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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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lange träumt' er -- fuhr wieder auf der Gasse
eine Nachtmusik auf, welche Zablocki's Leute ab¬
bliesen. Nachdem Walt die Gasse wie ein Lo¬
rettohäusgen, in die schönste welsche Stadt ge¬
tragen und niedergesezt, -- nachdem er die herr¬
lichen Blize des Klanges, die an den Saiten
wie an Metalldrath herabfuhren, auf sich ein¬
schlagen lassen -- und nachdem er die Sterne
und den Mond nach der irdischen Sphärenmu¬
sik in Tanz gesezt -- und nachdem die Lust
halb aus war: so flatterte Jakobine, deren Flü¬
stern er vorher fast im Nebenzimmer zu hören
geglaubt, zur Thüre hinein und ans Fenster, vor
brennender Ungeduld, die Töne zu hören, nicht
aber den Notar.

Walt wuste nicht sogleich, wo er war oder
bleiben sollte. Er schlich sich heimlich und leise
aus den Kissen in die Kleider, und hinter die
Hörerin; wie angezündeter Flachs, war er in
höhere Regionen aufgeflogen, ohne einen Weg
zu wissen. Nicht daß er von ihr oder von sich
etwas besorgte; aber nur die Welt kannte er,
und ihre Parterre's-Pfeifen gegen jedes kühne

lange traͤumt' er — fuhr wieder auf der Gaſſe
eine Nachtmuſik auf, welche Zablocki's Leute ab¬
blieſen. Nachdem Walt die Gaſſe wie ein Lo¬
rettohaͤusgen, in die ſchoͤnſte welſche Stadt ge¬
tragen und niedergeſezt, — nachdem er die herr¬
lichen Blize des Klanges, die an den Saiten
wie an Metalldrath herabfuhren, auf ſich ein¬
ſchlagen laſſen — und nachdem er die Sterne
und den Mond nach der irdiſchen Sphaͤrenmu¬
ſik in Tanz geſezt — und nachdem die Luſt
halb aus war: ſo flatterte Jakobine, deren Fluͤ¬
ſtern er vorher faſt im Nebenzimmer zu hoͤren
geglaubt, zur Thuͤre hinein und ans Fenſter, vor
brennender Ungeduld, die Toͤne zu hoͤren, nicht
aber den Notar.

Walt wuſte nicht ſogleich, wo er war oder
bleiben ſollte. Er ſchlich ſich heimlich und leiſe
aus den Kiſſen in die Kleider, und hinter die
Hoͤrerin; wie angezuͤndeter Flachs, war er in
hoͤhere Regionen aufgeflogen, ohne einen Weg
zu wiſſen. Nicht daß er von ihr oder von ſich
etwas beſorgte; aber nur die Welt kannte er,
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[192/0200] lange traͤumt' er — fuhr wieder auf der Gaſſe eine Nachtmuſik auf, welche Zablocki's Leute ab¬ blieſen. Nachdem Walt die Gaſſe wie ein Lo¬ rettohaͤusgen, in die ſchoͤnſte welſche Stadt ge¬ tragen und niedergeſezt, — nachdem er die herr¬ lichen Blize des Klanges, die an den Saiten wie an Metalldrath herabfuhren, auf ſich ein¬ ſchlagen laſſen — und nachdem er die Sterne und den Mond nach der irdiſchen Sphaͤrenmu¬ ſik in Tanz geſezt — und nachdem die Luſt halb aus war: ſo flatterte Jakobine, deren Fluͤ¬ ſtern er vorher faſt im Nebenzimmer zu hoͤren geglaubt, zur Thuͤre hinein und ans Fenſter, vor brennender Ungeduld, die Toͤne zu hoͤren, nicht aber den Notar. Walt wuſte nicht ſogleich, wo er war oder bleiben ſollte. Er ſchlich ſich heimlich und leiſe aus den Kiſſen in die Kleider, und hinter die Hoͤrerin; wie angezuͤndeter Flachs, war er in hoͤhere Regionen aufgeflogen, ohne einen Weg zu wiſſen. Nicht daß er von ihr oder von ſich etwas beſorgte; aber nur die Welt kannte er, und ihre Parterre's-Pfeifen gegen jedes kuͤhne

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/200>, abgerufen am 25.11.2024.