nach Laxiermitteln zu trinken. Vult gab ihn mit Wein, den er nie vergaß zu borgen. "Wenn die Alten schon den Ahorn mit Wein begossen, wie viel mehr wir den Lorbeer! -- Wer einen Hoppelpoppel schreibt, sollte ohnehin einen Hop¬ pelpoppel trinken, ja er sollte beides vereinen, und ein Punsch-Royalist werden, wenn du weißt, was Punsch royal ist. Ich genieße das Leben sub utraque." Beide führten darauf ihre guten Diskurse wie Menschen pflegen und sollen. Vult: "Ich sprech unendlich gern -- vorher eh' ich das Gesprochne aufschreibe. Tausend Sachen lassen sich erfinden, wenn man keift und kriegt. Daher kommts vielleicht, daß man auf Akademien sich in alle Würden und Erlaubnisse, zu lehren, nicht wie an Höfen hineinschmeichelt, sondern hinein¬ zankt, d. h. disputirt, wozu Sprechen so nöthig, z. B. so bring ich selber diesen Einfall oder den vormittägigen vom Flegel zu Papier." -- Walt: "darum werden Briefe als Nachhalle der Ge¬ spräche so geschätzt." -- Vult: "denn sogar zum Philosophiren ist ein zweites Menschengesicht be¬ hülflicher als eine weiße Wand- oder Papier¬
nach Laxiermitteln zu trinken. Vult gab ihn mit Wein, den er nie vergaß zu borgen. „Wenn die Alten ſchon den Ahorn mit Wein begoſſen, wie viel mehr wir den Lorbeer! — Wer einen Hoppelpoppel ſchreibt, ſollte ohnehin einen Hop¬ pelpoppel trinken, ja er ſollte beides vereinen, und ein Punſch-Royaliſt werden, wenn du weißt, was Punsch royal iſt. Ich genieße das Leben sub utraque.“ Beide fuͤhrten darauf ihre guten Diskurſe wie Menſchen pflegen und ſollen. Vult: „Ich ſprech unendlich gern — vorher eh' ich das Geſprochne aufſchreibe. Tauſend Sachen laſſen ſich erfinden, wenn man keift und kriegt. Daher kommts vielleicht, daß man auf Akademien ſich in alle Wuͤrden und Erlaubniſſe, zu lehren, nicht wie an Hoͤfen hineinſchmeichelt, ſondern hinein¬ zankt, d. h. diſputirt, wozu Sprechen ſo noͤthig, z. B. ſo bring ich ſelber dieſen Einfall oder den vormittaͤgigen vom Flegel zu Papier.“ — Walt: „darum werden Briefe als Nachhalle der Ge¬ ſpraͤche ſo geſchaͤtzt.“ — Vult: „denn ſogar zum Philoſophiren iſt ein zweites Menſchengeſicht be¬ huͤlflicher als eine weiße Wand- oder Papier¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0152"n="146"/>
nach Laxiermitteln zu trinken. Vult gab ihn mit<lb/>
Wein, den er nie vergaß zu borgen. „Wenn<lb/>
die Alten ſchon den Ahorn mit Wein begoſſen,<lb/>
wie viel mehr wir den Lorbeer! — Wer einen<lb/>
Hoppelpoppel ſchreibt, ſollte ohnehin einen Hop¬<lb/>
pelpoppel trinken, ja er ſollte beides vereinen,<lb/>
und ein Punſch-Royaliſt werden, wenn du weißt,<lb/>
was <hirendition="#aq">Punsch royal</hi> iſt. Ich genieße das Leben<lb/><hirendition="#aq">sub utraque</hi>.“ Beide fuͤhrten darauf ihre guten<lb/>
Diskurſe wie Menſchen pflegen und ſollen. Vult:<lb/>„Ich ſprech unendlich gern — vorher eh' ich das<lb/>
Geſprochne aufſchreibe. Tauſend Sachen laſſen<lb/>ſich erfinden, wenn man keift und kriegt. Daher<lb/>
kommts vielleicht, daß man auf Akademien ſich<lb/>
in alle Wuͤrden und Erlaubniſſe, zu lehren, nicht<lb/>
wie an Hoͤfen hineinſchmeichelt, ſondern hinein¬<lb/>
zankt, d. h. diſputirt, wozu Sprechen ſo noͤthig,<lb/>
z. B. ſo bring ich ſelber dieſen Einfall oder den<lb/>
vormittaͤgigen vom Flegel zu Papier.“— Walt:<lb/>„darum werden Briefe als Nachhalle der Ge¬<lb/>ſpraͤche ſo geſchaͤtzt.“— Vult: „denn ſogar zum<lb/>
Philoſophiren iſt ein zweites Menſchengeſicht be¬<lb/>
huͤlflicher als eine weiße Wand- oder Papier¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[146/0152]
nach Laxiermitteln zu trinken. Vult gab ihn mit
Wein, den er nie vergaß zu borgen. „Wenn
die Alten ſchon den Ahorn mit Wein begoſſen,
wie viel mehr wir den Lorbeer! — Wer einen
Hoppelpoppel ſchreibt, ſollte ohnehin einen Hop¬
pelpoppel trinken, ja er ſollte beides vereinen,
und ein Punſch-Royaliſt werden, wenn du weißt,
was Punsch royal iſt. Ich genieße das Leben
sub utraque.“ Beide fuͤhrten darauf ihre guten
Diskurſe wie Menſchen pflegen und ſollen. Vult:
„Ich ſprech unendlich gern — vorher eh' ich das
Geſprochne aufſchreibe. Tauſend Sachen laſſen
ſich erfinden, wenn man keift und kriegt. Daher
kommts vielleicht, daß man auf Akademien ſich
in alle Wuͤrden und Erlaubniſſe, zu lehren, nicht
wie an Hoͤfen hineinſchmeichelt, ſondern hinein¬
zankt, d. h. diſputirt, wozu Sprechen ſo noͤthig,
z. B. ſo bring ich ſelber dieſen Einfall oder den
vormittaͤgigen vom Flegel zu Papier.“ — Walt:
„darum werden Briefe als Nachhalle der Ge¬
ſpraͤche ſo geſchaͤtzt.“ — Vult: „denn ſogar zum
Philoſophiren iſt ein zweites Menſchengeſicht be¬
huͤlflicher als eine weiße Wand- oder Papier¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/152>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.