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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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die seltensten Väter und Töchter und Bege¬
benheiten wohnen und heraus treten, und auf
den Notar zugehen; er versah sich dessen ohne
Furcht.

Als eine zweite Strasse seine zu einem Kreuz¬
wege, diesem Andreaskreuze der Zauberinnen,
durchschnitt: so wehten ihn tiefe Sagen schauer¬
lich aus der Kindheit an; im Brennpunkte der
vier Welt-Ecken stand er, das fernste Treiben
der Erde, das Durcheinanderlaufen des Lebens
umspannt' er auf der wehenden Stelle. Da er¬
blickt' er Jodiz, wo er Vults Traume nach
essen sollte. Es kam ihm aber vor, er hab' es
schon längst gesehen, der Strom um das Dorf,
der Bach durch dasselbe, der am Flusse steil auf¬
fahrende Wald-Berg, die Birken-Einfassung
und alles war ihm eine Heimath alter Bilder.
Vielleicht hatte einmal der Traumgott vor ihm
ein ähnliches Dörfgen aus Luft auf den Schlaf
hingebauet und es ihn durchschweben lassen *).

*) Es giebt zwar ein zweites Jodiz mit gleicher Ge¬
gend, -- das Kindheitsdorf des gegenwärtigen

die ſeltenſten Vaͤter und Toͤchter und Bege¬
benheiten wohnen und heraus treten, und auf
den Notar zugehen; er verſah ſich deſſen ohne
Furcht.

Als eine zweite Straſſe ſeine zu einem Kreuz¬
wege, dieſem Andreaskreuze der Zauberinnen,
durchſchnitt: ſo wehten ihn tiefe Sagen ſchauer¬
lich aus der Kindheit an; im Brennpunkte der
vier Welt-Ecken ſtand er, das fernſte Treiben
der Erde, das Durcheinanderlaufen des Lebens
umſpannt' er auf der wehenden Stelle. Da er¬
blickt' er Jodiz, wo er Vults Traume nach
eſſen ſollte. Es kam ihm aber vor, er hab' es
ſchon laͤngſt geſehen, der Strom um das Dorf,
der Bach durch daſſelbe, der am Fluſſe ſteil auf¬
fahrende Wald-Berg, die Birken-Einfaſſung
und alles war ihm eine Heimath alter Bilder.
Vielleicht hatte einmal der Traumgott vor ihm
ein aͤhnliches Doͤrfgen aus Luft auf den Schlaf
hingebauet und es ihn durchſchweben laſſen *).

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[154/0162] die ſeltenſten Vaͤter und Toͤchter und Bege¬ benheiten wohnen und heraus treten, und auf den Notar zugehen; er verſah ſich deſſen ohne Furcht. Als eine zweite Straſſe ſeine zu einem Kreuz¬ wege, dieſem Andreaskreuze der Zauberinnen, durchſchnitt: ſo wehten ihn tiefe Sagen ſchauer¬ lich aus der Kindheit an; im Brennpunkte der vier Welt-Ecken ſtand er, das fernſte Treiben der Erde, das Durcheinanderlaufen des Lebens umſpannt' er auf der wehenden Stelle. Da er¬ blickt' er Jodiz, wo er Vults Traume nach eſſen ſollte. Es kam ihm aber vor, er hab' es ſchon laͤngſt geſehen, der Strom um das Dorf, der Bach durch daſſelbe, der am Fluſſe ſteil auf¬ fahrende Wald-Berg, die Birken-Einfaſſung und alles war ihm eine Heimath alter Bilder. Vielleicht hatte einmal der Traumgott vor ihm ein aͤhnliches Doͤrfgen aus Luft auf den Schlaf hingebauet und es ihn durchſchweben laſſen *). *) Es giebt zwar ein zweites Jodiz mit gleicher Ge¬ gend, — das Kindheitsdorf des gegenwaͤrtigen

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/162>, abgerufen am 24.11.2024.