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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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terlinge, die sich aussen vor seinen Gittern be¬
wegen.

Der liebliche Jesuiterrausch, den jeder den
ganzen ersten Tag in einer neuen grossen Stadt
im Kopfe hat, war in der Rathsstube meistens
verraucht. An der Wirthstafel, an der er sich
einmiethete, kam unter der rauhen ehelosen Zi¬
vil-Kaserne von Sachwaltern und Kanzellisten
über seine Zunge, ausser etwas weniges von einer
geräucherten, nichts, kein warmer Bruder-Laut,
den er hätte aussprechen oder erwiedern können.
Den Bruder Vult wust' er nicht zu finden; und
am schönsten Tage blieb er daheim, damit ihn
dieser nicht fehl gienge. In der Einsamkeit sezte
er ein kleines Inserat für den Haslauer Kriegs-
und Friedens-Boten auf, worinn er als Nota¬
rius anzeigte, wer und wo er sei; ferner einen
kurzen anomymen Strekvers für den Poeten-
Winkel des Blattes -- Poets corner -- über¬
schrieben
der Fremde.

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terlinge, die ſich auſſen vor ſeinen Gittern be¬
wegen.

Der liebliche Jeſuiterrauſch, den jeder den
ganzen erſten Tag in einer neuen groſſen Stadt
im Kopfe hat, war in der Rathsſtube meiſtens
verraucht. An der Wirthstafel, an der er ſich
einmiethete, kam unter der rauhen eheloſen Zi¬
vil-Kaſerne von Sachwaltern und Kanzelliſten
uͤber ſeine Zunge, auſſer etwas weniges von einer
geraͤucherten, nichts, kein warmer Bruder-Laut,
den er haͤtte ausſprechen oder erwiedern koͤnnen.
Den Bruder Vult wuſt' er nicht zu finden; und
am ſchoͤnſten Tage blieb er daheim, damit ihn
dieſer nicht fehl gienge. In der Einſamkeit ſezte
er ein kleines Inſerat fuͤr den Haslauer Kriegs-
und Friedens-Boten auf, worinn er als Nota¬
rius anzeigte, wer und wo er ſei; ferner einen
kurzen anomymen Strekvers fuͤr den Poeten-
Winkel des Blattes — Poets corner — uͤber¬
ſchrieben
der Fremde.

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[196/0206] terlinge, die ſich auſſen vor ſeinen Gittern be¬ wegen. Der liebliche Jeſuiterrauſch, den jeder den ganzen erſten Tag in einer neuen groſſen Stadt im Kopfe hat, war in der Rathsſtube meiſtens verraucht. An der Wirthstafel, an der er ſich einmiethete, kam unter der rauhen eheloſen Zi¬ vil-Kaſerne von Sachwaltern und Kanzelliſten uͤber ſeine Zunge, auſſer etwas weniges von einer geraͤucherten, nichts, kein warmer Bruder-Laut, den er haͤtte ausſprechen oder erwiedern koͤnnen. Den Bruder Vult wuſt' er nicht zu finden; und am ſchoͤnſten Tage blieb er daheim, damit ihn dieſer nicht fehl gienge. In der Einſamkeit ſezte er ein kleines Inſerat fuͤr den Haslauer Kriegs- und Friedens-Boten auf, worinn er als Nota¬ rius anzeigte, wer und wo er ſei; ferner einen kurzen anomymen Strekvers fuͤr den Poeten- Winkel des Blattes — Poets corner — uͤber¬ ſchrieben der Fremde. ___

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/206>, abgerufen am 25.11.2024.