange bedeckten Talente blaͤtterte wieder eines
auf, ſeine Beſcheidenheit. Er habe, ſagte er von
ſich in den beſten Poloniſmen, ſo wenig Welt,
ſo viel Einfalt, wie wenig andere Notarien, und
heiſſe mit Recht Gottwalt, naͤmlich Gott walte!
Doch ſein Herz ſey warm, ſeine Seele rein, ſein
Leben leiſe dichtend; und er nehme, wie er vor¬
hin im erſten Walzer geſagt, den Larventanz im
Erdenſaal gern und froh vom Laͤnderer und Schaͤ¬
ferballet an, bis zum Waffen- und Todtentanz.

Da jezt der zweite Theil der Muſik in jene
ſehnſuͤchtige Ueberfuͤlle, wie in tiefe Wogen, ein¬
ſank, welche gewaltſamer, als alle Adagio's, den
innerſten Boden der Sehnſucht heiß aus tiefem
Meer aufhebt — und da die Menſchen und die
Lichter flogen und wirbelten — und das weite
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[290/0296] Wie ſie aus der einſylbigen Angloiſe in den ſprach¬ faͤhigen Walzer ſich hinuͤberſehnte, weil ſie ihm ihr Erſtaunen und Erfreuen gern anders, als mit frohen Blicken, ſagen wollte, ſahen ſeine, die keine frohen waren. Es geſchah. Aber das zuwehende Lob ſeiner ſo lange bedeckten Talente blaͤtterte wieder eines auf, ſeine Beſcheidenheit. Er habe, ſagte er von ſich in den beſten Poloniſmen, ſo wenig Welt, ſo viel Einfalt, wie wenig andere Notarien, und heiſſe mit Recht Gottwalt, naͤmlich Gott walte! Doch ſein Herz ſey warm, ſeine Seele rein, ſein Leben leiſe dichtend; und er nehme, wie er vor¬ hin im erſten Walzer geſagt, den Larventanz im Erdenſaal gern und froh vom Laͤnderer und Schaͤ¬ ferballet an, bis zum Waffen- und Todtentanz. Da jezt der zweite Theil der Muſik in jene ſehnſuͤchtige Ueberfuͤlle, wie in tiefe Wogen, ein¬ ſank, welche gewaltſamer, als alle Adagio's, den innerſten Boden der Sehnſucht heiß aus tiefem Meer aufhebt — und da die Menſchen und die Lichter flogen und wirbelten — und das weite Klingen und Rauſchen die Verhuͤllten wieder in

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/296>, abgerufen am 22.11.2024.