ein Briefgen, mit einer versiegelten Inlage, über¬ schrieben tempori!
Jenes lautete:
"Freund, ich fodere nichts von Euch als eine kurze Unsichtbarkeit, bis mein Blinden- und Flötenkonzert gegeben ist, zumal da ich dazu Grün¬ de habe, die Ihr selber habt. Schreiben können wir uns sehr. Wächst mein Erblinden so hastig fort wie bisher: so blas' ich den vierzehnten, ob¬ gleich als stokblinder Dülon, blos um nur das arme Ohren-Publikum nicht länger aus einem Wochentagsblatt ins andere zu schleppen --. Ich bitt' Euch, macht kein Instrument, ohne mirs zu schreiben --. Ich hoffe, daß Ihr Familien- Ehre schonet, wenn Ihr in den Webstuhl tretet, um das bewußte Freundschafts-Band zu weben, und daß Ihr darauf rechnet, daß ich nöthigsten Falls auch ein Paar Fußstösse im Stuhle mit zu thun bereit wäre. Auf Beilage sezt Euer Siegel neben meines und schickt sie zurück; zu gehöriger Stunde wird sie vor Euch einst erbrochen. Adio!
v. D. H.
Flegeljahre II. Bd. 2
ein Briefgen, mit einer verſiegelten Inlage, uͤber¬ ſchrieben tempori!
Jenes lautete:
„Freund, ich fodere nichts von Euch als eine kurze Unſichtbarkeit, bis mein Blinden- und Floͤtenkonzert gegeben iſt, zumal da ich dazu Gruͤn¬ de habe, die Ihr ſelber habt. Schreiben koͤnnen wir uns ſehr. Waͤchſt mein Erblinden ſo haſtig fort wie bisher: ſo blaſ' ich den vierzehnten, ob¬ gleich als ſtokblinder Duͤlon, blos um nur das arme Ohren-Publikum nicht laͤnger aus einem Wochentagsblatt ins andere zu ſchleppen —. Ich bitt' Euch, macht kein Inſtrument, ohne mirs zu ſchreiben —. Ich hoffe, daß Ihr Familien- Ehre ſchonet, wenn Ihr in den Webſtuhl tretet, um das bewußte Freundſchafts-Band zu weben, und daß Ihr darauf rechnet, daß ich noͤthigſten Falls auch ein Paar Fußſtoͤſſe im Stuhle mit zu thun bereit waͤre. Auf Beilage ſezt Euer Siegel neben meines und ſchickt ſie zuruͤck; zu gehoͤriger Stunde wird ſie vor Euch einſt erbrochen. Adio!
v. D. H.
Flegeljahre II. Bd. 2
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ein Briefgen, mit einer verſiegelten Inlage, uͤber¬
ſchrieben tempori!
Jenes lautete:
„Freund, ich fodere nichts von Euch als
eine kurze Unſichtbarkeit, bis mein Blinden- und
Floͤtenkonzert gegeben iſt, zumal da ich dazu Gruͤn¬
de habe, die Ihr ſelber habt. Schreiben koͤnnen
wir uns ſehr. Waͤchſt mein Erblinden ſo haſtig
fort wie bisher: ſo blaſ' ich den vierzehnten, ob¬
gleich als ſtokblinder Duͤlon, blos um nur das
arme Ohren-Publikum nicht laͤnger aus einem
Wochentagsblatt ins andere zu ſchleppen —. Ich
bitt' Euch, macht kein Inſtrument, ohne mirs
zu ſchreiben —. Ich hoffe, daß Ihr Familien-
Ehre ſchonet, wenn Ihr in den Webſtuhl tretet,
um das bewußte Freundſchafts-Band zu weben,
und daß Ihr darauf rechnet, daß ich noͤthigſten
Falls auch ein Paar Fußſtoͤſſe im Stuhle mit zu
thun bereit waͤre. Auf Beilage ſezt Euer Siegel
neben meines und ſchickt ſie zuruͤck; zu gehoͤriger
Stunde wird ſie vor Euch einſt erbrochen. Adio!
v. D. H.
Flegeljahre II. Bd. 2
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/17>, abgerufen am 16.07.2024.
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