Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder. 2. Band: M-Z. Berlin, 1898.den Helferinnen an Sonntagsschulen ihre Arbeit zu erleichtern: Die Evangeligeschichte nach Lukas und die evangelische Geschichte nach Matthäus und Johannes. Ihr sehr bewegtes Leben als Lehrerin und Erzieherin, als Vorsteherin und Oberin an Anstalten im In- und Auslande schildert sie äusserst anziehend in ihrem Buche: Lebensführung einer deutschen Lehrerin. Erinnerungen an Deutschland und England, Frankreich und Rumänien. - Die Evangeligeschichte nach Lukas u. die evangelische Geschichte nach Matthäus u. Johannes, Berlin 1884/86, Prochnow. - Lebensführung einer deutschen Lehrerin. 2. Ausg. 8. (269) Eisenach 1898, M. Wilckens. geb. 2.50 [Trippmacher, Frl. Elisabeth] *Trippmacher, Frl. Elisabeth, Ladenburg a. N. i. B., daselbst geboren am 26. Oktober 1878 als die Tochter eines Kaufmanns, der sich später der Naturheilkunde zuwandte. Elisabeth hatte das Unglück, mit der Impfung den Keim eines Leidens empfangen zu haben, das ihre ganze Jugend zerstörte. Bis zu ihrem 11. Jahre war sie von vielen körperlichen Schmerzen heimgesucht, welche in einer geschwulstartigen Erhöhung des Armes ihren Ursprung hatten. Im 11. Jahre trat aber dieses Leiden in einer Heftigkeit auf, die ihr den Gebrauch des rechten Armes unmöglich machte und sie auf das Krankenlager warf, das sie viele Jahre nicht verlassen sollte. Ein von den Ärzten als notwendig erachteter operativer Eingriff verschlimmerte in hohem Masse den Zustand. Schliesslich waren Hände und Füsse gelähmt. Und in diesem schmerz- und qualvollem Zustande verbrachte Elisabeth ihre Jugendzeit. Ihre einzige Trösterin war ihre Einbildungskraft, ihre reiche Phantasie, die ihr all die Märchen, welche ihr am Krankenlager von Grossmutter und Mutter vorerzählt wurden, weiter ausmalte und sie selbst in dieses Wunderland und Zauberreich versetzte, wo sie auf kurze Zeit ihr elendes Dasein vergass. Auch die biblische Geschichte, welche ihr die Mutter erzählte, fesselte ihr Denken und Fühlen und auch darin fand sie Trost. Bis zum 11. Jahre, wo sie das Übel vollends aufs Krankenlager warf, war Elisabeth eine überaus wissbegierige, fleissige Schülerin und ein munteres Kind, das für alles gleiches Interesse zeigte. Am Krankenlager waren die Bücher, deren Inhalt sie mit Heisshunger verschlang und ihre Umgebung ihre ganze Welt, und wenn sich ihr Zustand insoweit besserte, dass sie ihren Arm bewegen konnte, suchte sie auch das am Schmerzenslager Erdachte auf dem Papier festzuhalten. Schon am Rande des Grabes, mit dem heiligen Abendmahl versehen, begann sich ihr Zustand wieder zu bessern, so dass die Lähmung der Arme beseitigt war, und nun begann sie mit Ernst und Eifer Litteratur, Philosophie und Geschichte zu studieren. Und erst jetzt überwand sie die Scheu, auch ihrer nächsten Umgebung, ihren Eltern mitzuteilen, dass sie auf ihrem Krankenlager heimlich einige grosse Jugenderzählungen, Novellen, Aufsätze u. dgl. geschrieben hatte. Mit besonderer Liebe oblag sie den philosophischen Studien, und sie fasste den Entschluss, sobald sie genesen, auf irgend einer Universität ihre Studien zu vollenden und sich den Doktorhut zu erwerben. Mit Vorliebe beschäftigte sie sich mit der Frauenfrage und den Helferinnen an Sonntagsschulen ihre Arbeit zu erleichtern: