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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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Darum fährt der Adel in ein Fahrzeug mit
Segeln eingeschift, der Bürger in eines mit Ru¬
dern. Jener ersteigt die höchsten Posten, so
wie das Faulthier nur die Gipfel sucht. -- Aber
was haben wir Teufel? Besitzen wir unbeschreib¬
liche Verdienste: so können diese nicht adeln, son¬
dern sie müssen geadelt werden; und dann sind
wir zu brauchen, sowohl zu einem Ministers- als
sonstigen Posten."

Doch der Adel erkennt auch selber seine Kost¬
barkeit und unsere Nothwendigkeit gern an; denn
er schenkt selber deswegen -- wie etwan die Hol¬
länder einen Theil Gewürz verbrennen oder die
Engelländer nur siebenjährig ihre Wasserblei-
Gruben aufthun, damit der Preiß nicht fal¬
le -- in seiner Jugend der Welt fast nur Bür¬
gerliche, und sparsam erst später in der Ehe ei¬
nes und das andere Edelkind, er macht lieber
zehn Arbeiter als eine Arbeit, weil er den Staat
liebt und sich.

O schweige noch! freilich war dies nur Aus¬
schweifung in der Ausschweifung. -- Abnahme
des Adelstolzes wollen neuerer Zeit viele noch

Darum faͤhrt der Adel in ein Fahrzeug mit
Segeln eingeſchift, der Buͤrger in eines mit Ru¬
dern. Jener erſteigt die hoͤchſten Poſten, ſo
wie das Faulthier nur die Gipfel ſucht. — Aber
was haben wir Teufel? Beſitzen wir unbeſchreib¬
liche Verdienſte: ſo koͤnnen dieſe nicht adeln, ſon¬
dern ſie muͤſſen geadelt werden; und dann ſind
wir zu brauchen, ſowohl zu einem Miniſters- als
ſonſtigen Poſten.“

Doch der Adel erkennt auch ſelber ſeine Koſt¬
barkeit und unſere Nothwendigkeit gern an; denn
er ſchenkt ſelber deswegen — wie etwan die Hol¬
laͤnder einen Theil Gewuͤrz verbrennen oder die
Engellaͤnder nur ſiebenjaͤhrig ihre Waſſerblei-
Gruben aufthun, damit der Preiß nicht fal¬
le — in ſeiner Jugend der Welt faſt nur Buͤr¬
gerliche, und ſparſam erſt ſpaͤter in der Ehe ei¬
nes und das andere Edelkind, er macht lieber
zehn Arbeiter als eine Arbeit, weil er den Staat
liebt und ſich.

O ſchweige noch! freilich war dies nur Aus¬
ſchweifung in der Ausſchweifung. — Abnahme
des Adelſtolzes wollen neuerer Zeit viele noch

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[188/0196] Darum faͤhrt der Adel in ein Fahrzeug mit Segeln eingeſchift, der Buͤrger in eines mit Ru¬ dern. Jener erſteigt die hoͤchſten Poſten, ſo wie das Faulthier nur die Gipfel ſucht. — Aber was haben wir Teufel? Beſitzen wir unbeſchreib¬ liche Verdienſte: ſo koͤnnen dieſe nicht adeln, ſon¬ dern ſie muͤſſen geadelt werden; und dann ſind wir zu brauchen, ſowohl zu einem Miniſters- als ſonſtigen Poſten.“ Doch der Adel erkennt auch ſelber ſeine Koſt¬ barkeit und unſere Nothwendigkeit gern an; denn er ſchenkt ſelber deswegen — wie etwan die Hol¬ laͤnder einen Theil Gewuͤrz verbrennen oder die Engellaͤnder nur ſiebenjaͤhrig ihre Waſſerblei- Gruben aufthun, damit der Preiß nicht fal¬ le — in ſeiner Jugend der Welt faſt nur Buͤr¬ gerliche, und ſparſam erſt ſpaͤter in der Ehe ei¬ nes und das andere Edelkind, er macht lieber zehn Arbeiter als eine Arbeit, weil er den Staat liebt und ſich. O ſchweige noch! freilich war dies nur Aus¬ ſchweifung in der Ausſchweifung. — Abnahme des Adelſtolzes wollen neuerer Zeit viele noch

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/196>, abgerufen am 25.11.2024.