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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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Zelte aufspannen, um mit den Provenzalen ein
Wort zu reden (wie in jenen Zeiten und Ländern,
wo die Erde noch ein leichtes Lustlager der Dicht¬
kunst war und der Troubadour, ja der Conteur
sich in Damen höchsten Standes verlieben durfte)
-- und ein ewiger Frühling sang auf der Erde
und im Himmel, das Leben war ein weicher Tanz
in Blumen.

"Süsse Freudenthäler hinter den Bergen,
sang Walt, ich möchte auch hinüber ziehen in das
morgenrothe Leben, wo die Liebe nichts verlangt
als eine Jungfrau und einen Dichter -- ich möch¬
te drüben in wehender Frühlingsluft mit einer
Laute zwischen den Zelten mitgehen, und die stille
Liebe singen und schnell aufhören, wenn Wina
vorbeigienge."

Darauf kehrte Walt in sein Kämmergen zu¬
rück, fand aber, mit seiner geographischen und
historischen Provence in der Brust, so wenig Plaz
darin, daß er mit einiger Kühnheit -- denn die
Poesie hatt' ihn sehr gleich und frei gemacht --
in Neupeters Park hinabspazierte, wo er Floren,
mit Früchten wie eine Pomona beschwert, in den

Zelte aufſpannen, um mit den Provenzalen ein
Wort zu reden (wie in jenen Zeiten und Laͤndern,
wo die Erde noch ein leichtes Luſtlager der Dicht¬
kunſt war und der Troubadour, ja der Conteur
ſich in Damen hoͤchſten Standes verlieben durfte)
— und ein ewiger Fruͤhling ſang auf der Erde
und im Himmel, das Leben war ein weicher Tanz
in Blumen.

„Suͤſſe Freudenthaͤler hinter den Bergen,
ſang Walt, ich moͤchte auch hinuͤber ziehen in das
morgenrothe Leben, wo die Liebe nichts verlangt
als eine Jungfrau und einen Dichter — ich moͤch¬
te druͤben in wehender Fruͤhlingsluft mit einer
Laute zwiſchen den Zelten mitgehen, und die ſtille
Liebe ſingen und ſchnell aufhoͤren, wenn Wina
vorbeigienge.“

Darauf kehrte Walt in ſein Kaͤmmergen zu¬
ruͤck, fand aber, mit ſeiner geographiſchen und
hiſtoriſchen Provence in der Bruſt, ſo wenig Plaz
darin, daß er mit einiger Kuͤhnheit — denn die
Poeſie hatt' ihn ſehr gleich und frei gemacht —
in Neupeters Park hinabſpazierte, wo er Floren,
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[23/0031] Zelte aufſpannen, um mit den Provenzalen ein Wort zu reden (wie in jenen Zeiten und Laͤndern, wo die Erde noch ein leichtes Luſtlager der Dicht¬ kunſt war und der Troubadour, ja der Conteur ſich in Damen hoͤchſten Standes verlieben durfte) — und ein ewiger Fruͤhling ſang auf der Erde und im Himmel, das Leben war ein weicher Tanz in Blumen. „Suͤſſe Freudenthaͤler hinter den Bergen, ſang Walt, ich moͤchte auch hinuͤber ziehen in das morgenrothe Leben, wo die Liebe nichts verlangt als eine Jungfrau und einen Dichter — ich moͤch¬ te druͤben in wehender Fruͤhlingsluft mit einer Laute zwiſchen den Zelten mitgehen, und die ſtille Liebe ſingen und ſchnell aufhoͤren, wenn Wina vorbeigienge.“ Darauf kehrte Walt in ſein Kaͤmmergen zu¬ ruͤck, fand aber, mit ſeiner geographiſchen und hiſtoriſchen Provence in der Bruſt, ſo wenig Plaz darin, daß er mit einiger Kuͤhnheit — denn die Poeſie hatt' ihn ſehr gleich und frei gemacht — in Neupeters Park hinabſpazierte, wo er Floren, mit Fruͤchten wie eine Pomona beſchwert, in den

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/31>, abgerufen am 23.11.2024.