Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.worin die Blumen wie die Menschen begraben lie¬ Auf der todten Mutter ruhen die todten Kin¬ Zu Hause lezt ihn ein warmes Museum samt Den Nachmittag verbringt er schön, weil er worin die Blumen wie die Menſchen begraben lie¬ Auf der todten Mutter ruhen die todten Kin¬ Zu Hauſe lezt ihn ein warmes Muſeum ſamt Den Nachmittag verbringt er ſchoͤn, weil er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0045" n="35"/> worin die Blumen wie die Menſchen begraben lie¬<lb/> gen, wohl dieſen Polymeter dichten:</p><lb/> <p>Auf der todten Mutter ruhen die todten Kin¬<lb/> der in dunkler Stille. Endlich erſcheint die ewige<lb/> Sonne, und die Mutter ſteht wieder bluͤhend auf,<lb/> aber ſpaͤter alle ihre Kinder.</p><lb/> <p>Zu Hauſe lezt ihn ein warmes Muſeum ſamt<lb/> einem langen Sonnenſtreif an der Buͤcherwand.</p><lb/> <p>Den Nachmittag verbringt er ſchoͤn, weil er<lb/> vor einem ganzen Blumen-Geſtelle von Freuden<lb/> kaum weis, wo er anhalten ſoll. Iſts am heil.<lb/> Chriſtfeſt, ſo predigt er wieder, vom ſchoͤnen<lb/> Morgenlande oder von der Ewigkeit; dabei wirds<lb/> ganz daͤmmernd im Tempel; nur zwei Altar-<lb/> Kerzen werfen wunderbare lange Schatten umher<lb/> durch die Kirche; der oben herabhaͤngende Tauf¬<lb/> engel belebt ſich ordentlich und fliegt beinahe;<lb/> draußen ſcheinen die Sterne oder der Mond her¬<lb/> ein — der feurige Pfarrer oben im Finſtern auf<lb/> ſeiner Kanzel bekuͤmmert ſich nun um nichts, ſon¬<lb/> dern donnert aus der Nacht herab, mit Thraͤnen<lb/> und Stuͤrmen, von Welten und Himmeln und al¬<lb/> lem, was Bruſt und Herz gewaltig bewegt.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [35/0045]
worin die Blumen wie die Menſchen begraben lie¬
gen, wohl dieſen Polymeter dichten:
Auf der todten Mutter ruhen die todten Kin¬
der in dunkler Stille. Endlich erſcheint die ewige
Sonne, und die Mutter ſteht wieder bluͤhend auf,
aber ſpaͤter alle ihre Kinder.
Zu Hauſe lezt ihn ein warmes Muſeum ſamt
einem langen Sonnenſtreif an der Buͤcherwand.
Den Nachmittag verbringt er ſchoͤn, weil er
vor einem ganzen Blumen-Geſtelle von Freuden
kaum weis, wo er anhalten ſoll. Iſts am heil.
Chriſtfeſt, ſo predigt er wieder, vom ſchoͤnen
Morgenlande oder von der Ewigkeit; dabei wirds
ganz daͤmmernd im Tempel; nur zwei Altar-
Kerzen werfen wunderbare lange Schatten umher
durch die Kirche; der oben herabhaͤngende Tauf¬
engel belebt ſich ordentlich und fliegt beinahe;
draußen ſcheinen die Sterne oder der Mond her¬
ein — der feurige Pfarrer oben im Finſtern auf
ſeiner Kanzel bekuͤmmert ſich nun um nichts, ſon¬
dern donnert aus der Nacht herab, mit Thraͤnen
und Stuͤrmen, von Welten und Himmeln und al¬
lem, was Bruſt und Herz gewaltig bewegt.
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