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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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len Magistrate zu schreiben versprach, ist gerade
ein närrischer, den der junge Schuster am besten
ausfechten würde, in öffentlichen Blättern. Ein
hochedler Stadtmagistrat wünschte nämlich von
weiten, daß das Werk etwas verweint, und be¬
weglich verfasset würde. Aber wie war das noch
thunlich in unsern Tagen, Verehrteste, die ein
wahrer einziger heller Tag sind, wo die Aufklä¬
rung als ein eingeklemmter angezündeter Strik
fort glimmt, an welchem an öffentlichen Orten
jedes Tabakskollegium seine Köpfe anzündet? --
Wer öffentlich noch ein wenig empfinden darf --
und der ist zu beneiden -- das sind entweder die
Buchhändler in ihren Bücher-Geburts-Anzei¬
gen, indem man alle etwannige Empfindsamkeit
darin mit dem Eigennuz entschuldigen kann; oder
es sinds die lachenden Erben in ihren Todes-An¬
zeigen, wo aus demselben Grunde der Korkzieher
der Thränen darf eingeschraubt und angezogen
werden. Sonst aber hat man gegen Weinen, be¬
sonders wahres, viel -- die Thränenkrüge sind
zerschlagen, die weinenden Marienbilder umge¬
worfen von zeitiger Titanomanie -- die besten

len Magiſtrate zu ſchreiben verſprach, iſt gerade
ein naͤrriſcher, den der junge Schuſter am beſten
ausfechten wuͤrde, in oͤffentlichen Blaͤttern. Ein
hochedler Stadtmagiſtrat wuͤnſchte naͤmlich von
weiten, daß das Werk etwas verweint, und be¬
weglich verfaſſet wuͤrde. Aber wie war das noch
thunlich in unſern Tagen, Verehrteſte, die ein
wahrer einziger heller Tag ſind, wo die Aufklaͤ¬
rung als ein eingeklemmter angezuͤndeter Strik
fort glimmt, an welchem an oͤffentlichen Orten
jedes Tabakskollegium ſeine Koͤpfe anzuͤndet? —
Wer oͤffentlich noch ein wenig empfinden darf —
und der iſt zu beneiden — das ſind entweder die
Buchhaͤndler in ihren Buͤcher-Geburts-Anzei¬
gen, indem man alle etwannige Empfindſamkeit
darin mit dem Eigennuz entſchuldigen kann; oder
es ſinds die lachenden Erben in ihren Todes-An¬
zeigen, wo aus demſelben Grunde der Korkzieher
der Thraͤnen darf eingeſchraubt und angezogen
werden. Sonſt aber hat man gegen Weinen, be¬
ſonders wahres, viel — die Thraͤnenkruͤge ſind
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[224/0232] len Magiſtrate zu ſchreiben verſprach, iſt gerade ein naͤrriſcher, den der junge Schuſter am beſten ausfechten wuͤrde, in oͤffentlichen Blaͤttern. Ein hochedler Stadtmagiſtrat wuͤnſchte naͤmlich von weiten, daß das Werk etwas verweint, und be¬ weglich verfaſſet wuͤrde. Aber wie war das noch thunlich in unſern Tagen, Verehrteſte, die ein wahrer einziger heller Tag ſind, wo die Aufklaͤ¬ rung als ein eingeklemmter angezuͤndeter Strik fort glimmt, an welchem an oͤffentlichen Orten jedes Tabakskollegium ſeine Koͤpfe anzuͤndet? — Wer oͤffentlich noch ein wenig empfinden darf — und der iſt zu beneiden — das ſind entweder die Buchhaͤndler in ihren Buͤcher-Geburts-Anzei¬ gen, indem man alle etwannige Empfindſamkeit darin mit dem Eigennuz entſchuldigen kann; oder es ſinds die lachenden Erben in ihren Todes-An¬ zeigen, wo aus demſelben Grunde der Korkzieher der Thraͤnen darf eingeſchraubt und angezogen werden. Sonſt aber hat man gegen Weinen, be¬ ſonders wahres, viel — die Thraͤnenkruͤge ſind zerſchlagen, die weinenden Marienbilder umge¬ worfen von zeitiger Titanomanie — die beſten

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/232>, abgerufen am 22.11.2024.