Bruder aussehen, der ihn martert auf einer un¬ absehlichen Folterleiter, auf der er ausgespannt lag von Stern zu Stern.
An einem November-Nachmittage ging er in das Wirthshaus zum Wirthshaus, wo er ihn, wie bekannt, nach einem langen Lebens-Winter gefunden hatte, wie einen Mai. Der Herrnhuti¬ sche Wirth prügelte eben, da er eintrat, die Wir¬ thinn aus dem Gasthofe hinaus, warf ihr seinen Jungen nach, und schrie: wär' er kein Christ, so würd' er sie anders behandeln; so eben zähm' er sich, und kein böses Wort komme aus sei¬ nem Maule. Walten kannt' er gar nicht mehr, als dieser um das vorige, jetzt zugemauerte, Ober¬ zimmer anhielt, wo er im July geschlafen hatte. Theils Würste, theils Flachs auf Stroh waren darin auseinander gebreitet. Er entfloh auf den herrnhutischen Gottesacker, wo er einstens, als die Sonne unter- und der Bruder aufging, so froh und so neu geworden. -- Aber die Bäume waren, anstatt begrabne Gerippe laubig zu bedecken, sel¬ ber steilrechte geworden -- dabei schneiete es reg¬ nerisch -- mehr das Gewölke als die Sonne ging
Bruder ausſehen, der ihn martert auf einer un¬ abſehlichen Folterleiter, auf der er ausgeſpannt lag von Stern zu Stern.
An einem November-Nachmittage ging er in das Wirthshaus zum Wirthshaus, wo er ihn, wie bekannt, nach einem langen Lebens-Winter gefunden hatte, wie einen Mai. Der Herrnhuti¬ ſche Wirth pruͤgelte eben, da er eintrat, die Wir¬ thinn aus dem Gaſthofe hinaus, warf ihr ſeinen Jungen nach, und ſchrie: waͤr' er kein Chriſt, ſo wuͤrd' er ſie anders behandeln; ſo eben zaͤhm' er ſich, und kein boͤſes Wort komme aus ſei¬ nem Maule. Walten kannt' er gar nicht mehr, als dieſer um das vorige, jetzt zugemauerte, Ober¬ zimmer anhielt, wo er im July geſchlafen hatte. Theils Wuͤrſte, theils Flachs auf Stroh waren darin auseinander gebreitet. Er entfloh auf den herrnhutiſchen Gottesacker, wo er einſtens, als die Sonne unter- und der Bruder aufging, ſo froh und ſo neu geworden. — Aber die Baͤume waren, anſtatt begrabne Gerippe laubig zu bedecken, ſel¬ ber ſteilrechte geworden — dabei ſchneiete es reg¬ neriſch — mehr das Gewoͤlke als die Sonne ging
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Bruder ausſehen, der ihn martert auf einer un¬
abſehlichen Folterleiter, auf der er ausgeſpannt
lag von Stern zu Stern.
An einem November-Nachmittage ging er in
das Wirthshaus zum Wirthshaus, wo er ihn,
wie bekannt, nach einem langen Lebens-Winter
gefunden hatte, wie einen Mai. Der Herrnhuti¬
ſche Wirth pruͤgelte eben, da er eintrat, die Wir¬
thinn aus dem Gaſthofe hinaus, warf ihr ſeinen
Jungen nach, und ſchrie: waͤr' er kein Chriſt, ſo
wuͤrd' er ſie anders behandeln; ſo eben zaͤhm'
er ſich, und kein boͤſes Wort komme aus ſei¬
nem Maule. Walten kannt' er gar nicht mehr,
als dieſer um das vorige, jetzt zugemauerte, Ober¬
zimmer anhielt, wo er im July geſchlafen hatte.
Theils Wuͤrſte, theils Flachs auf Stroh waren
darin auseinander gebreitet. Er entfloh auf den
herrnhutiſchen Gottesacker, wo er einſtens, als
die Sonne unter- und der Bruder aufging, ſo froh
und ſo neu geworden. — Aber die Baͤume waren,
anſtatt begrabne Gerippe laubig zu bedecken, ſel¬
ber ſteilrechte geworden — dabei ſchneiete es reg¬
neriſch — mehr das Gewoͤlke als die Sonne ging
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/113>, abgerufen am 24.11.2024.
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