schildert, weil ich Ihre Liebe, Ihr Vergeben kenne, mit ganz anderem poetischen Farben- Schmelze mahlen kann. -- -- Freundin, ich schreibe einen Roman. -- Genug, genug! was ich sonst noch gefunden, was ich vielleicht nach anderthalb Stunden finde -- Goldine, dürfte ich diese Freuden in Ihr Herz ausgießen! O müst' ich nicht vor die glänzenden Sonnen-Wolken verhüllende Erdenwolken ziehen! -- Adio, Ca¬ rissima!"
Aber hier sprang er auf, ließ unabgeschrie¬ ben den Kaufbrief liegen, unter dessen Abfassung er heute eben vernommen, daß Klothar zurück und der Himmel in der Nähe sei, und lief in des Grafen Garten. Im Schreiben war Walt Befehlshaber seiner Phantasie beträchtlich, aber im Leben nur Diener derselben; wenn jene spie¬ lend ihm ihre Blumen und Früchte wechselnd in den Schoos hinein und über den Kopf hinüber warf: so drang unaufhaltsam sein ernsters Herz seinen Gärten, seinem Gipfel zu und suchte den Zweig.
In Klothars Park hoft' er auf ein schönes
Flegeljahre II. Bd. 3
ſchildert, weil ich Ihre Liebe, Ihr Vergeben kenne, mit ganz anderem poetiſchen Farben- Schmelze mahlen kann. — — Freundin, ich ſchreibe einen Roman. — Genug, genug! was ich ſonſt noch gefunden, was ich vielleicht nach anderthalb Stunden finde — Goldine, duͤrfte ich dieſe Freuden in Ihr Herz ausgießen! O muͤſt' ich nicht vor die glaͤnzenden Sonnen-Wolken verhuͤllende Erdenwolken ziehen! — Adio, Ca¬ riſſima!“
Aber hier ſprang er auf, ließ unabgeſchrie¬ ben den Kaufbrief liegen, unter deſſen Abfaſſung er heute eben vernommen, daß Klothar zuruͤck und der Himmel in der Naͤhe ſei, und lief in des Grafen Garten. Im Schreiben war Walt Befehlshaber ſeiner Phantaſie betraͤchtlich, aber im Leben nur Diener derſelben; wenn jene ſpie¬ lend ihm ihre Blumen und Fruͤchte wechſelnd in den Schoos hinein und uͤber den Kopf hinuͤber warf: ſo drang unaufhaltſam ſein ernſters Herz ſeinen Gaͤrten, ſeinem Gipfel zu und ſuchte den Zweig.
In Klothars Park hoft' er auf ein ſchoͤnes
Flegeljahre II. Bd. 3
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ſchildert, weil ich Ihre Liebe, Ihr Vergeben
kenne, mit ganz anderem poetiſchen Farben-
Schmelze mahlen kann. — — Freundin, ich
ſchreibe einen Roman. — Genug, genug! was
ich ſonſt noch gefunden, was ich vielleicht nach
anderthalb Stunden finde — Goldine, duͤrfte ich
dieſe Freuden in Ihr Herz ausgießen! O muͤſt'
ich nicht vor die glaͤnzenden Sonnen-Wolken
verhuͤllende Erdenwolken ziehen! — Adio, Ca¬
riſſima!“
Aber hier ſprang er auf, ließ unabgeſchrie¬
ben den Kaufbrief liegen, unter deſſen Abfaſſung
er heute eben vernommen, daß Klothar zuruͤck
und der Himmel in der Naͤhe ſei, und lief in des
Grafen Garten. Im Schreiben war Walt
Befehlshaber ſeiner Phantaſie betraͤchtlich, aber
im Leben nur Diener derſelben; wenn jene ſpie¬
lend ihm ihre Blumen und Fruͤchte wechſelnd in
den Schoos hinein und uͤber den Kopf hinuͤber
warf: ſo drang unaufhaltſam ſein ernſters Herz
ſeinen Gaͤrten, ſeinem Gipfel zu und ſuchte den
Zweig.
In Klothars Park hoft' er auf ein ſchoͤnes
Flegeljahre II. Bd. 3
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/33>, abgerufen am 16.02.2025.
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