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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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lingen viel zu machen, im Streite mit dem Kir¬
chenrath Glanz und dessen flachem Tolerieren so
fort: "der Wille arbeitet den Meinungen mehr
vor als die Meinungen dem Willen; man gebe
mir eines Menschen Leben, so weiß ich sein Sy¬
stem dazu. Glaubens-Duldung schlösse auch
Handelns-Duldung in sich ein. Ganz tolerant
ist daher niemand, Sie sind es z. B. nicht gegen
Intoleranz." Glanz gab Recht, blos weil sein
Ich beschrieben wurde. Aber der Notar stellte --
weil er ohnehin müßig stehen muste -- den Ein¬
wand auf: "ganz intolerant ist auch kein Mensch,
kleine Irrthümer vergiebt jeder ohne es zu wis¬
sen. Aber freilich sieht der Eingeschränkte, gleich¬
sam im Thal wohnende, nur Einen Weg; wer
auf dem Berge steht, sieht alle Wege."

"Ins Zentrum giebts nur Einen Weg, aus
dem Zentrum unzählige, sagte der Graf zu
Glanz. Wollen Sie indessen sich an meinen
Sekretair setzen H. Notar, und den gewöhnli¬
chen Eingang zu einem Schenckungs-Instru¬
ment für Fräulein Wina von Zablocki in meinem
Namen machen? Ich heiße Graf Jonathan von

lingen viel zu machen, im Streite mit dem Kir¬
chenrath Glanz und deſſen flachem Tolerieren ſo
fort: „der Wille arbeitet den Meinungen mehr
vor als die Meinungen dem Willen; man gebe
mir eines Menſchen Leben, ſo weiß ich ſein Sy¬
ſtem dazu. Glaubens-Duldung ſchloͤſſe auch
Handelns-Duldung in ſich ein. Ganz tolerant
iſt daher niemand, Sie ſind es z. B. nicht gegen
Intoleranz.“ Glanz gab Recht, blos weil ſein
Ich beſchrieben wurde. Aber der Notar ſtellte —
weil er ohnehin muͤßig ſtehen muſte — den Ein¬
wand auf: „ganz intolerant iſt auch kein Menſch,
kleine Irrthuͤmer vergiebt jeder ohne es zu wiſ¬
ſen. Aber freilich ſieht der Eingeſchraͤnkte, gleich¬
ſam im Thal wohnende, nur Einen Weg; wer
auf dem Berge ſteht, ſieht alle Wege.”

„Ins Zentrum giebts nur Einen Weg, aus
dem Zentrum unzaͤhlige, ſagte der Graf zu
Glanz. Wollen Sie indeſſen ſich an meinen
Sekretair ſetzen H. Notar, und den gewoͤhnli¬
chen Eingang zu einem Schenckungs-Inſtru¬
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[160/0168] lingen viel zu machen, im Streite mit dem Kir¬ chenrath Glanz und deſſen flachem Tolerieren ſo fort: „der Wille arbeitet den Meinungen mehr vor als die Meinungen dem Willen; man gebe mir eines Menſchen Leben, ſo weiß ich ſein Sy¬ ſtem dazu. Glaubens-Duldung ſchloͤſſe auch Handelns-Duldung in ſich ein. Ganz tolerant iſt daher niemand, Sie ſind es z. B. nicht gegen Intoleranz.“ Glanz gab Recht, blos weil ſein Ich beſchrieben wurde. Aber der Notar ſtellte — weil er ohnehin muͤßig ſtehen muſte — den Ein¬ wand auf: „ganz intolerant iſt auch kein Menſch, kleine Irrthuͤmer vergiebt jeder ohne es zu wiſ¬ ſen. Aber freilich ſieht der Eingeſchraͤnkte, gleich¬ ſam im Thal wohnende, nur Einen Weg; wer auf dem Berge ſteht, ſieht alle Wege.” „Ins Zentrum giebts nur Einen Weg, aus dem Zentrum unzaͤhlige, ſagte der Graf zu Glanz. Wollen Sie indeſſen ſich an meinen Sekretair ſetzen H. Notar, und den gewoͤhnli¬ chen Eingang zu einem Schenckungs-Inſtru¬ ment fuͤr Fraͤulein Wina von Zablocki in meinem Namen machen? Ich heiße Graf Jonathan von

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/168>, abgerufen am 28.11.2024.