Postillon so fein ausgearbeitet hatte, daß ein ein¬ ziger Floh alles zog? -- Sonst war der Abend hübsch."
"O wahrlich! Freilich; -- aber gewiß so we¬ nig als ich diesen Abend an leibliche Genüsse dach¬ te, so wenig vielleicht die guten Wesen! Die Frau hat einen Schmerz, eine Freude; der Mann hat Schmerzen, Freuden. Sieh nach, dis trift schön mit den Worten auf der Tafel, die dort an der Eiche hängt." --
"Eine Linde ists," sagte Vult. "So kenn' ich, versetzte Walt, immer die Gewächse nur in Büchern. -- Darauf steht: die schöne weibliche Blüte sucht, wie die Biene, nichts als Blüte und Blume; aber die rohe sucht, wie die Wespe, nur Früchte.". . .
"Ja sogar Ochsenleber, wie die Fleischer wis¬ sen." "O, alle, fuhr Walt fort, waren heute so froh, und besonders über dich! Nun ich sage dir's offen, habe ich dich je als freien, gewandten, kühnen, alles schlichtenden Weltmann erkannt, so wars heute," sagte Walt und hob besonders sein Benehmen gegen Raphaela heraus. Vult bedankte
Poſtillon ſo fein ausgearbeitet hatte, daß ein ein¬ ziger Floh alles zog? — Sonſt war der Abend huͤbſch.“
„O wahrlich! Freilich; — aber gewiß ſo we¬ nig als ich dieſen Abend an leibliche Genuͤſſe dach¬ te, ſo wenig vielleicht die guten Weſen! Die Frau hat einen Schmerz, eine Freude; der Mann hat Schmerzen, Freuden. Sieh nach, dis trift ſchoͤn mit den Worten auf der Tafel, die dort an der Eiche haͤngt.“ —
„Eine Linde iſts,“ ſagte Vult. „So kenn' ich, verſetzte Walt, immer die Gewaͤchſe nur in Buͤchern. — Darauf ſteht: die ſchoͤne weibliche Bluͤte ſucht, wie die Biene, nichts als Bluͤte und Blume; aber die rohe ſucht, wie die Weſpe, nur Fruͤchte.“. . .
„Ja ſogar Ochſenleber, wie die Fleiſcher wiſ¬ ſen.“ „O, alle, fuhr Walt fort, waren heute ſo froh, und beſonders uͤber dich! Nun ich ſage dir's offen, habe ich dich je als freien, gewandten, kuͤhnen, alles ſchlichtenden Weltmann erkannt, ſo wars heute,“ ſagte Walt und hob beſonders ſein Benehmen gegen Raphaela heraus. Vult bedankte
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Poſtillon ſo fein ausgearbeitet hatte, daß ein ein¬
ziger Floh alles zog? — Sonſt war der Abend
huͤbſch.“
„O wahrlich! Freilich; — aber gewiß ſo we¬
nig als ich dieſen Abend an leibliche Genuͤſſe dach¬
te, ſo wenig vielleicht die guten Weſen! Die Frau
hat einen Schmerz, eine Freude; der Mann hat
Schmerzen, Freuden. Sieh nach, dis trift ſchoͤn
mit den Worten auf der Tafel, die dort an der
Eiche haͤngt.“ —
„Eine Linde iſts,“ ſagte Vult. „So kenn'
ich, verſetzte Walt, immer die Gewaͤchſe nur in
Buͤchern. — Darauf ſteht: die ſchoͤne weibliche
Bluͤte ſucht, wie die Biene, nichts als Bluͤte und
Blume; aber die rohe ſucht, wie die Weſpe, nur
Fruͤchte.“. . .
„Ja ſogar Ochſenleber, wie die Fleiſcher wiſ¬
ſen.“ „O, alle, fuhr Walt fort, waren heute
ſo froh, und beſonders uͤber dich! Nun ich ſage
dir's offen, habe ich dich je als freien, gewandten,
kuͤhnen, alles ſchlichtenden Weltmann erkannt, ſo
wars heute,“ ſagte Walt und hob beſonders ſein
Benehmen gegen Raphaela heraus. Vult bedankte
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/241>, abgerufen am 27.11.2024.
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