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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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gen mit hatte. Auf der Kanzel sagt er seinen lie¬
ben Zuhörern lauter Sachen vor, deren Worte
gerade so in der Bibel stehen; vor Gott bleibt
doch keine Vernunft vernünftig, aber wohl ein red¬
liches Gemüth. Darauf theilt er mit heimlicher
Freude über die Gelegenheit, jeder Person so nahe
ins Gesicht zu sehen, und ihr wie einem Kinde,
Trank und Speise einzugeben, das heil. Nachtmahl
aus, und genießet es jeden Sonntag selber mit,
weil er sich nach dem nahen Liebesmahl in den
Händen ja sehnen mus. Ich glaube, es müßt'
ihm erlaubt seyn."

Hier sah der Kirchenrath mit einem fragenden
Rüge-Blik unter den Zuhörern umher, und Flachs
nikte mit dem Kopfe; er hatte aber wenig vernom¬
men, sondern nur an sein Haus gedacht.

"Wenn er dann mit den Seinigen aus der
Kirche tritt, geht gerade die helle Christ- und
Morgensonne auf, und leuchtet ihnen allen ins
Gesicht entgegen. Die vielen schwedischen Greise
werden ordentlich jung vom Sonnenroth gefärbt.
Der Pfarrer könnte dann, wenn er auf die tod¬
te Mutter-Erde und den Gottesaker hinsähe,

gen mit hatte. Auf der Kanzel ſagt er ſeinen lie¬
ben Zuhoͤrern lauter Sachen vor, deren Worte
gerade ſo in der Bibel ſtehen; vor Gott bleibt
doch keine Vernunft vernuͤnftig, aber wohl ein red¬
liches Gemuͤth. Darauf theilt er mit heimlicher
Freude uͤber die Gelegenheit, jeder Perſon ſo nahe
ins Geſicht zu ſehen, und ihr wie einem Kinde,
Trank und Speiſe einzugeben, das heil. Nachtmahl
aus, und genießet es jeden Sonntag ſelber mit,
weil er ſich nach dem nahen Liebesmahl in den
Haͤnden ja ſehnen mus. Ich glaube, es muͤßt'
ihm erlaubt ſeyn.“

Hier ſah der Kirchenrath mit einem fragenden
Ruͤge-Blik unter den Zuhoͤrern umher, und Flachs
nikte mit dem Kopfe; er hatte aber wenig vernom¬
men, ſondern nur an ſein Haus gedacht.

„Wenn er dann mit den Seinigen aus der
Kirche tritt, geht gerade die helle Chriſt- und
Morgenſonne auf, und leuchtet ihnen allen ins
Geſicht entgegen. Die vielen ſchwediſchen Greiſe
werden ordentlich jung vom Sonnenroth gefaͤrbt.
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te Mutter-Erde und den Gottesaker hinſaͤhe,

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[34/0044] gen mit hatte. Auf der Kanzel ſagt er ſeinen lie¬ ben Zuhoͤrern lauter Sachen vor, deren Worte gerade ſo in der Bibel ſtehen; vor Gott bleibt doch keine Vernunft vernuͤnftig, aber wohl ein red¬ liches Gemuͤth. Darauf theilt er mit heimlicher Freude uͤber die Gelegenheit, jeder Perſon ſo nahe ins Geſicht zu ſehen, und ihr wie einem Kinde, Trank und Speiſe einzugeben, das heil. Nachtmahl aus, und genießet es jeden Sonntag ſelber mit, weil er ſich nach dem nahen Liebesmahl in den Haͤnden ja ſehnen mus. Ich glaube, es muͤßt' ihm erlaubt ſeyn.“ Hier ſah der Kirchenrath mit einem fragenden Ruͤge-Blik unter den Zuhoͤrern umher, und Flachs nikte mit dem Kopfe; er hatte aber wenig vernom¬ men, ſondern nur an ſein Haus gedacht. „Wenn er dann mit den Seinigen aus der Kirche tritt, geht gerade die helle Chriſt- und Morgenſonne auf, und leuchtet ihnen allen ins Geſicht entgegen. Die vielen ſchwediſchen Greiſe werden ordentlich jung vom Sonnenroth gefaͤrbt. Der Pfarrer koͤnnte dann, wenn er auf die tod¬ te Mutter-Erde und den Gottesaker hinſaͤhe,

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/44>, abgerufen am 27.11.2024.