Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite

wie in Montpellier, alles in Rosen und von Ro¬
sen lebt, wenn man auch gleich jezt nichts davon
sieht als die Dornen, Herr General?"

Dieser, der nicht daraus gehorcht hatte, rief
seinem Kutscher einen derben Fluch zu, weil er
mit seinem Wagen fast an dem Fränzelschen
geentert hätte. Walt sagte, das seien die Ak¬
teurs; und forderte vom Wirth ein vortrefliches
Zimmer, das man ihm leicht zugestand, weil
man ihn für einen Sekretair Zablocki's ansah,
was noch dazu richtig war in Rücksicht der ero¬
tischen Memoiren. Da er darein geführet wur¬
de, erstaunte er schon vorläufig über den Prunk
des Prunkzimmers und wurde gerührt von sei¬
nem Glücksschwung, was zunahm, als er den
Bettelstab, dem er seinen Hut aufsezte, an den
Spiegeltisch stellte. Da er aber in höchster Be¬
quemlichkeit und Seelen-Ruhe auf- und ab
gieng, die Papiertapeten statt des ihm gewöhn¬
lichern Tapetenpapiers -- die drei Spiegel -- die
Kommode-Beschläge mit Messing-Masken --
die Fenster-Rouleaux -- und vollends die Be¬
dientenklingel ausfand: so läutete er diese zum

wie in Montpellier, alles in Roſen und von Ro¬
ſen lebt, wenn man auch gleich jezt nichts davon
ſieht als die Dornen, Herr General?“

Dieſer, der nicht daraus gehorcht hatte, rief
ſeinem Kutſcher einen derben Fluch zu, weil er
mit ſeinem Wagen faſt an dem Fraͤnzelſchen
geentert haͤtte. Walt ſagte, das ſeien die Ak¬
teurs; und forderte vom Wirth ein vortrefliches
Zimmer, das man ihm leicht zugeſtand, weil
man ihn fuͤr einen Sekretair Zablocki's anſah,
was noch dazu richtig war in Ruͤckſicht der ero¬
tiſchen Memoiren. Da er darein gefuͤhret wur¬
de, erſtaunte er ſchon vorlaͤufig uͤber den Prunk
des Prunkzimmers und wurde geruͤhrt von ſei¬
nem Gluͤcksſchwung, was zunahm, als er den
Bettelſtab, dem er ſeinen Hut aufſezte, an den
Spiegeltiſch ſtellte. Da er aber in hoͤchſter Be¬
quemlichkeit und Seelen-Ruhe auf- und ab
gieng, die Papiertapeten ſtatt des ihm gewoͤhn¬
lichern Tapetenpapiers — die drei Spiegel — die
Kommode-Beſchlaͤge mit Meſſing-Maſken —
die Fenſter-Rouleaux — und vollends die Be¬
dientenklingel ausfand: ſo laͤutete er dieſe zum

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0175" n="167"/>
wie in Montpellier, alles in Ro&#x017F;en und von Ro¬<lb/>
&#x017F;en lebt, wenn man auch gleich jezt nichts davon<lb/>
&#x017F;ieht als die Dornen, Herr General?&#x201C;</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;er, der nicht daraus gehorcht hatte, rief<lb/>
&#x017F;einem Kut&#x017F;cher einen derben Fluch zu, weil er<lb/>
mit &#x017F;einem Wagen fa&#x017F;t an dem <hi rendition="#g">Fra&#x0364;nzel&#x017F;chen</hi><lb/>
geentert ha&#x0364;tte. Walt &#x017F;agte, das &#x017F;eien die Ak¬<lb/>
teurs; und forderte vom Wirth ein vortrefliches<lb/>
Zimmer, das man ihm leicht zuge&#x017F;tand, weil<lb/>
man ihn fu&#x0364;r einen Sekretair Zablocki's an&#x017F;ah,<lb/>
was noch dazu richtig war in Ru&#x0364;ck&#x017F;icht der ero¬<lb/>
ti&#x017F;chen Memoiren. Da er darein gefu&#x0364;hret wur¬<lb/>
de, er&#x017F;taunte er &#x017F;chon vorla&#x0364;ufig u&#x0364;ber den Prunk<lb/>
des Prunkzimmers und wurde geru&#x0364;hrt von &#x017F;ei¬<lb/>
nem Glu&#x0364;cks&#x017F;chwung, was zunahm, als er den<lb/>
Bettel&#x017F;tab, dem er &#x017F;einen Hut auf&#x017F;ezte, an den<lb/>
Spiegelti&#x017F;ch &#x017F;tellte. Da er aber in ho&#x0364;ch&#x017F;ter Be¬<lb/>
quemlichkeit und Seelen-Ruhe auf- und ab<lb/>
gieng, die Papiertapeten &#x017F;tatt des ihm gewo&#x0364;hn¬<lb/>
lichern Tapetenpapiers &#x2014; die drei Spiegel &#x2014; die<lb/>
Kommode-Be&#x017F;chla&#x0364;ge mit Me&#x017F;&#x017F;ing-Ma&#x017F;ken &#x2014;<lb/>
die Fen&#x017F;ter-Rouleaux &#x2014; und vollends die Be¬<lb/>
dientenklingel ausfand: &#x017F;o la&#x0364;utete er die&#x017F;e zum<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0175] wie in Montpellier, alles in Roſen und von Ro¬ ſen lebt, wenn man auch gleich jezt nichts davon ſieht als die Dornen, Herr General?“ Dieſer, der nicht daraus gehorcht hatte, rief ſeinem Kutſcher einen derben Fluch zu, weil er mit ſeinem Wagen faſt an dem Fraͤnzelſchen geentert haͤtte. Walt ſagte, das ſeien die Ak¬ teurs; und forderte vom Wirth ein vortrefliches Zimmer, das man ihm leicht zugeſtand, weil man ihn fuͤr einen Sekretair Zablocki's anſah, was noch dazu richtig war in Ruͤckſicht der ero¬ tiſchen Memoiren. Da er darein gefuͤhret wur¬ de, erſtaunte er ſchon vorlaͤufig uͤber den Prunk des Prunkzimmers und wurde geruͤhrt von ſei¬ nem Gluͤcksſchwung, was zunahm, als er den Bettelſtab, dem er ſeinen Hut aufſezte, an den Spiegeltiſch ſtellte. Da er aber in hoͤchſter Be¬ quemlichkeit und Seelen-Ruhe auf- und ab gieng, die Papiertapeten ſtatt des ihm gewoͤhn¬ lichern Tapetenpapiers — die drei Spiegel — die Kommode-Beſchlaͤge mit Meſſing-Maſken — die Fenſter-Rouleaux — und vollends die Be¬ dientenklingel ausfand: ſo laͤutete er dieſe zum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/175
Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/175>, abgerufen am 27.11.2024.