Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Besonders geformt sind die Schädel der
Caraiben, die ein wirklich degremirtes Gehirn
haben; doch ist dies Werk der Kunst, u. die
Köpfe der Kinder werden zwischen zwei Bret-
ter gebunden, wie das Muskelfleisch gezwun-
gen wird bandartige Ringe zu bilden; indem
starke Bänder den Kinder in der Zugend
um Schenkel u. Arme gebunden werden. Daß
an der Westküste Amerikas in Norfolksund
eine blauäugige Menschenrace gefunden wird
kann vielleicht aus einem Zusammenhange mit
den Usins herrühren. - Auffallend sind
die Formen der Menschen die ich in Abbildun-
gen zu Guatimala gefunden habe, mit Ha-
bichtsnasen, gegen welche die Mithridatsna-
sen nichts sind. So ist unfern ehrwürdigen
Traditionen ähnlich der amerikanische Noah
abgebildet, u. hat solche Nase. Eben so hatten
die Amerikaner eine Eva. [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Gehen wir
in die Geschichten zurück, so ist einer Race
allein nicht grade hohe Kultur eigen, Massen-
cultur ist oft vorhanden gewesen. Techni-
sche Künste, Astronomie u. dgl. waren bei
den Mongolen, Chinesen, Jndern, Aegyptern
verbreitet. Aus den Ueberbleibseln den
Mumien sehen wir, daß auch die alten
Egypter zur caucasischen Race gehörten.
Als leuchtende Punkte sehen wir die Kultur
auflodern in Jran, Medien, Bactrien.
Der Turm zu Babel, der Jupiter Belus-
Turm, ist das größte Monument der
alten Zeit. Was die Kultur der Egypter
Hellenen etc. anbetrifft, so geht es uns hier

wie

Beſonders geformt ſind die Schädel der
Caraiben, die ein wirklich degremirtes Gehirn
haben; doch iſt dies Werk der Kunſt, u. die
Köpfe der Kinder werden zwiſchen zwei Bret-
ter gebunden, wie das Muskelfleiſch gezwun-
gen wird bandartige Ringe zu bilden; indem
ſtarke Bänder den Kinder in der Zugend
um Schenkel u. Arme gebunden werden. Daß
an der Weſtküſte Amerikas in Norfolkſund
eine blauäugige Menſchenrace gefunden wird
kañ vielleicht aus einem Zuſam̃enhange mit
den Usins herrühren. – Auffallend ſind
die Formen der Menſchen die ich in Abbildun-
gen zu Guatimala gefunden habe, mit Ha-
bichtsnaſen, gegen welche die Mithridatsna-
ſen nichts ſind. So iſt unfern ehrwürdigen
Traditionen ähnlich der amerikaniſche Noah
abgebildet, u. hat ſolche Naſe. Eben ſo hatten
die Amerikaner eine Eva. [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Gehen wir
in die Geſchichten zurück, ſo iſt einer Race
allein nicht grade hohe Kultur eigen, Maſſen-
cultur iſt oft vorhanden geweſen. Techni-
ſche Künſte, Aſtronomie u. dgl. waren bei
den Mongolen, Chineſen, Jndern, Aegyptern
verbreitet. Aus den Ueberbleibſeln den
Mumien ſehen wir, daß auch die alten
Egypter zur caucaſiſchen Raçe gehörten.
Als leuchtende Punkte ſehen wir die Kultur
auflodern in Jran, Medien, Bactrien.
Der Turm zu Babel, der Jupiter Belus-
Turm, iſt das größte Monument der
alten Zeit. Was die Kultur der Egypter
Hellenen etc. anbetrifft, ſo geht es uns hier

wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div xml:id="Ms_germ_fol_842" prev="#Ms_germ_fol_841">
        <div type="session" n="62">
          <pb facs="#f0409" n="392."/>
          <p>Be&#x017F;onders geformt &#x017F;ind die Schädel der<lb/><hi rendition="#aq">Caraiben</hi>, die ein wirklich degremirtes Gehirn<lb/>
haben; doch i&#x017F;t dies Werk der Kun&#x017F;t, u. die<lb/>
Köpfe der Kinder werden zwi&#x017F;chen zwei Bret-<lb/>
ter gebunden, wie das Muskelflei&#x017F;ch gezwun-<lb/>
gen wird bandartige Ringe zu bilden; indem<lb/>
&#x017F;tarke Bänder den Kinder in der Zugend<lb/>
um Schenkel u. Arme gebunden werden. Daß<lb/>
an der We&#x017F;tkü&#x017F;te Amerikas in Norfolk&#x017F;und<lb/>
eine blauäugige Men&#x017F;chenrace gefunden wird<lb/>
kan&#x0303; vielleicht aus einem Zu&#x017F;am&#x0303;enhange mit<lb/>
den Usins herrühren. &#x2013; Auffallend &#x017F;ind<lb/>
die Formen der Men&#x017F;chen die ich in Abbildun-<lb/>
gen zu <hi rendition="#aq">Guatimala</hi> gefunden habe, mit Ha-<lb/>
bichtsna&#x017F;en, gegen welche die Mithridatsna-<lb/>
&#x017F;en nichts &#x017F;ind. So i&#x017F;t unfern ehrwürdigen<lb/>
Traditionen ähnlich der amerikani&#x017F;che Noah<lb/>
abgebildet, u. hat &#x017F;olche Na&#x017F;e. Eben &#x017F;o hatten<lb/>
die Amerikaner eine Eva. <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/> Gehen wir<lb/>
in die Ge&#x017F;chichten zurück, &#x017F;o i&#x017F;t einer Race<lb/>
allein nicht grade hohe Kultur eigen, Ma&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
cultur i&#x017F;t oft vorhanden gewe&#x017F;en. Techni-<lb/>
&#x017F;che Kün&#x017F;te, A&#x017F;tronomie u. dgl. waren bei<lb/>
den Mongolen, Chine&#x017F;en, Jndern, Aegyptern<lb/>
verbreitet. Aus den Ueberbleib&#x017F;eln den<lb/>
Mumien &#x017F;ehen wir, daß auch die alten<lb/>
Egypter zur cauca&#x017F;i&#x017F;chen Raçe gehörten.<lb/>
Als leuchtende Punkte &#x017F;ehen wir die Kultur<lb/>
auflodern in Jran, Medien, Bactrien.<lb/>
Der Turm zu Babel, der Jupiter Belus-<lb/>
Turm, i&#x017F;t das größte Monument der<lb/>
alten Zeit. Was die Kultur der Egypter<lb/>
Hellenen <choice><orig><hi rendition="#aq">p</hi></orig><reg resp="#BF"><hi rendition="#aq">etc</hi>.</reg></choice> anbetrifft, &#x017F;o geht es uns hier<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wie</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[392./0409] Beſonders geformt ſind die Schädel der Caraiben, die ein wirklich degremirtes Gehirn haben; doch iſt dies Werk der Kunſt, u. die Köpfe der Kinder werden zwiſchen zwei Bret- ter gebunden, wie das Muskelfleiſch gezwun- gen wird bandartige Ringe zu bilden; indem ſtarke Bänder den Kinder in der Zugend um Schenkel u. Arme gebunden werden. Daß an der Weſtküſte Amerikas in Norfolkſund eine blauäugige Menſchenrace gefunden wird kañ vielleicht aus einem Zuſam̃enhange mit den Usins herrühren. – Auffallend ſind die Formen der Menſchen die ich in Abbildun- gen zu Guatimala gefunden habe, mit Ha- bichtsnaſen, gegen welche die Mithridatsna- ſen nichts ſind. So iſt unfern ehrwürdigen Traditionen ähnlich der amerikaniſche Noah abgebildet, u. hat ſolche Naſe. Eben ſo hatten die Amerikaner eine Eva. _ Gehen wir in die Geſchichten zurück, ſo iſt einer Race allein nicht grade hohe Kultur eigen, Maſſen- cultur iſt oft vorhanden geweſen. Techni- ſche Künſte, Aſtronomie u. dgl. waren bei den Mongolen, Chineſen, Jndern, Aegyptern verbreitet. Aus den Ueberbleibſeln den Mumien ſehen wir, daß auch die alten Egypter zur caucaſiſchen Raçe gehörten. Als leuchtende Punkte ſehen wir die Kultur auflodern in Jran, Medien, Bactrien. Der Turm zu Babel, der Jupiter Belus- Turm, iſt das größte Monument der alten Zeit. Was die Kultur der Egypter Hellenen p anbetrifft, ſo geht es uns hier wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/409
Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 392.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/409>, abgerufen am 26.11.2024.