-- nach und legt sich in Ihr Bette" so überlief es ihn sehr kalt. Das war etwas Gegenwart von Ihnen, sagte der Virtuose; nun einige wenige Vergangenheit, und dann soviel Zukunft, als man braucht, um zu sehen, ob Sie etwan die diesjäh¬ rige Leiche werden."
Umsonst stellte ihm der Kandidat das Unmo¬ ralische der Rük- und VorSeherei entgegen; er versezte, er halte sich ganz an die Geister, die es ausbaden möchten, und fieng schon an, im Pris¬ ma zu sehen, daß der Kandidat als junger Mensch eine Frühpredigers-Stelle und eine Ehe ausschlug, blos aus 11000 Gewissensskrupeln.
Der Wirth sagte dem gepeinigten Schulmann etwas ins Ohr, wovon das Wort Schlägerei vor¬ klang. Schomaker, der noch mehr seine Zukunft als seine Vergangenheit zu hören mied, schlug auf moralische Unkosten der Geister den Ausweg vor, er wolle selber lieber die Geschichte der jezt durch Vermächtnisse so intereßanten Harnischischen Familie geben, H. v. d. Harnisch möge dabei ins Prisma sehen und ihm einhelfen.
Das hatte der quälende Virtuose gewollt.
— nach und legt ſich in Ihr Bette“ ſo uͤberlief es ihn ſehr kalt. Das war etwas Gegenwart von Ihnen, ſagte der Virtuoſe; nun einige wenige Vergangenheit, und dann ſoviel Zukunft, als man braucht, um zu ſehen, ob Sie etwan die diesjaͤh¬ rige Leiche werden.“
Umſonſt ſtellte ihm der Kandidat das Unmo¬ raliſche der Ruͤk- und VorSeherei entgegen; er verſezte, er halte ſich ganz an die Geiſter, die es ausbaden moͤchten, und fieng ſchon an, im Pris¬ ma zu ſehen, daß der Kandidat als junger Menſch eine Fruͤhpredigers-Stelle und eine Ehe ausſchlug, blos aus 11000 Gewiſſensſkrupeln.
Der Wirth ſagte dem gepeinigten Schulmann etwas ins Ohr, wovon das Wort Schlaͤgerei vor¬ klang. Schomaker, der noch mehr ſeine Zukunft als ſeine Vergangenheit zu hoͤren mied, ſchlug auf moraliſche Unkoſten der Geiſter den Ausweg vor, er wolle ſelber lieber die Geſchichte der jezt durch Vermaͤchtniſſe ſo intereßanten Harniſchiſchen Familie geben, H. v. d. Harniſch moͤge dabei ins Prisma ſehen und ihm einhelfen.
Das hatte der quaͤlende Virtuoſe gewollt.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0061"n="51"/>— nach und legt ſich in Ihr Bette“ſo uͤberlief<lb/>
es ihn ſehr kalt. Das war etwas Gegenwart von<lb/>
Ihnen, ſagte der Virtuoſe; nun einige wenige<lb/>
Vergangenheit, und dann ſoviel Zukunft, als man<lb/>
braucht, um zu ſehen, ob Sie etwan die diesjaͤh¬<lb/>
rige Leiche werden.“</p><lb/><p>Umſonſt ſtellte ihm der Kandidat das Unmo¬<lb/>
raliſche der Ruͤk- und VorSeherei entgegen; er<lb/>
verſezte, er halte ſich ganz an die Geiſter, die es<lb/>
ausbaden moͤchten, und fieng ſchon an, im Pris¬<lb/>
ma zu ſehen, daß der Kandidat als junger Menſch<lb/>
eine Fruͤhpredigers-Stelle und eine Ehe ausſchlug,<lb/>
blos aus 11000 Gewiſſensſkrupeln.</p><lb/><p>Der Wirth ſagte dem gepeinigten Schulmann<lb/>
etwas ins Ohr, wovon das Wort Schlaͤgerei vor¬<lb/>
klang. Schomaker, der noch mehr ſeine Zukunft<lb/>
als ſeine Vergangenheit zu hoͤren mied, ſchlug<lb/>
auf moraliſche Unkoſten der Geiſter den Ausweg<lb/>
vor, er wolle ſelber lieber die Geſchichte der jezt<lb/>
durch Vermaͤchtniſſe ſo intereßanten Harniſchiſchen<lb/>
Familie geben, H. v. d. Harniſch moͤge dabei<lb/>
ins Prisma ſehen und ihm einhelfen.</p><lb/><p>Das hatte der quaͤlende Virtuoſe gewollt.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[51/0061]
— nach und legt ſich in Ihr Bette“ ſo uͤberlief
es ihn ſehr kalt. Das war etwas Gegenwart von
Ihnen, ſagte der Virtuoſe; nun einige wenige
Vergangenheit, und dann ſoviel Zukunft, als man
braucht, um zu ſehen, ob Sie etwan die diesjaͤh¬
rige Leiche werden.“
Umſonſt ſtellte ihm der Kandidat das Unmo¬
raliſche der Ruͤk- und VorSeherei entgegen; er
verſezte, er halte ſich ganz an die Geiſter, die es
ausbaden moͤchten, und fieng ſchon an, im Pris¬
ma zu ſehen, daß der Kandidat als junger Menſch
eine Fruͤhpredigers-Stelle und eine Ehe ausſchlug,
blos aus 11000 Gewiſſensſkrupeln.
Der Wirth ſagte dem gepeinigten Schulmann
etwas ins Ohr, wovon das Wort Schlaͤgerei vor¬
klang. Schomaker, der noch mehr ſeine Zukunft
als ſeine Vergangenheit zu hoͤren mied, ſchlug
auf moraliſche Unkoſten der Geiſter den Ausweg
vor, er wolle ſelber lieber die Geſchichte der jezt
durch Vermaͤchtniſſe ſo intereßanten Harniſchiſchen
Familie geben, H. v. d. Harniſch moͤge dabei
ins Prisma ſehen und ihm einhelfen.
Das hatte der quaͤlende Virtuoſe gewollt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/61>, abgerufen am 31.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.