Die Evangeligeschichte nach Lukas und die evangelische Geschichte nach Matthäus und Johannes. Ihr sehr bewegtes Leben als Lehrerin und Erzieherin, als Vorsteherin und Oberin an Anstalten im In- und Auslande schildert sie äusserst anziehend in ihrem Buche: Lebensführung einer deutschen Lehrerin. Erinnerungen an Deutschland und England, Frankreich und Rumänien. ‒ Die Evangeligeschichte nach Lukas u. die evangelische Geschichte nach Matthäus u. Johannes, Berlin 1884/86, Prochnow. ‒ Lebensführung einer deutschen Lehrerin. 2. Ausg. 8. (269) Eisenach 1898, M. Wilckens. geb. 2.50 [Trippmacher, Frl. Elisabeth] *Trippmacher, Frl. Elisabeth, Ladenburg a. N. i. B., daselbst geboren am 26. Oktober 1878 als die Tochter eines Kaufmanns, der sich später der Naturheilkunde zuwandte. Elisabeth hatte das Unglück, mit der Impfung den Keim eines Leidens empfangen zu haben, das ihre ganze Jugend zerstörte. Bis zu ihrem 11. Jahre war sie von vielen körperlichen Schmerzen heimgesucht, welche in einer geschwulstartigen Erhöhung des Armes ihren Ursprung hatten. Im 11. Jahre trat aber dieses Leiden in einer Heftigkeit auf, die ihr den Gebrauch des rechten Armes unmöglich machte und sie auf das Krankenlager warf, das sie viele Jahre nicht verlassen sollte. Ein von den Ärzten als notwendig erachteter operativer Eingriff verschlimmerte in hohem Masse den Zustand. Schliesslich waren Hände und Füsse gelähmt. Und in diesem schmerz- und qualvollem Zustande verbrachte Elisabeth ihre Jugendzeit. Ihre einzige Trösterin war ihre Einbildungskraft, ihre reiche Phantasie, die ihr all die Märchen, welche ihr am Krankenlager von Grossmutter und Mutter vorerzählt wurden, weiter ausmalte und sie selbst in dieses Wunderland und Zauberreich versetzte, wo sie auf kurze Zeit ihr elendes Dasein vergass. Auch die biblische Geschichte, welche ihr die Mutter erzählte, fesselte ihr Denken und Fühlen und auch darin fand sie Trost. Bis zum 11. Jahre, wo sie das Übel vollends aufs Krankenlager warf, war Elisabeth eine überaus wissbegierige, fleissige Schülerin und ein munteres Kind, das für alles gleiches Interesse zeigte. Am Krankenlager waren die Bücher, deren Inhalt sie mit Heisshunger verschlang und ihre Umgebung ihre ganze Welt, und wenn sich ihr Zustand insoweit besserte, dass sie ihren Arm bewegen konnte, suchte sie auch das am Schmerzenslager Erdachte auf dem Papier festzuhalten. Schon am Rande des Grabes, mit dem heiligen Abendmahl versehen, begann sich ihr Zustand wieder zu bessern, so dass die Lähmung der Arme beseitigt war, und nun begann sie mit Ernst und Eifer Litteratur, Philosophie und Geschichte zu studieren. Und erst jetzt überwand sie die Scheu, auch ihrer nächsten Umgebung, ihren Eltern mitzuteilen, dass sie auf ihrem Krankenlager heimlich einige grosse Jugenderzählungen, Novellen, Aufsätze u. dgl. geschrieben hatte. 