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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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der werde, was er da einbrocke, schon einmal
auszuessen haben, wenn ihn einst die 7 Erben
und die geheimen Testamentsartikel für jedes
Notariats-Verbrechen bei den Haaren nehmen,
wie ja das sein tägliches Gebet zum Himmel sei.
Walt fand nichts dabei unbegreiflich, als daß er
-- freilich mehr sein Petschaft -- im Stande
sein sollte, die wichtigsten Dinge zu bestätigen,
da er kaum begriff, wie er einst einen Ehemann
oder Staatsbürger abgeben könnte statt einem
leeren Jüngling.

Seinem Bruder schrieb er, wie er mitten
unter den Instrumenten den Roman weiter webe,
indem er so lange, bis eine Kopie abtrokne, un¬
gehindert dichten könne -- so wie D' Aguesseau
behauptete, er habe viele seiner Werke im Zwi¬
schenraume gemacht, wo er sagte, qu'on serve,
und wo man meldete, qu'il etoit servi. Aber
Vult schrieb ihm Bitten und Gebote zurück, ums
Himmelswillen bei sich zu sein, sich nie zu ir¬
ren, kein Stunden-Datum und andere Beiwer¬
ke der Kontrakte zu vergessen, nie zu abbrevieren
mit Zeichen oder notis, obgleich notarius da¬

der werde, was er da einbrocke, ſchon einmal
auszueſſen haben, wenn ihn einſt die 7 Erben
und die geheimen Teſtamentsartikel fuͤr jedes
Notariats-Verbrechen bei den Haaren nehmen,
wie ja das ſein taͤgliches Gebet zum Himmel ſei.
Walt fand nichts dabei unbegreiflich, als daß er
— freilich mehr ſein Petſchaft — im Stande
ſein ſollte, die wichtigſten Dinge zu beſtaͤtigen,
da er kaum begriff, wie er einſt einen Ehemann
oder Staatsbuͤrger abgeben koͤnnte ſtatt einem
leeren Juͤngling.

Seinem Bruder ſchrieb er, wie er mitten
unter den Inſtrumenten den Roman weiter webe,
indem er ſo lange, bis eine Kopie abtrokne, un¬
gehindert dichten koͤnne — ſo wie D' Agueſſeau
behauptete, er habe viele ſeiner Werke im Zwi¬
ſchenraume gemacht‚ wo er ſagte, qu'on ſerve,
und wo man meldete‚ qu'il etoit ſervi. Aber
Vult ſchrieb ihm Bitten und Gebote zuruͤck, ums
Himmelswillen bei ſich zu ſein, ſich nie zu ir¬
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ke der Kontrakte zu vergeſſen, nie zu abbrevieren
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[19/0027] der werde, was er da einbrocke, ſchon einmal auszueſſen haben, wenn ihn einſt die 7 Erben und die geheimen Teſtamentsartikel fuͤr jedes Notariats-Verbrechen bei den Haaren nehmen, wie ja das ſein taͤgliches Gebet zum Himmel ſei. Walt fand nichts dabei unbegreiflich, als daß er — freilich mehr ſein Petſchaft — im Stande ſein ſollte, die wichtigſten Dinge zu beſtaͤtigen, da er kaum begriff, wie er einſt einen Ehemann oder Staatsbuͤrger abgeben koͤnnte ſtatt einem leeren Juͤngling. Seinem Bruder ſchrieb er, wie er mitten unter den Inſtrumenten den Roman weiter webe, indem er ſo lange, bis eine Kopie abtrokne, un¬ gehindert dichten koͤnne — ſo wie D' Agueſſeau behauptete, er habe viele ſeiner Werke im Zwi¬ ſchenraume gemacht‚ wo er ſagte, qu'on ſerve, und wo man meldete‚ qu'il etoit ſervi. Aber Vult ſchrieb ihm Bitten und Gebote zuruͤck, ums Himmelswillen bei ſich zu ſein, ſich nie zu ir¬ ren, kein Stunden-Datum und andere Beiwer¬ ke der Kontrakte zu vergeſſen, nie zu abbrevieren mit Zeichen oder notis, obgleich notarius da¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/27>, abgerufen am 22.11.2024.