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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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schlafenden stummen Kolonisten im Garten hin¬
ein sah, und wenn dann die Zephyre der Melo¬
dien die duftige Landschaft wehend aufzublättern
und zu bewegen schienen. Kehrt' er sich um, mit
gefärbtem Blik, nach dem Osthimmel und sah
die Ebene voll grüner auf- und ablaufender Hü¬
gel wie Landhäuser und Rotunden stehen und
den Schwung der Laubholzwälder auf den fer¬
nen Bergen und den Himmel in ihre Windungen
eingesenckt: so lagen und spielten die Töne wie¬
der drüben auf den rothen Höhen und zukten in
den vergoldeten Vögeln, die wie Aurorens Flo¬
ken umher schwammen, und wekten an einer
düstern schlafenden Morgenwolke die lebendigen
Blicke aufgehender Blitze auf. Vom Gewitter
wandt' er sich wieder gegen das vielfarbige Son¬
nenland -- ein Wehen von Osten trug die Tö¬
ne -- schwamm mit ihnen an die Sonne -- auf
den blühenden Abendwolcken sang das kleine
Echo, das liebliche Kind, die Spiele leise nach. --
Die Lieder der Lerchen flogen gaukelnd dazwischen
und störten nichts. -- --

ſchlafenden ſtummen Koloniſten im Garten hin¬
ein ſah, und wenn dann die Zephyre der Melo¬
dien die duftige Landſchaft wehend aufzublaͤttern
und zu bewegen ſchienen. Kehrt' er ſich um, mit
gefaͤrbtem Blik, nach dem Oſthimmel und ſah
die Ebene voll gruͤner auf- und ablaufender Huͤ¬
gel wie Landhaͤuſer und Rotunden ſtehen und
den Schwung der Laubholzwaͤlder auf den fer¬
nen Bergen und den Himmel in ihre Windungen
eingeſenckt: ſo lagen und ſpielten die Toͤne wie¬
der druͤben auf den rothen Hoͤhen und zukten in
den vergoldeten Voͤgeln, die wie Aurorens Flo¬
ken umher ſchwammen, und wekten an einer
duͤſtern ſchlafenden Morgenwolke die lebendigen
Blicke aufgehender Blitze auf. Vom Gewitter
wandt' er ſich wieder gegen das vielfarbige Son¬
nenland — ein Wehen von Oſten trug die Toͤ¬
ne — ſchwamm mit ihnen an die Sonne — auf
den bluͤhenden Abendwolcken ſang das kleine
Echo, das liebliche Kind, die Spiele leiſe nach. —
Die Lieder der Lerchen flogen gaukelnd dazwiſchen
und ſtoͤrten nichts. — —

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[154/0164] ſchlafenden ſtummen Koloniſten im Garten hin¬ ein ſah, und wenn dann die Zephyre der Melo¬ dien die duftige Landſchaft wehend aufzublaͤttern und zu bewegen ſchienen. Kehrt' er ſich um, mit gefaͤrbtem Blik, nach dem Oſthimmel und ſah die Ebene voll gruͤner auf- und ablaufender Huͤ¬ gel wie Landhaͤuſer und Rotunden ſtehen und den Schwung der Laubholzwaͤlder auf den fer¬ nen Bergen und den Himmel in ihre Windungen eingeſenckt: ſo lagen und ſpielten die Toͤne wie¬ der druͤben auf den rothen Hoͤhen und zukten in den vergoldeten Voͤgeln, die wie Aurorens Flo¬ ken umher ſchwammen, und wekten an einer duͤſtern ſchlafenden Morgenwolke die lebendigen Blicke aufgehender Blitze auf. Vom Gewitter wandt' er ſich wieder gegen das vielfarbige Son¬ nenland — ein Wehen von Oſten trug die Toͤ¬ ne — ſchwamm mit ihnen an die Sonne — auf den bluͤhenden Abendwolcken ſang das kleine Echo, das liebliche Kind, die Spiele leiſe nach. — Die Lieder der Lerchen flogen gaukelnd dazwiſchen und ſtoͤrten nichts. — —

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/164>, abgerufen am 25.11.2024.