Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.der Berge ruft die Waldlerche und die Drosseln Im hohen Aether waren zarte Streifen, Silber¬ der Berge ruft die Waldlerche und die Droſſeln Im hohen Aether waren zarte Streifen, Silber¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0095" n="87"/> der Berge ruft die Waldlerche und die Droſſeln<lb/> herrlich herunter — ſchoͤne Fruͤhlingswinde ziehen<lb/> durch das lange Thal — die Schmetterlinge und<lb/> die Muͤcken halten ihren Kinderball und der Ro¬<lb/> ſennachfalter oder das Goldvoͤgelgen ſizt ſtill auf<lb/> der Erde — die Blaͤtter der Kirſchbaͤume gluͤhen<lb/> roth, wie ihre Fruͤchte, nach, und ſtatt blaſſer<lb/> Bluͤthen fallen ſchoͤn bemalte Blaͤtter — und im<lb/> Fruͤhling wie im Herbſte zieht die Sonne am<lb/> Spinnrade der Erde fliegendes Gewebe aus — —<lb/> wahrhaftig es iſt ein Fruͤhling, wie ich noch ſel¬<lb/> ten einen geſehen.“</p><lb/> <p>Im hohen Aether waren zarte Streifen, Silber¬<lb/> blumen gewebt und Meilen-tief darunter zog lang¬<lb/> ſam ein Wolken-Gebuͤrge nach dem andern hin;<lb/> — zwiſchen dieſe aufgebauete Kluft im Blau flog<lb/> Walt, und wandelte auf dem Himmelswege aus<lb/> Duft leicht dahin und ſah oben noch hoͤher auf.<lb/> Doch ſah er auch herab ins heimliche Thal —<lb/> ſah den ſtillen glatten Fluß darin gleiten —<lb/> Waͤlder bogen ſich liebend von einem Bergruͤcken<lb/> hinein, am andern glaͤnzten Trauben und Wein¬<lb/> bergshaͤusgen und reife Beete. — Er fuhr wie¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [87/0095]
der Berge ruft die Waldlerche und die Droſſeln
herrlich herunter — ſchoͤne Fruͤhlingswinde ziehen
durch das lange Thal — die Schmetterlinge und
die Muͤcken halten ihren Kinderball und der Ro¬
ſennachfalter oder das Goldvoͤgelgen ſizt ſtill auf
der Erde — die Blaͤtter der Kirſchbaͤume gluͤhen
roth, wie ihre Fruͤchte, nach, und ſtatt blaſſer
Bluͤthen fallen ſchoͤn bemalte Blaͤtter — und im
Fruͤhling wie im Herbſte zieht die Sonne am
Spinnrade der Erde fliegendes Gewebe aus — —
wahrhaftig es iſt ein Fruͤhling, wie ich noch ſel¬
ten einen geſehen.“
Im hohen Aether waren zarte Streifen, Silber¬
blumen gewebt und Meilen-tief darunter zog lang¬
ſam ein Wolken-Gebuͤrge nach dem andern hin;
— zwiſchen dieſe aufgebauete Kluft im Blau flog
Walt, und wandelte auf dem Himmelswege aus
Duft leicht dahin und ſah oben noch hoͤher auf.
Doch ſah er auch herab ins heimliche Thal —
ſah den ſtillen glatten Fluß darin gleiten —
Waͤlder bogen ſich liebend von einem Bergruͤcken
hinein, am andern glaͤnzten Trauben und Wein¬
bergshaͤusgen und reife Beete. — Er fuhr wie¬
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/95>, abgerufen am 16.02.2025. |