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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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"Vater und Mutter müssen Sie fragen,
nicht mich" sagte Vult. Der unglückliche No¬
tar konnte matt den Sargdeckel nicht aufstoßen,
zu welchem hinunter er die polternden Zurüstun¬
gen zu einem Duelle über seinem Kopfe hörte.
"Wenn Sie niemand unter falschem Titel prä¬
sentirt haben als sich selber, so brauch' ich keine
Erklärung; von Bürgerlichen forder' ich keine"
sagte der Graf und saß im Wagen. Vult ließ
die Thüre nicht schließen, und rief noch hinein:
"können denn nicht die zwei Narren von Adel
sein -- oder gar drei?" Aber der Wagen roll¬
te fort und er blieb mit vergeblicher Tapferkeit
zurück.

Walt konnte erdrückt dem Menschen kein
Glück nachwünschen, dem er das größte ge¬
nommen; nicht einmal im Herzen wagt' er es,
Wünsche auszudenken. Ohne Worte schlich er
mit dem stillen Bruder aus dem verlornen Eden-
Garten. Vult sah den Bruder unter der innern
tiefhängenden Wetterwolke gebogen gehen; aber
er sprach kein Wort zum Trost. Walt nahm
dessen Hand, um sich an ein Herz anzuhalten;

„Vater und Mutter muͤſſen Sie fragen,
nicht mich“ ſagte Vult. Der ungluͤckliche No¬
tar konnte matt den Sargdeckel nicht aufſtoßen,
zu welchem hinunter er die polternden Zuruͤſtun¬
gen zu einem Duelle uͤber ſeinem Kopfe hoͤrte.
„Wenn Sie niemand unter falſchem Titel praͤ¬
ſentirt haben als ſich ſelber, ſo brauch' ich keine
Erklaͤrung; von Buͤrgerlichen forder' ich keine“
ſagte der Graf und ſaß im Wagen. Vult ließ
die Thuͤre nicht ſchließen, und rief noch hinein:
„koͤnnen denn nicht die zwei Narren von Adel
ſein — oder gar drei?“ Aber der Wagen roll¬
te fort und er blieb mit vergeblicher Tapferkeit
zuruͤck.

Walt konnte erdruͤckt dem Menſchen kein
Gluͤck nachwuͤnſchen, dem er das groͤßte ge¬
nommen; nicht einmal im Herzen wagt' er es,
Wuͤnſche auszudenken. Ohne Worte ſchlich er
mit dem ſtillen Bruder aus dem verlornen Eden-
Garten. Vult ſah den Bruder unter der innern
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er ſprach kein Wort zum Troſt. Walt nahm
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[219/0227] „Vater und Mutter muͤſſen Sie fragen, nicht mich“ ſagte Vult. Der ungluͤckliche No¬ tar konnte matt den Sargdeckel nicht aufſtoßen, zu welchem hinunter er die polternden Zuruͤſtun¬ gen zu einem Duelle uͤber ſeinem Kopfe hoͤrte. „Wenn Sie niemand unter falſchem Titel praͤ¬ ſentirt haben als ſich ſelber, ſo brauch' ich keine Erklaͤrung; von Buͤrgerlichen forder' ich keine“ ſagte der Graf und ſaß im Wagen. Vult ließ die Thuͤre nicht ſchließen, und rief noch hinein: „koͤnnen denn nicht die zwei Narren von Adel ſein — oder gar drei?“ Aber der Wagen roll¬ te fort und er blieb mit vergeblicher Tapferkeit zuruͤck. Walt konnte erdruͤckt dem Menſchen kein Gluͤck nachwuͤnſchen, dem er das groͤßte ge¬ nommen; nicht einmal im Herzen wagt' er es, Wuͤnſche auszudenken. Ohne Worte ſchlich er mit dem ſtillen Bruder aus dem verlornen Eden- Garten. Vult ſah den Bruder unter der innern tiefhaͤngenden Wetterwolke gebogen gehen; aber er ſprach kein Wort zum Troſt. Walt nahm deſſen Hand, um ſich an ein Herz anzuhalten;

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/227>, abgerufen am 22.11.2024.