Lands-Gelehrten, die schon als Kinder verstor¬ ben. Wenn man zählt, welche Menge von Au¬ toren Fikenscher aus seinem gelehrten Bayreuth blos dadurch hinaus sperrt, daß er keinen aufnimmt, der nicht mehr als Einen Bo¬ gen geschrieben -- sogar zwei reichen als Vorrede nicht hin, wenns blos Gedichte sind -- und wel¬ che noch größere Meusel aus seinem gelehrten Deutschland verstößt, dadurch daß er nicht ein¬ mal Leute einläßt, die nur Ein Büchlein geschrie¬ ben, nicht aber zwei: so sollte wohl jeder wün¬ schen, in Haßlau gebohren zu seyn, blos um in das gedruckte gelehrte zu kommen, da Schieß nicht mehr dazu begehrt zum Einlaßzettel als et¬ was nicht größeres als der Zettel ist, nur ein gedrucktes Blatt: denn sich mit noch wenigerem in einen solchen Charons-Kahn, der stets zur Unsterblichkeit des Edens entweder, oder des Tartarus abführt, einschiffen wollen, hieße ja Schriftsteller einladen, die ganz und gar nichts geschrieben.
Der Notar fing sofort das Korrektiren an -- in die Korrekturzeichen hatt' er sich längst ein¬
Lands-Gelehrten, die ſchon als Kinder verſtor¬ ben. Wenn man zaͤhlt, welche Menge von Au¬ toren Fikenſcher aus ſeinem gelehrten Bayreuth blos dadurch hinaus ſperrt, daß er keinen aufnimmt, der nicht mehr als Einen Bo¬ gen geſchrieben — ſogar zwei reichen als Vorrede nicht hin, wenns blos Gedichte ſind — und wel¬ che noch groͤßere Meuſel aus ſeinem gelehrten Deutſchland verſtoͤßt, dadurch daß er nicht ein¬ mal Leute einlaͤßt, die nur Ein Buͤchlein geſchrie¬ ben, nicht aber zwei: ſo ſollte wohl jeder wuͤn¬ ſchen, in Haßlau gebohren zu ſeyn, blos um in das gedruckte gelehrte zu kommen, da Schieß nicht mehr dazu begehrt zum Einlaßzettel als et¬ was nicht groͤßeres als der Zettel iſt, nur ein gedrucktes Blatt: denn ſich mit noch wenigerem in einen ſolchen Charons-Kahn, der ſtets zur Unſterblichkeit des Edens entweder, oder des Tartarus abfuͤhrt, einſchiffen wollen, hieße ja Schriftſteller einladen, die ganz und gar nichts geſchrieben.
Der Notar fing ſofort das Korrektiren an — in die Korrekturzeichen hatt' er ſich laͤngſt ein¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0201"n="195"/>
Lands-Gelehrten, die ſchon als Kinder verſtor¬<lb/>
ben. Wenn man zaͤhlt, welche Menge von Au¬<lb/>
toren <hirendition="#g">Fikenſcher</hi> aus ſeinem <hirendition="#g">gelehrten<lb/>
Bayreuth</hi> blos dadurch hinaus ſperrt, daß er<lb/>
keinen aufnimmt, der nicht mehr als Einen Bo¬<lb/>
gen geſchrieben —ſogar zwei reichen als Vorrede<lb/>
nicht hin, wenns blos Gedichte ſind — und wel¬<lb/>
che noch groͤßere Meuſel aus ſeinem gelehrten<lb/>
Deutſchland verſtoͤßt, dadurch daß er nicht ein¬<lb/>
mal Leute einlaͤßt, die nur Ein Buͤchlein geſchrie¬<lb/>
ben, nicht aber zwei: ſo ſollte wohl jeder wuͤn¬<lb/>ſchen, in Haßlau gebohren zu ſeyn, blos um<lb/>
in das gedruckte gelehrte zu kommen, da Schieß<lb/>
nicht mehr dazu begehrt zum Einlaßzettel als et¬<lb/>
was nicht groͤßeres als der Zettel iſt, nur ein<lb/>
gedrucktes Blatt: denn ſich mit noch wenigerem<lb/>
in einen ſolchen Charons-Kahn, der ſtets zur<lb/>
Unſterblichkeit des Edens entweder, oder des<lb/>
Tartarus abfuͤhrt, einſchiffen wollen, hieße ja<lb/>
Schriftſteller einladen, die ganz und gar nichts<lb/>
geſchrieben.</p><lb/><p>Der Notar fing ſofort das Korrektiren an<lb/>— in die Korrekturzeichen hatt' er ſich laͤngſt ein¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[195/0201]
Lands-Gelehrten, die ſchon als Kinder verſtor¬
ben. Wenn man zaͤhlt, welche Menge von Au¬
toren Fikenſcher aus ſeinem gelehrten
Bayreuth blos dadurch hinaus ſperrt, daß er
keinen aufnimmt, der nicht mehr als Einen Bo¬
gen geſchrieben — ſogar zwei reichen als Vorrede
nicht hin, wenns blos Gedichte ſind — und wel¬
che noch groͤßere Meuſel aus ſeinem gelehrten
Deutſchland verſtoͤßt, dadurch daß er nicht ein¬
mal Leute einlaͤßt, die nur Ein Buͤchlein geſchrie¬
ben, nicht aber zwei: ſo ſollte wohl jeder wuͤn¬
ſchen, in Haßlau gebohren zu ſeyn, blos um
in das gedruckte gelehrte zu kommen, da Schieß
nicht mehr dazu begehrt zum Einlaßzettel als et¬
was nicht groͤßeres als der Zettel iſt, nur ein
gedrucktes Blatt: denn ſich mit noch wenigerem
in einen ſolchen Charons-Kahn, der ſtets zur
Unſterblichkeit des Edens entweder, oder des
Tartarus abfuͤhrt, einſchiffen wollen, hieße ja
Schriftſteller einladen, die ganz und gar nichts
geſchrieben.
Der Notar fing ſofort das Korrektiren an
— in die Korrekturzeichen hatt' er ſich laͤngſt ein¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/201>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.