Hausherr -- erwiederte Vult mit den Blizen der Laune im Auge, weil er eben die Digression über den Adel für den Doppel-Roman zu Pa¬ pier gebracht. -- So viel giebst du zu, daß du einige Heft- oder Demantnadeln zur Bundes- Naht mit Klothar -- was eben mein Projekt sein will -- vonnöthen hast. Handlungen freilich galten von jeher für die besten Fähren zum Herzen, für die rechten Kernschüsse zur Brust, da Worte nur Bogenschüsse sind, oder was man will. Einem einen Uhrschlüssel abkau¬ fen, oder sonst ein Kauf, das sperret mehr am bedekten Gehäuse eines Menschen auf als dreißig dejeauners in einem Monat von 31 Tagen. Wolltest du also dem Grafen z. B. nur einen Stein ins Fenster werfen oder an das Schulter¬ blatt: so kämest du sogleich mit ihm in Hand¬ lung und darauf leicht in nähere Verbindung; oder eben so auch, wenn du im Finstern auf ihn los fahren, ihn bei den Rockklappen packen und nicht los lassen wolltest, weil du ihn für deinen Bruder gehalten hättest, den du so unbeschreiblich liebtest, gäbest du vor. Da aber
Hausherr — erwiederte Vult mit den Blizen der Laune im Auge, weil er eben die Digreſſion uͤber den Adel fuͤr den Doppel-Roman zu Pa¬ pier gebracht. — So viel giebſt du zu, daß du einige Heft- oder Demantnadeln zur Bundes- Naht mit Klothar — was eben mein Projekt ſein will — vonnoͤthen haſt. Handlungen freilich galten von jeher fuͤr die beſten Faͤhren zum Herzen, fuͤr die rechten Kernſchuͤſſe zur Bruſt, da Worte nur Bogenſchuͤſſe ſind, oder was man will. Einem einen Uhrſchluͤſſel abkau¬ fen, oder ſonſt ein Kauf, das ſperret mehr am bedekten Gehaͤuſe eines Menſchen auf als dreißig dejeûners in einem Monat von 31 Tagen. Wollteſt du alſo dem Grafen z. B. nur einen Stein ins Fenſter werfen oder an das Schulter¬ blatt: ſo kaͤmeſt du ſogleich mit ihm in Hand¬ lung und darauf leicht in naͤhere Verbindung; oder eben ſo auch, wenn du im Finſtern auf ihn los fahren, ihn bei den Rockklappen packen und nicht los laſſen wollteſt, weil du ihn fuͤr deinen Bruder gehalten haͤtteſt, den du ſo unbeſchreiblich liebteſt, gaͤbeſt du vor. Da aber
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[196/0204]
Hausherr — erwiederte Vult mit den Blizen
der Laune im Auge, weil er eben die Digreſſion
uͤber den Adel fuͤr den Doppel-Roman zu Pa¬
pier gebracht. — So viel giebſt du zu, daß du
einige Heft- oder Demantnadeln zur Bundes-
Naht mit Klothar — was eben mein Projekt
ſein will — vonnoͤthen haſt. Handlungen
freilich galten von jeher fuͤr die beſten Faͤhren
zum Herzen, fuͤr die rechten Kernſchuͤſſe zur
Bruſt, da Worte nur Bogenſchuͤſſe ſind, oder
was man will. Einem einen Uhrſchluͤſſel abkau¬
fen, oder ſonſt ein Kauf, das ſperret mehr am
bedekten Gehaͤuſe eines Menſchen auf als dreißig
dejeûners in einem Monat von 31 Tagen.
Wollteſt du alſo dem Grafen z. B. nur einen
Stein ins Fenſter werfen oder an das Schulter¬
blatt: ſo kaͤmeſt du ſogleich mit ihm in Hand¬
lung und darauf leicht in naͤhere Verbindung;
oder eben ſo auch, wenn du im Finſtern auf
ihn los fahren, ihn bei den Rockklappen
packen und nicht los laſſen wollteſt, weil du ihn
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/204>, abgerufen am 16.02.2025.
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