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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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aus und ließ ihre Reize, wie sie die Handschu¬
he, stehen. Schönheit und Eigennuz oder Geiz
waren ihm entgegengesezte Pole. Im Einkau¬
fe -- nicht im Verkaufe -- sind die Weiber
weniger grosmüthig und viel kleinlicher als die
Männer, weil sie argwöhnischer, besonnener, und
furchtsamer sind, und mehr an kleine Ausgaben
gewöhnt als an grosse. Das Blau-Auge gieng
vor ihm her, und sah sich nach ihm um; aber
er sah sich nach der Brief-Post um, deren Horn
und Pferd ihm nachlärmte. Am Posthorne
wollte seiner Phantasie etwas nicht gefallen, oh¬
ne daß er sich's recht zu sagen wuste, bis er
endlich herausfühlte, daß ihm das Horn -- sonst
das Füllhorn und Fühlhorn seiner Zukunft --
jezt ohne alle Sehnsucht -- ausgenommen die
nach einer -- da stehen lasse und anblase, weil
der Klang nichts male und verspreche, als was
er eben habe, fremdes Land. Auch mag das
oft den Menschen kalt gegen Briefpostreiter un¬
terwegs machen, daß er weiß, sie haben nichts
an ihn.

Im Ludwig XVIII fand er die Briefpost

aus und ließ ihre Reize, wie ſie die Handſchu¬
he, ſtehen. Schoͤnheit und Eigennuz oder Geiz
waren ihm entgegengeſezte Pole. Im Einkau¬
fe — nicht im Verkaufe — ſind die Weiber
weniger grosmuͤthig und viel kleinlicher als die
Maͤnner, weil ſie argwoͤhniſcher, beſonnener, und
furchtſamer ſind, und mehr an kleine Ausgaben
gewoͤhnt als an groſſe. Das Blau-Auge gieng
vor ihm her, und ſah ſich nach ihm um; aber
er ſah ſich nach der Brief-Poſt um, deren Horn
und Pferd ihm nachlaͤrmte. Am Poſthorne
wollte ſeiner Phantaſie etwas nicht gefallen, oh¬
ne daß er ſich's recht zu ſagen wuſte, bis er
endlich herausfuͤhlte, daß ihm das Horn — ſonſt
das Fuͤllhorn und Fuͤhlhorn ſeiner Zukunft —
jezt ohne alle Sehnſucht — ausgenommen die
nach einer — da ſtehen laſſe und anblaſe, weil
der Klang nichts male und verſpreche, als was
er eben habe, fremdes Land. Auch mag das
oft den Menſchen kalt gegen Briefpoſtreiter un¬
terwegs machen, daß er weiß, ſie haben nichts
an ihn.

Im Ludwig XVIII fand er die Briefpoſt

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[125/0133] aus und ließ ihre Reize, wie ſie die Handſchu¬ he, ſtehen. Schoͤnheit und Eigennuz oder Geiz waren ihm entgegengeſezte Pole. Im Einkau¬ fe — nicht im Verkaufe — ſind die Weiber weniger grosmuͤthig und viel kleinlicher als die Maͤnner, weil ſie argwoͤhniſcher, beſonnener, und furchtſamer ſind, und mehr an kleine Ausgaben gewoͤhnt als an groſſe. Das Blau-Auge gieng vor ihm her, und ſah ſich nach ihm um; aber er ſah ſich nach der Brief-Poſt um, deren Horn und Pferd ihm nachlaͤrmte. Am Poſthorne wollte ſeiner Phantaſie etwas nicht gefallen, oh¬ ne daß er ſich's recht zu ſagen wuſte, bis er endlich herausfuͤhlte, daß ihm das Horn — ſonſt das Fuͤllhorn und Fuͤhlhorn ſeiner Zukunft — jezt ohne alle Sehnſucht — ausgenommen die nach einer — da ſtehen laſſe und anblaſe, weil der Klang nichts male und verſpreche, als was er eben habe, fremdes Land. Auch mag das oft den Menſchen kalt gegen Briefpoſtreiter un¬ terwegs machen, daß er weiß, ſie haben nichts an ihn. Im Ludwig XVIII fand er die Briefpoſt

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/133>, abgerufen am 27.11.2024.