Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.arme verhörte Herz und war ordentlich auf sich Er hätt' aber nur diesen Schelm fragen Izt sah er ein weisses Schnupftuch, aber arme verhoͤrte Herz und war ordentlich auf ſich Er haͤtt' aber nur dieſen Schelm fragen Izt ſah er ein weiſſes Schnupftuch, aber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0067" n="59"/> arme verhoͤrte Herz und war ordentlich auf ſich<lb/> aͤrgerlich, ohne Noth dem ehrlichen guten Schelm<lb/> ſo zugeſezt zu haben.</p><lb/> <p>Er haͤtt' aber nur dieſen Schelm fragen<lb/> ſollen, wie ihn bei zehnmal groͤßerer Erbſchaft,<lb/> z. B. der Tod des Bruders geſtimmt haben<lb/> wuͤrde: ſo wuͤrd' er, wenn er gefunden haͤtte,<lb/> daß dann die Laſt viel zu ſchwer, der Kopf zu<lb/> gebeugt geweſen waͤre, um nur etwas anderes<lb/> zu ſehen, als das Grab und den Verluſt, leicht<lb/> den Schluß gezogen haben, daß nur die Liebe<lb/> den Schmerz erſchaffe, und daß er vergeblich<lb/> einen zu großen, bei einer zu kleinen fuͤr den El¬<lb/> ſaſſer von ſich gefordert.</p><lb/> <p>Izt ſah er ein weiſſes Schnupftuch, aber<lb/> nicht am Thurm, ſondern an Raphaelen, die<lb/> im Parke traurig luſtwandelte, und welcher<lb/> die modiſche Taſchenloſigkeit das Gluͤck gewaͤhr¬<lb/> te, dieſen Schmuͤcklappen des Gefuͤhls, dieſe<lb/> Flughaut der Phantaſie in der Hand zu haben.<lb/> Sie ſah oft nach dem Thurme, einigemal an<lb/> ſein Fenſter, gruͤſt' ihn mitten im Schmerz; ja<lb/> als wenn ſie ihm winke, hinunter zu kommen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [59/0067]
arme verhoͤrte Herz und war ordentlich auf ſich
aͤrgerlich, ohne Noth dem ehrlichen guten Schelm
ſo zugeſezt zu haben.
Er haͤtt' aber nur dieſen Schelm fragen
ſollen, wie ihn bei zehnmal groͤßerer Erbſchaft,
z. B. der Tod des Bruders geſtimmt haben
wuͤrde: ſo wuͤrd' er, wenn er gefunden haͤtte,
daß dann die Laſt viel zu ſchwer, der Kopf zu
gebeugt geweſen waͤre, um nur etwas anderes
zu ſehen, als das Grab und den Verluſt, leicht
den Schluß gezogen haben, daß nur die Liebe
den Schmerz erſchaffe, und daß er vergeblich
einen zu großen, bei einer zu kleinen fuͤr den El¬
ſaſſer von ſich gefordert.
Izt ſah er ein weiſſes Schnupftuch, aber
nicht am Thurm, ſondern an Raphaelen, die
im Parke traurig luſtwandelte, und welcher
die modiſche Taſchenloſigkeit das Gluͤck gewaͤhr¬
te, dieſen Schmuͤcklappen des Gefuͤhls, dieſe
Flughaut der Phantaſie in der Hand zu haben.
Sie ſah oft nach dem Thurme, einigemal an
ſein Fenſter, gruͤſt' ihn mitten im Schmerz; ja
als wenn ſie ihm winke, hinunter zu kommen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |