Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.sen oder nur taufnamigen Briefe auf dem schön Das schöne Kabinet war von den Tapeten ſen oder nur taufnamigen Briefe auf dem ſchoͤn Das ſchoͤne Kabinet war von den Tapeten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0024" n="16"/> ſen oder nur taufnamigen Briefe auf dem ſchoͤn<lb/> geaͤderten Sekretair ſamt Schreibbefehlen und gieng<lb/> davon. Mit ſo ſehr ausgeſuchten End-Lettern<lb/> oder Final-Schweifen, als nur je aus Paris ver¬<lb/> ſandt werden nebſt viel ſchlimmern Polaritaͤten,<lb/> z. B. Robespierriſchen Schweifen, <hi rendition="#aq">Culs de Paris</hi>,<lb/> — kopierte der Notar und ſah ſich ſpaͤt um.</p><lb/> <p>Das ſchoͤne Kabinet war von den Tapeten<lb/> zu einer Blumenlaube gemalt, aber voll Blumen¬<lb/> duͤfte, die aus einer wahren kam und voll gruͤner<lb/> Daͤmmerung. Die Jalouſie-Gitter waren vor¬<lb/> gezogen, fuͤr ihn ein gruͤner Schleier eines blen¬<lb/> denden Tags; ſogar im Winter gruͤnte ihn dieſes<lb/> Blaͤtter-Skelet der vertrokneten bunten Zeit wie<lb/> ein Zauber an. „In dem nahen Wand-Schrank<lb/> haͤngt — ſagt' er zu ſich — Winas himmelblaues<lb/> Kleid, denk' ich. Wie auf einer ſanftwallenden<lb/> Wolke ſaß er, und ſchrieb oft eine briefliche Wen¬<lb/> dung ab, die ſich fuͤr ſeine Lage ſehr gut ſchickte.<lb/> Es wiegt' ihn auf und nieder, daß er ſich doch<lb/> mit Ihr, mit derjenigen in Einer Zimmer-Ebene,<lb/> unter Einem Dache befand, mit welcher er das<lb/> Trauerband derſelben Schmerzen trug und die ihm<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [16/0024]
ſen oder nur taufnamigen Briefe auf dem ſchoͤn
geaͤderten Sekretair ſamt Schreibbefehlen und gieng
davon. Mit ſo ſehr ausgeſuchten End-Lettern
oder Final-Schweifen, als nur je aus Paris ver¬
ſandt werden nebſt viel ſchlimmern Polaritaͤten,
z. B. Robespierriſchen Schweifen, Culs de Paris,
— kopierte der Notar und ſah ſich ſpaͤt um.
Das ſchoͤne Kabinet war von den Tapeten
zu einer Blumenlaube gemalt, aber voll Blumen¬
duͤfte, die aus einer wahren kam und voll gruͤner
Daͤmmerung. Die Jalouſie-Gitter waren vor¬
gezogen, fuͤr ihn ein gruͤner Schleier eines blen¬
denden Tags; ſogar im Winter gruͤnte ihn dieſes
Blaͤtter-Skelet der vertrokneten bunten Zeit wie
ein Zauber an. „In dem nahen Wand-Schrank
haͤngt — ſagt' er zu ſich — Winas himmelblaues
Kleid, denk' ich. Wie auf einer ſanftwallenden
Wolke ſaß er, und ſchrieb oft eine briefliche Wen¬
dung ab, die ſich fuͤr ſeine Lage ſehr gut ſchickte.
Es wiegt' ihn auf und nieder, daß er ſich doch
mit Ihr, mit derjenigen in Einer Zimmer-Ebene,
unter Einem Dache befand, mit welcher er das
Trauerband derſelben Schmerzen trug und die ihm
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