Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.Darauf gieng er weiter zur Mahlerei des Som¬ "Schon der Sommer allein erhöbe! Gott, Darauf gieng er weiter zur Mahlerei des Som¬ „Schon der Sommer allein erhoͤbe! Gott, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030" n="22"/> Darauf gieng er weiter zur Mahlerei des Som¬<lb/> merlebens, an welche er ſich ohne Furcht mit fol¬<lb/> genden Farben machte:</p><lb/> <p>„Schon der Sommer allein erhoͤbe! Gott,<lb/> welche Jahres-Zeit! Warlich ich weis oft nicht,<lb/> bleib' ich in der Stadt oder geh' ich aufs Feld,<lb/> ſo ſehr iſts einerlei und huͤbſch. Geht man zum<lb/> Thor hinaus: ſo erfreuen einen die Bettler, die<lb/> jezt nicht frieren und die Poſtreiter, die mit vie¬<lb/> ler Luſt die ganze Nacht zu Pferde ſizen koͤnnen,<lb/> und die Schaͤfer ſchlafen im Freien. Man braucht<lb/> kein dumpfes Haus; jede Staude macht man<lb/> zur Stube und hat dabei gar meine guten aͤmſi¬<lb/> gen Bienen vor ſich und die praͤchtigſten Zweifal¬<lb/> ter. In Gaͤrten auf Bergen ſizen Gymnaſia¬<lb/> ſten und ziehen im Freien Vokabeln aus Lexizis.<lb/> Wegen des Jagdverbotes wird nichts geſchoſſen,<lb/> und alles Leben in Buͤſchen und Furchen und<lb/> auf Aeſten kann ſich ſo recht ſicher ergoͤtzen.<lb/> Ueberall kommen Reiſende auf allen Wegen da¬<lb/> her, haben die Wagen meiſt zuruͤck geſchlagen,<lb/> den Pferden ſtecken Zweige im Sattel und den<lb/> Fuhrleuten Roſen im Mund. Die Schatten der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [22/0030]
Darauf gieng er weiter zur Mahlerei des Som¬
merlebens, an welche er ſich ohne Furcht mit fol¬
genden Farben machte:
„Schon der Sommer allein erhoͤbe! Gott,
welche Jahres-Zeit! Warlich ich weis oft nicht,
bleib' ich in der Stadt oder geh' ich aufs Feld,
ſo ſehr iſts einerlei und huͤbſch. Geht man zum
Thor hinaus: ſo erfreuen einen die Bettler, die
jezt nicht frieren und die Poſtreiter, die mit vie¬
ler Luſt die ganze Nacht zu Pferde ſizen koͤnnen,
und die Schaͤfer ſchlafen im Freien. Man braucht
kein dumpfes Haus; jede Staude macht man
zur Stube und hat dabei gar meine guten aͤmſi¬
gen Bienen vor ſich und die praͤchtigſten Zweifal¬
ter. In Gaͤrten auf Bergen ſizen Gymnaſia¬
ſten und ziehen im Freien Vokabeln aus Lexizis.
Wegen des Jagdverbotes wird nichts geſchoſſen,
und alles Leben in Buͤſchen und Furchen und
auf Aeſten kann ſich ſo recht ſicher ergoͤtzen.
Ueberall kommen Reiſende auf allen Wegen da¬
her, haben die Wagen meiſt zuruͤck geſchlagen,
den Pferden ſtecken Zweige im Sattel und den
Fuhrleuten Roſen im Mund. Die Schatten der
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