Kopf von Wiz. Es ist Sünde gegen den heili¬ gen Geist des Weins, wenn er Fracht-Mägen gemeiner Menschen durchziehen muß."
"O Gott, sagte Walt, wie oft brauchst du nicht den Ausdruck gemeine Menschen, aber so erzürnt dabei, als habe sich das Gemeine freiwillig von einer Höhe herab begeben oder das Ungemeine von einer hinauf, indeß du doch mil¬ der von Thieren und Feuerländern sprichst?"
"Warum? -- Mich erbittert die Zeit, das Leben, der Satan. Ueberhaupt; -- aber was hilfts? -- Grüße den Grafen von mir herzlich morgen. Von den ehrlichen 7 Erben haben dir doch ein Paar an nahe 32 Beete gestohlen, ganz gegen meine Meinung weniger als gegen deine. Inzwischen Adio!" sagte Vult, schied hastig, über den geringen Erfolg verdrüßlich, womit er mit seiner Welt und Kraft den unerfahrnen Mei¬ nungen des sanften Bruders gebot.
Walt sagte mit zärtlichster Stimme gute Nacht, aber ohne Umarmung, und er sah ihn nur mit Lieb' und Trauer an. Er warf sich vor, daß er durch seine Urtheile den künstlerischen Bru¬
Kopf von Wiz. Es iſt Suͤnde gegen den heili¬ gen Geiſt des Weins, wenn er Fracht-Maͤgen gemeiner Menſchen durchziehen muß.“
„O Gott, ſagte Walt, wie oft brauchſt du nicht den Ausdruck gemeine Menſchen, aber ſo erzuͤrnt dabei, als habe ſich das Gemeine freiwillig von einer Hoͤhe herab begeben oder das Ungemeine von einer hinauf, indeß du doch mil¬ der von Thieren und Feuerlaͤndern ſprichſt?“
„Warum? — Mich erbittert die Zeit, das Leben, der Satan. Ueberhaupt; — aber was hilfts? — Gruͤße den Grafen von mir herzlich morgen. Von den ehrlichen 7 Erben haben dir doch ein Paar an nahe 32 Beete geſtohlen, ganz gegen meine Meinung weniger als gegen deine. Inzwiſchen Adio!“ ſagte Vult, ſchied haſtig, uͤber den geringen Erfolg verdruͤßlich, womit er mit ſeiner Welt und Kraft den unerfahrnen Mei¬ nungen des ſanften Bruders gebot.
Walt ſagte mit zaͤrtlichſter Stimme gute Nacht, aber ohne Umarmung, und er ſah ihn nur mit Lieb' und Trauer an. Er warf ſich vor, daß er durch ſeine Urtheile den kuͤnſtleriſchen Bru¬
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Kopf von Wiz. Es iſt Suͤnde gegen den heili¬
gen Geiſt des Weins, wenn er Fracht-Maͤgen
gemeiner Menſchen durchziehen muß.“
„O Gott, ſagte Walt, wie oft brauchſt
du nicht den Ausdruck gemeine Menſchen, aber
ſo erzuͤrnt dabei, als habe ſich das Gemeine
freiwillig von einer Hoͤhe herab begeben oder das
Ungemeine von einer hinauf, indeß du doch mil¬
der von Thieren und Feuerlaͤndern ſprichſt?“
„Warum? — Mich erbittert die Zeit, das
Leben, der Satan. Ueberhaupt; — aber was
hilfts? — Gruͤße den Grafen von mir herzlich
morgen. Von den ehrlichen 7 Erben haben dir
doch ein Paar an nahe 32 Beete geſtohlen, ganz
gegen meine Meinung weniger als gegen deine.
Inzwiſchen Adio!“ ſagte Vult, ſchied haſtig,
uͤber den geringen Erfolg verdruͤßlich, womit er
mit ſeiner Welt und Kraft den unerfahrnen Mei¬
nungen des ſanften Bruders gebot.
Walt ſagte mit zaͤrtlichſter Stimme gute
Nacht, aber ohne Umarmung, und er ſah ihn
nur mit Lieb' und Trauer an. Er warf ſich vor,
daß er durch ſeine Urtheile den kuͤnſtleriſchen Bru¬
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/151>, abgerufen am 31.07.2024.
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