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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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ichs nicht schon so Millionenmal anbefohlen? --
Bube, sage zu Hause, der Gerichtsmann hat ge¬
sagt, morgen wird ungesäumt mit zwei Mann
gefrohnt, auf der Klosterwiese." Es war ein
Vater; der mattäugige, schmächtige, bleichfarbi¬
ge Mann (in dessen Gesicht der warme HeuTag
noch einige weiße Farbenkörner mehr gesäet) schritt
mit einer leuchtenden Sense auf der Achsel aus
den Rainen in die Straße herein. Vult mußte
umblicken, um nicht erblickt zu werden, und
ließ den Vater voraus. Dann fiel er ihm mit
einigen klingenden Paradiesen der Flöte, und zwar
-- weil er wuste, wie ihm Chorale schmekten --
mit diesen in den Rücken.

Lukas schritt noch träger fort, um länger
zurükzuhören -- und die ganze Welt war hübsch.
Braune Dirnen mit schwarzen Augen und weis¬
sen Zähnen sezten die Grassicheln an die Augen¬
braunen, um den vorbeipfeifenden Studenten un¬
geblendet zu sehen -- die Viehhirtinnen zogen
mit ihren WandelGlökchen auf beiden Seiten mit
-- Lukas schnäuzte sich, weil ihn der Choral be¬
wegte, und sah ein ungesponseltes WeidePferd

ichs nicht ſchon ſo Millionenmal anbefohlen? —
Bube, ſage zu Hauſe, der Gerichtsmann hat ge¬
ſagt, morgen wird ungeſaͤumt mit zwei Mann
gefrohnt, auf der Kloſterwieſe.“ Es war ein
Vater; der mattaͤugige, ſchmaͤchtige, bleichfarbi¬
ge Mann (in deſſen Geſicht der warme HeuTag
noch einige weiße Farbenkoͤrner mehr geſaͤet) ſchritt
mit einer leuchtenden Senſe auf der Achſel aus
den Rainen in die Straße herein. Vult mußte
umblicken, um nicht erblickt zu werden, und
ließ den Vater voraus. Dann fiel er ihm mit
einigen klingenden Paradieſen der Floͤte, und zwar
— weil er wuſte, wie ihm Chorale ſchmekten —
mit dieſen in den Ruͤcken.

Lukas ſchritt noch traͤger fort, um laͤnger
zuruͤkzuhoͤren — und die ganze Welt war huͤbſch.
Braune Dirnen mit ſchwarzen Augen und weiſ¬
ſen Zaͤhnen ſezten die Grasſicheln an die Augen¬
braunen, um den vorbeipfeifenden Studenten un¬
geblendet zu ſehen — die Viehhirtinnen zogen
mit ihren WandelGloͤkchen auf beiden Seiten mit
— Lukas ſchnaͤuzte ſich, weil ihn der Choral be¬
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[80/0090] ichs nicht ſchon ſo Millionenmal anbefohlen? — Bube, ſage zu Hauſe, der Gerichtsmann hat ge¬ ſagt, morgen wird ungeſaͤumt mit zwei Mann gefrohnt, auf der Kloſterwieſe.“ Es war ein Vater; der mattaͤugige, ſchmaͤchtige, bleichfarbi¬ ge Mann (in deſſen Geſicht der warme HeuTag noch einige weiße Farbenkoͤrner mehr geſaͤet) ſchritt mit einer leuchtenden Senſe auf der Achſel aus den Rainen in die Straße herein. Vult mußte umblicken, um nicht erblickt zu werden, und ließ den Vater voraus. Dann fiel er ihm mit einigen klingenden Paradieſen der Floͤte, und zwar — weil er wuſte, wie ihm Chorale ſchmekten — mit dieſen in den Ruͤcken. Lukas ſchritt noch traͤger fort, um laͤnger zuruͤkzuhoͤren — und die ganze Welt war huͤbſch. Braune Dirnen mit ſchwarzen Augen und weiſ¬ ſen Zaͤhnen ſezten die Grasſicheln an die Augen¬ braunen, um den vorbeipfeifenden Studenten un¬ geblendet zu ſehen — die Viehhirtinnen zogen mit ihren WandelGloͤkchen auf beiden Seiten mit — Lukas ſchnaͤuzte ſich, weil ihn der Choral be¬ wegte, und ſah ein ungeſponſeltes WeidePferd

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/90>, abgerufen am 23.11.2024.