Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.schiebt, vollends eine offne bewegte findet: so wird Jetzt trat er immer weiter in den Teich hinein, ſchiebt, vollends eine offne bewegte findet: ſo wird Jetzt trat er immer weiter in den Teich hinein, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0239" n="233"/> ſchiebt, vollends eine offne bewegte findet: ſo wird<lb/> darin ſtatt des Erdbebens ein Himmelbeben entſte¬<lb/> hen und der Menſch wird ſeyn wie Walt, der das<lb/> Ufer mit ſtillen Dankgebeten und lautem Freuden¬<lb/> rufen umlief und ſeine Herzens-Welt, ſo oft die<lb/> Floͤte ſie ausgeſprochen, immer von neuem und<lb/> verklaͤrter erſchuf. Er ſammelte alle fremde Freu¬<lb/> den wie warme Strahlen in ſeiner ſtillgehaltenen<lb/> Seele zum Brennpunkte. Den mit Sternen wei߬<lb/> bluͤhenden Himmel ließ er ins kleine Nachtigallen¬<lb/> ſpiel herabhaͤngen und der Mond mußte ſeinen<lb/> Heiligenſchein mit Wina's Geſtalt zuſammen we¬<lb/> ben. Dieſer Mond, ſagt' er ſich, wird in der<lb/> Nachmitternacht des Neujahrs faſt wieder ſo am<lb/> Himmel ſtehen, und ich werde nicht nur die Floͤte<lb/> und meine Gedanken, auch Ihre Stimme hoͤren.<lb/> — Die Sterne des Morgens werden blinken —<lb/> und ich werde erſt unter dieſer kuͤnftigen Muſik<lb/> denken: „ſo groß haͤtt' ich mir die Wonne am fro¬<lb/> hen Abend der Eisfahrt nie gedacht.“</p><lb/> <p>Jetzt trat er immer weiter in den Teich hinein,<lb/> oder ſtach weiter in die See oder ins Eismeer, um<lb/> der Geliebten naͤher zu begegnen. Da ſie ihn nun<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [233/0239]
ſchiebt, vollends eine offne bewegte findet: ſo wird
darin ſtatt des Erdbebens ein Himmelbeben entſte¬
hen und der Menſch wird ſeyn wie Walt, der das
Ufer mit ſtillen Dankgebeten und lautem Freuden¬
rufen umlief und ſeine Herzens-Welt, ſo oft die
Floͤte ſie ausgeſprochen, immer von neuem und
verklaͤrter erſchuf. Er ſammelte alle fremde Freu¬
den wie warme Strahlen in ſeiner ſtillgehaltenen
Seele zum Brennpunkte. Den mit Sternen wei߬
bluͤhenden Himmel ließ er ins kleine Nachtigallen¬
ſpiel herabhaͤngen und der Mond mußte ſeinen
Heiligenſchein mit Wina's Geſtalt zuſammen we¬
ben. Dieſer Mond, ſagt' er ſich, wird in der
Nachmitternacht des Neujahrs faſt wieder ſo am
Himmel ſtehen, und ich werde nicht nur die Floͤte
und meine Gedanken, auch Ihre Stimme hoͤren.
— Die Sterne des Morgens werden blinken —
und ich werde erſt unter dieſer kuͤnftigen Muſik
denken: „ſo groß haͤtt' ich mir die Wonne am fro¬
hen Abend der Eisfahrt nie gedacht.“
Jetzt trat er immer weiter in den Teich hinein,
oder ſtach weiter in die See oder ins Eismeer, um
der Geliebten naͤher zu begegnen. Da ſie ihn nun
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/239>, abgerufen am 22.07.2024. |