Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

Rath -- sich stolz gebehrden und viel begehren,
und sich alle Rechte der folgenden Auflagen vor¬
behalten. "Da Milton -- setzte er hinzu -- 12
Guineen für sein verlohrnes Paradies einstrich:
so wollen wir, um in Leipzig zu zeigen, wie we¬
nig wir uns ihm gleichsetzen, acht und vierzig be¬
gehren." -- Der Notar erstaunte, daß ein Autor,
besonders er, die große Gewalt ausübe, Papier,
Druck, Format, und Stärke der Auflage --
3000 Exemplare wurden dem Magister zu drucken
erlaubt -- dem Verleger vorzuschreiben.

Vult trug darauf selber die Kapitel auf die
sächsische Post, um, wie er sagte, einmal wieder
die Welt zu sehen.

Am Tage darauf schufen beide sehr. Ein
junger Autor glaubt, alles was er auf die Post
schickt, sei schon dadurch verlegt und gedruckt,
und schreibt darum fleißiger. Kein Besuch, kein
Fest, kein Mensch, kein Brief störte sie. Vult
hatte kein Geld und Walt war zum Sitzling
geboren. Dichter bauen, wie die afrikanischen Völ¬
ker, ihre Brodfelder unter Musik und nach dem
Talte an. Wie oft fuhr Walt überglücklich vom

Rath — ſich ſtolz gebehrden und viel begehren,
und ſich alle Rechte der folgenden Auflagen vor¬
behalten. „Da Milton — ſetzte er hinzu — 12
Guineen fuͤr ſein verlohrnes Paradies einſtrich:
ſo wollen wir, um in Leipzig zu zeigen, wie we¬
nig wir uns ihm gleichſetzen, acht und vierzig be¬
gehren.” — Der Notar erſtaunte, daß ein Autor,
beſonders er, die große Gewalt ausuͤbe, Papier,
Druck, Format, und Staͤrke der Auflage —
3000 Exemplare wurden dem Magiſter zu drucken
erlaubt — dem Verleger vorzuſchreiben.

Vult trug darauf ſelber die Kapitel auf die
ſaͤchſiſche Poſt, um, wie er ſagte, einmal wieder
die Welt zu ſehen.

Am Tage darauf ſchufen beide ſehr. Ein
junger Autor glaubt, alles was er auf die Poſt
ſchickt, ſei ſchon dadurch verlegt und gedruckt,
und ſchreibt darum fleißiger. Kein Beſuch, kein
Feſt, kein Menſch, kein Brief ſtoͤrte ſie. Vult
hatte kein Geld und Walt war zum Sitzling
geboren. Dichter bauen, wie die afrikaniſchen Voͤl¬
ker, ihre Brodfelder unter Muſik und nach dem
Talte an. Wie oft fuhr Walt uͤbergluͤcklich vom

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0155" n="149"/>
Rath &#x2014; &#x017F;ich &#x017F;tolz gebehrden und viel begehren,<lb/>
und &#x017F;ich alle Rechte der folgenden Auflagen vor¬<lb/>
behalten. &#x201E;Da Milton &#x2014; &#x017F;etzte er hinzu &#x2014; 12<lb/>
Guineen fu&#x0364;r &#x017F;ein verlohrnes Paradies ein&#x017F;trich:<lb/>
&#x017F;o wollen wir, um in Leipzig zu zeigen, wie we¬<lb/>
nig wir uns ihm gleich&#x017F;etzen, acht und vierzig be¬<lb/>
gehren.&#x201D; &#x2014; Der Notar er&#x017F;taunte, daß ein Autor,<lb/>
be&#x017F;onders er, die große Gewalt ausu&#x0364;be, Papier,<lb/>
Druck, Format, und Sta&#x0364;rke der Auflage &#x2014;<lb/>
3000 Exemplare wurden dem Magi&#x017F;ter zu drucken<lb/>
erlaubt &#x2014; dem Verleger vorzu&#x017F;chreiben.</p><lb/>
        <p>Vult trug darauf &#x017F;elber die Kapitel auf die<lb/>
&#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;che Po&#x017F;t, um, wie er &#x017F;agte, einmal wieder<lb/>
die Welt zu &#x017F;ehen.</p><lb/>
        <p>Am Tage darauf &#x017F;chufen beide &#x017F;ehr. Ein<lb/>
junger Autor glaubt, alles was er auf die Po&#x017F;t<lb/>
&#x017F;chickt, &#x017F;ei &#x017F;chon dadurch verlegt und gedruckt,<lb/>
und &#x017F;chreibt darum fleißiger. Kein Be&#x017F;uch, kein<lb/>
Fe&#x017F;t, kein Men&#x017F;ch, kein Brief &#x017F;to&#x0364;rte &#x017F;ie. Vult<lb/>
hatte kein Geld und Walt war zum Sitzling<lb/>
geboren. Dichter bauen, wie die afrikani&#x017F;chen Vo&#x0364;<lb/>
ker, ihre Brodfelder unter Mu&#x017F;ik und nach dem<lb/>
Talte an. Wie oft fuhr Walt u&#x0364;berglu&#x0364;cklich vom<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0155] Rath — ſich ſtolz gebehrden und viel begehren, und ſich alle Rechte der folgenden Auflagen vor¬ behalten. „Da Milton — ſetzte er hinzu — 12 Guineen fuͤr ſein verlohrnes Paradies einſtrich: ſo wollen wir, um in Leipzig zu zeigen, wie we¬ nig wir uns ihm gleichſetzen, acht und vierzig be¬ gehren.” — Der Notar erſtaunte, daß ein Autor, beſonders er, die große Gewalt ausuͤbe, Papier, Druck, Format, und Staͤrke der Auflage — 3000 Exemplare wurden dem Magiſter zu drucken erlaubt — dem Verleger vorzuſchreiben. Vult trug darauf ſelber die Kapitel auf die ſaͤchſiſche Poſt, um, wie er ſagte, einmal wieder die Welt zu ſehen. Am Tage darauf ſchufen beide ſehr. Ein junger Autor glaubt, alles was er auf die Poſt ſchickt, ſei ſchon dadurch verlegt und gedruckt, und ſchreibt darum fleißiger. Kein Beſuch, kein Feſt, kein Menſch, kein Brief ſtoͤrte ſie. Vult hatte kein Geld und Walt war zum Sitzling geboren. Dichter bauen, wie die afrikaniſchen Voͤl¬ ker, ihre Brodfelder unter Muſik und nach dem Talte an. Wie oft fuhr Walt uͤbergluͤcklich vom

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/155
Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/155>, abgerufen am 01.09.2024.