Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

alten aristotelischen Mittelsteig, der hier darin be¬
steht, daß ich weder erzähle, noch erdichte, son¬
dern dichte; und wenn Skaliger in einem Werk¬
chen von 8 Bogen über seine Familie im Stande
war, vierhundert und neun und neunzig Verfäl¬
schungen anzubringen, wie Scioppius gut erwie¬
sen*): so dürfte in einem Werkchen von eben so
vielen Bänden die Doppelzahl davon eben so leicht
als nützlich ausfallen.

Vor dem Errathen der wahren Namen un¬
serer Geschichte dürfen wir, H. Bürgermeister,
uns nicht ängstigen, da bisher für keine von al¬
len Städten, die ich in meinen vielen Romanen
abkonterfeiet habe, der Büschingische Name aus¬
gespähet wurde, ungeachtet ich in einigen davon
selber wohnte, sogar z. B. in Haelwebeemcebe
und Efgeerenengeha.

Indeß ersuch' ich die Testaments-Exekuzion,
daß mir doch Vults Einleitung zu seinem Tage¬
buch sammt unserem Briefwechsel darüber in den
fliegenden Heering (No. 56.) einzunehmen zuge¬

*) Mencken de Charl. erud. ed. IV.

alten ariſtoteliſchen Mittelſteig, der hier darin be¬
ſteht, daß ich weder erzaͤhle, noch erdichte, ſon¬
dern dichte; und wenn Skaliger in einem Werk¬
chen von 8 Bogen uͤber ſeine Familie im Stande
war, vierhundert und neun und neunzig Verfaͤl¬
ſchungen anzubringen, wie Scioppius gut erwie¬
ſen*): ſo duͤrfte in einem Werkchen von eben ſo
vielen Baͤnden die Doppelzahl davon eben ſo leicht
als nuͤtzlich ausfallen.

Vor dem Errathen der wahren Namen un¬
ſerer Geſchichte duͤrfen wir, H. Buͤrgermeiſter,
uns nicht aͤngſtigen, da bisher fuͤr keine von al¬
len Staͤdten, die ich in meinen vielen Romanen
abkonterfeiet habe, der Buͤſchingiſche Name aus¬
geſpaͤhet wurde, ungeachtet ich in einigen davon
ſelber wohnte, ſogar z. B. in Haelwebeemcebe
und Efgeerenengeha.

Indeß erſuch' ich die Teſtaments-Exekuzion,
daß mir doch Vults Einleitung zu ſeinem Tage¬
buch ſammt unſerem Briefwechſel daruͤber in den
fliegenden Heering (No. 56.) einzunehmen zuge¬

*) Mencken de Charl. erud. ed. IV.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0144" n="138"/>
alten ari&#x017F;toteli&#x017F;chen Mittel&#x017F;teig, der hier darin be¬<lb/>
&#x017F;teht, daß ich weder erza&#x0364;hle, noch erdichte, &#x017F;on¬<lb/>
dern dichte; und wenn Skaliger in einem Werk¬<lb/>
chen von 8 Bogen u&#x0364;ber &#x017F;eine Familie im Stande<lb/>
war, vierhundert und neun und neunzig Verfa&#x0364;<lb/>
&#x017F;chungen anzubringen, wie Scioppius gut erwie¬<lb/>
&#x017F;en<note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">Mencken de Charl</hi>. <hi rendition="#aq">erud</hi>. <hi rendition="#aq">ed</hi>. <hi rendition="#aq">IV</hi>.<lb/></note>: &#x017F;o du&#x0364;rfte in einem Werkchen von eben &#x017F;o<lb/>
vielen Ba&#x0364;nden die Doppelzahl davon eben &#x017F;o leicht<lb/>
als nu&#x0364;tzlich ausfallen.</p><lb/>
        <p>Vor dem Errathen der wahren Namen un¬<lb/>
&#x017F;erer Ge&#x017F;chichte du&#x0364;rfen wir, H. Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter,<lb/>
uns nicht a&#x0364;ng&#x017F;tigen, da bisher fu&#x0364;r keine von al¬<lb/>
len Sta&#x0364;dten, die ich in meinen vielen Romanen<lb/>
abkonterfeiet habe, der Bu&#x0364;&#x017F;chingi&#x017F;che Name aus¬<lb/>
ge&#x017F;pa&#x0364;het wurde, ungeachtet ich in einigen davon<lb/>
&#x017F;elber wohnte, &#x017F;ogar z. B. in <hi rendition="#aq">Haelwebeemcebe</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">Efgeerenengeha</hi>.</p><lb/>
        <p>Indeß er&#x017F;uch' ich die Te&#x017F;taments-Exekuzion,<lb/>
daß mir doch Vults Einleitung zu &#x017F;einem Tage¬<lb/>
buch &#x017F;ammt un&#x017F;erem Briefwech&#x017F;el daru&#x0364;ber in den<lb/>
fliegenden Heering (<hi rendition="#aq">No</hi>. 56.) einzunehmen zuge¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0144] alten ariſtoteliſchen Mittelſteig, der hier darin be¬ ſteht, daß ich weder erzaͤhle, noch erdichte, ſon¬ dern dichte; und wenn Skaliger in einem Werk¬ chen von 8 Bogen uͤber ſeine Familie im Stande war, vierhundert und neun und neunzig Verfaͤl¬ ſchungen anzubringen, wie Scioppius gut erwie¬ ſen *): ſo duͤrfte in einem Werkchen von eben ſo vielen Baͤnden die Doppelzahl davon eben ſo leicht als nuͤtzlich ausfallen. Vor dem Errathen der wahren Namen un¬ ſerer Geſchichte duͤrfen wir, H. Buͤrgermeiſter, uns nicht aͤngſtigen, da bisher fuͤr keine von al¬ len Staͤdten, die ich in meinen vielen Romanen abkonterfeiet habe, der Buͤſchingiſche Name aus¬ geſpaͤhet wurde, ungeachtet ich in einigen davon ſelber wohnte, ſogar z. B. in Haelwebeemcebe und Efgeerenengeha. Indeß erſuch' ich die Teſtaments-Exekuzion, daß mir doch Vults Einleitung zu ſeinem Tage¬ buch ſammt unſerem Briefwechſel daruͤber in den fliegenden Heering (No. 56.) einzunehmen zuge¬ *) Mencken de Charl. erud. ed. IV.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/144
Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/144>, abgerufen am 27.11.2024.