Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.nicht ein verfluchter Handel und Narrensposse sei Der Hoffiskal Knol verzog sein Gesicht wie ein Der listige Buchhändler Pasvogel machte nicht ein verfluchter Handel und Narrenspoſſe ſei Der Hoffiskal Knol verzog ſein Geſicht wie ein Der liſtige Buchhaͤndler Pasvogel machte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0019" n="9"/> nicht ein verfluchter Handel und Narrenspoſſe ſei<lb/> fuͤr einen verſtaͤndigen Mann, und verſtand ſich<lb/> zu nichts; doch verſpuͤrt' er bei dem Gedanken,<lb/> daß ihm ein Haus auf Einer Zaͤhre in den Beu¬<lb/> tel ſchwimmen koͤnnte, ſonderbaren Druͤſen- Reiz<lb/> und ſah wie eine kranke Lerche aus, die man mit<lb/> einem eingeoͤlten Steknadelknopfe — das Haus<lb/> war der Knopf — klyſtiert.</p><lb/> <p>Der Hoffiskal Knol verzog ſein Geſicht wie ein<lb/> armer Handwerksmann, den ein Geſell Sonnabend-<lb/> Abends bei einem Schuſterlicht raſiert und ra¬<lb/> diert; er war fuͤrchterlich erboßet auf den Mis¬<lb/> brauch des Titels von Teſtamenten und nahe ge¬<lb/> nug an Thraͤnen des Grimms.</p><lb/> <p>Der liſtige Buchhaͤndler Pasvogel machte<lb/> ſich ſogleich ſtill an die Sache ſelber und durch¬<lb/> gieng fluͤchtig alles Ruͤhrende, was er theils im<lb/> Verlage hatte, theils in Kommiſſion; und hofte<lb/> etwas zu brauen; noch ſah er dabei aus wie ein<lb/> Hund, der das Brechmittel, das ihm der Pari¬<lb/> ſer Hundarzt Demet auf die Naſe geſtrichen,<lb/> langſam ableckt; es war durchaus Zeit erforder¬<lb/> lich zum Effekt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0019]
nicht ein verfluchter Handel und Narrenspoſſe ſei
fuͤr einen verſtaͤndigen Mann, und verſtand ſich
zu nichts; doch verſpuͤrt' er bei dem Gedanken,
daß ihm ein Haus auf Einer Zaͤhre in den Beu¬
tel ſchwimmen koͤnnte, ſonderbaren Druͤſen- Reiz
und ſah wie eine kranke Lerche aus, die man mit
einem eingeoͤlten Steknadelknopfe — das Haus
war der Knopf — klyſtiert.
Der Hoffiskal Knol verzog ſein Geſicht wie ein
armer Handwerksmann, den ein Geſell Sonnabend-
Abends bei einem Schuſterlicht raſiert und ra¬
diert; er war fuͤrchterlich erboßet auf den Mis¬
brauch des Titels von Teſtamenten und nahe ge¬
nug an Thraͤnen des Grimms.
Der liſtige Buchhaͤndler Pasvogel machte
ſich ſogleich ſtill an die Sache ſelber und durch¬
gieng fluͤchtig alles Ruͤhrende, was er theils im
Verlage hatte, theils in Kommiſſion; und hofte
etwas zu brauen; noch ſah er dabei aus wie ein
Hund, der das Brechmittel, das ihm der Pari¬
ſer Hundarzt Demet auf die Naſe geſtrichen,
langſam ableckt; es war durchaus Zeit erforder¬
lich zum Effekt.
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/19>, abgerufen am 31.07.2024. |