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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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zu grosses Geld bei sich fand. Der Knabe sah
ihn dumm an, lächelte dann, wie über einen Spaß,
und sagte nichts. Walt wies ihm einen. "O,
sagt' er, das kenn' er wohl, sein Vater hab' ihn
oft wechseln lassen." Der Notar erfuhr endlich,
der Knabe sei ein Hesse -- und gab ihm alle va¬
terländische Groschen.

Allmählig äusserte jezt der Bettelstab seine
feindselige Kraft, eine Wetterstange zu seyn, wel¬
che Gewitter zieht. Walt konnte den Frühling
des Vormittags durchaus nicht wieder zurük
bringen, sondern mußte den Herbst vor sich ste¬
hen sehen, der gerade so episch macht, als der
Lenz lyrisch und romantisch. Er durft' es dem
Stok sehr aufbürden, daß er nach den Leipziger
Bergen sah und doch ganz vergeblich hinter ih¬
nen auf der andern Seite in die Leipziger Ebenen
herabzufahren suchte bis vor Winas Gartenthü¬
re, weil der Stok sich gleichsam unter dem Berg-
Schlitten stemmte und stülpte.

Er sah nur das Fliehen und Fliegen des Le¬
bens, die Eile auf der Erde, die Flucht des Wol¬
kenschattens, indeß am Himmel die Wolke selber

zu groſſes Geld bei ſich fand. Der Knabe ſah
ihn dumm an, laͤchelte dann, wie uͤber einen Spaß,
und ſagte nichts. Walt wies ihm einen. „O,
ſagt' er, das kenn' er wohl, ſein Vater hab' ihn
oft wechſeln laſſen.“ Der Notar erfuhr endlich,
der Knabe ſei ein Heſſe — und gab ihm alle va¬
terlaͤndiſche Groſchen.

Allmaͤhlig aͤuſſerte jezt der Bettelſtab ſeine
feindſelige Kraft, eine Wetterſtange zu ſeyn, wel¬
che Gewitter zieht. Walt konnte den Fruͤhling
des Vormittags durchaus nicht wieder zuruͤk
bringen, ſondern mußte den Herbſt vor ſich ſte¬
hen ſehen, der gerade ſo epiſch macht, als der
Lenz lyriſch und romantiſch. Er durft' es dem
Stok ſehr aufbuͤrden, daß er nach den Leipziger
Bergen ſah und doch ganz vergeblich hinter ih¬
nen auf der andern Seite in die Leipziger Ebenen
herabzufahren ſuchte bis vor Winas Gartenthuͤ¬
re, weil der Stok ſich gleichſam unter dem Berg-
Schlitten ſtemmte und ſtuͤlpte.

Er ſah nur das Fliehen und Fliegen des Le¬
bens, die Eile auf der Erde, die Flucht des Wol¬
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[107/0115] zu groſſes Geld bei ſich fand. Der Knabe ſah ihn dumm an, laͤchelte dann, wie uͤber einen Spaß, und ſagte nichts. Walt wies ihm einen. „O, ſagt' er, das kenn' er wohl, ſein Vater hab' ihn oft wechſeln laſſen.“ Der Notar erfuhr endlich, der Knabe ſei ein Heſſe — und gab ihm alle va¬ terlaͤndiſche Groſchen. Allmaͤhlig aͤuſſerte jezt der Bettelſtab ſeine feindſelige Kraft, eine Wetterſtange zu ſeyn, wel¬ che Gewitter zieht. Walt konnte den Fruͤhling des Vormittags durchaus nicht wieder zuruͤk bringen, ſondern mußte den Herbſt vor ſich ſte¬ hen ſehen, der gerade ſo epiſch macht, als der Lenz lyriſch und romantiſch. Er durft' es dem Stok ſehr aufbuͤrden, daß er nach den Leipziger Bergen ſah und doch ganz vergeblich hinter ih¬ nen auf der andern Seite in die Leipziger Ebenen herabzufahren ſuchte bis vor Winas Gartenthuͤ¬ re, weil der Stok ſich gleichſam unter dem Berg- Schlitten ſtemmte und ſtuͤlpte. Er ſah nur das Fliehen und Fliegen des Le¬ bens, die Eile auf der Erde, die Flucht des Wol¬ kenſchattens, indeß am Himmel die Wolke ſelber

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/115>, abgerufen am 27.11.2024.