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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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wenn wir Juden einen schlimmen Fürsten malen
wollen, so sagen wir: das ist ein wahrer Titus!
-- Die Titusköpfe bauen uns kein Jerusalem."
"Sonst -- fuhr ich fort -- war Hebräisch, Ju¬
denteutsch, Neuhebräisch, mein Fach, sammt den
Hülfssprachen, dem Chaldäischen, Arabischen --
alles ist vergessen durchs starke Fieber, Moses --
Sonst kannt' ich meine Schuldner auf hundert
Schritte, die Gläubiger auf tausend weit." --
"Wechsel, versetzt' er, sind da gut" und präsen¬
tirte mir einen fälligen noch über der Spree" . . . . .

Hier machte aufgeheitert H. Paradisi die
Thüre auf und dankte Raphaelen sehr für ihr
Blatt, und warf ein höfliches Auge auf Walt.
Er nahm dessen Bürgschaft an. Selten war der
Notarius seliger -- und unseliger gewesen. Vults
parodischer, zynischer Spaß hatte ihm allein rein¬
bitter geschmeckt -- andern nur abgeschmackt --;
indeß ihn das neue Glück erquickte, Flittes Ent¬
satz und Schutzgeist zu werden. Vor Vults Oh¬
ren und Augen wurde kühn und kalt die Wechsel¬
sache vollführt und geründet und der Flötenspieler
wurde über die so frei auseinander blühende Ge¬

wenn wir Juden einen ſchlimmen Fuͤrſten malen
wollen, ſo ſagen wir: das iſt ein wahrer Titus!
— Die Tituskoͤpfe bauen uns kein Jeruſalem.“
„Sonſt — fuhr ich fort — war Hebraͤiſch, Ju¬
denteutſch, Neuhebraͤiſch, mein Fach, ſammt den
Huͤlfsſprachen, dem Chaldaͤiſchen, Arabiſchen —
alles iſt vergeſſen durchs ſtarke Fieber, Moſes —
Sonſt kannt' ich meine Schuldner auf hundert
Schritte, die Glaͤubiger auf tauſend weit.“ —
„Wechſel, verſetzt' er, ſind da gut“ und praͤſen¬
tirte mir einen faͤlligen noch uͤber der Spree“ . . . . .

Hier machte aufgeheitert H. Paradiſi die
Thuͤre auf und dankte Raphaelen ſehr fuͤr ihr
Blatt, und warf ein hoͤfliches Auge auf Walt.
Er nahm deſſen Buͤrgſchaft an. Selten war der
Notarius ſeliger — und unſeliger geweſen. Vults
parodiſcher, zyniſcher Spaß hatte ihm allein rein¬
bitter geſchmeckt — andern nur abgeſchmackt —;
indeß ihn das neue Gluͤck erquickte, Flittes Ent¬
ſatz und Schutzgeiſt zu werden. Vor Vults Oh¬
ren und Augen wurde kuͤhn und kalt die Wechſel¬
ſache vollfuͤhrt und geruͤndet und der Floͤtenſpieler
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[98/0104] wenn wir Juden einen ſchlimmen Fuͤrſten malen wollen, ſo ſagen wir: das iſt ein wahrer Titus! — Die Tituskoͤpfe bauen uns kein Jeruſalem.“ „Sonſt — fuhr ich fort — war Hebraͤiſch, Ju¬ denteutſch, Neuhebraͤiſch, mein Fach, ſammt den Huͤlfsſprachen, dem Chaldaͤiſchen, Arabiſchen — alles iſt vergeſſen durchs ſtarke Fieber, Moſes — Sonſt kannt' ich meine Schuldner auf hundert Schritte, die Glaͤubiger auf tauſend weit.“ — „Wechſel, verſetzt' er, ſind da gut“ und praͤſen¬ tirte mir einen faͤlligen noch uͤber der Spree“ . . . . . Hier machte aufgeheitert H. Paradiſi die Thuͤre auf und dankte Raphaelen ſehr fuͤr ihr Blatt, und warf ein hoͤfliches Auge auf Walt. Er nahm deſſen Buͤrgſchaft an. Selten war der Notarius ſeliger — und unſeliger geweſen. Vults parodiſcher, zyniſcher Spaß hatte ihm allein rein¬ bitter geſchmeckt — andern nur abgeſchmackt —; indeß ihn das neue Gluͤck erquickte, Flittes Ent¬ ſatz und Schutzgeiſt zu werden. Vor Vults Oh¬ ren und Augen wurde kuͤhn und kalt die Wechſel¬ ſache vollfuͤhrt und geruͤndet und der Floͤtenſpieler wurde uͤber die ſo frei auseinander bluͤhende Ge¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/104>, abgerufen am 24.11.2024.