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Und in diesem schmerz- und qualvollem Zustande verbrachte Elisabeth ihre Jugendzeit. Ihre einzige Trösterin war ihre Einbildungskraft, ihre reiche Phantasie, die ihr all die Märchen, welche ihr am Krankenlager von Grossmutter und Mutter vorerzählt wurden, weiter ausmalte und sie selbst in dieses Wunderland und Zauberreich versetzte, wo sie auf kurze Zeit ihr elendes Dasein vergass. Auch die biblische Geschichte, welche ihr die Mutter erzählte, fesselte ihr Denken und Fühlen und auch darin fand sie Trost. Bis zum 11. Jahre, wo sie das Übel vollends aufs Krankenlager warf, war Elisabeth eine überaus wissbegierige, fleissige Schülerin und ein munteres Kind, das für alles gleiches Interesse zeigte. Am Krankenlager waren die Bücher, deren Inhalt sie mit Heisshunger verschlang und ihre Umgebung ihre ganze Welt, und wenn sich ihr Zustand insoweit besserte, dass sie ihren Arm bewegen konnte, suchte sie auch das am Schmerzenslager Erdachte auf dem Papier festzuhalten. Schon am Rande des Grabes, mit dem heiligen Abendmahl versehen, begann sich ihr Zustand wieder zu bessern, so dass die Lähmung der Arme beseitigt war, und nun begann sie mit Ernst und Eifer Litteratur, Philosophie und Geschichte zu studieren. Und erst jetzt überwand sie die Scheu, auch ihrer nächsten Umgebung, ihren Eltern mitzuteilen, dass sie auf ihrem Krankenlager heimlich einige grosse Jugenderzählungen, Novellen, Aufsätze u. dgl. geschrieben hatte. Mit besonderer Liebe oblag sie den philosophischen Studien, und sie fasste den Entschluss, sobald sie genesen, auf irgend einer Universität ihre Studien zu vollenden und sich den Doktorhut zu erwerben. Mit Vorliebe beschäftigte sie sich mit der Frauenfrage und </p> </div> </body> </text> </TEI> [0379]
den Helferinnen an Sonntagsschulen ihre Arbeit zu erleichtern: Die Evangeligeschichte nach Lukas und die evangelische Geschichte nach Matthäus und Johannes. Ihr sehr bewegtes Leben als Lehrerin und Erzieherin, als Vorsteherin und Oberin an Anstalten im In- und Auslande schildert sie äusserst anziehend in ihrem Buche: Lebensführung einer deutschen Lehrerin. Erinnerungen an Deutschland und England, Frankreich und Rumänien.
‒ Die Evangeligeschichte nach Lukas u. die evangelische Geschichte nach Matthäus u. Johannes, Berlin 1884/86, Prochnow.
‒ Lebensführung einer deutschen Lehrerin. 2. Ausg. 8. (269) Eisenach 1898, M. Wilckens. geb. 2.50
Trippmacher, Frl. Elisabeth
*Trippmacher, Frl. Elisabeth, Ladenburg a. N. i. B., daselbst geboren am 26. Oktober 1878 als die Tochter eines Kaufmanns, der sich später der Naturheilkunde zuwandte. Elisabeth hatte das Unglück, mit der Impfung den Keim eines Leidens empfangen zu haben, das ihre ganze Jugend zerstörte. Bis zu ihrem 11. Jahre war sie von vielen körperlichen Schmerzen heimgesucht, welche in einer geschwulstartigen Erhöhung des Armes ihren Ursprung hatten. Im 11. Jahre trat aber dieses Leiden in einer Heftigkeit auf, die ihr den Gebrauch des rechten Armes unmöglich machte und sie auf das Krankenlager warf, das sie viele Jahre nicht verlassen sollte. Ein von den Ärzten als notwendig erachteter operativer Eingriff verschlimmerte in hohem Masse den Zustand. Schliesslich waren Hände und Füsse gelähmt. Und in diesem schmerz- und qualvollem Zustande verbrachte Elisabeth ihre Jugendzeit. Ihre einzige Trösterin war ihre Einbildungskraft, ihre reiche Phantasie, die ihr all die Märchen, welche ihr am Krankenlager von Grossmutter und Mutter vorerzählt wurden, weiter ausmalte und sie selbst in dieses Wunderland und Zauberreich versetzte, wo sie auf kurze Zeit ihr elendes Dasein vergass. Auch die biblische Geschichte, welche ihr die Mutter erzählte, fesselte ihr Denken und Fühlen und auch darin fand sie Trost. Bis zum 11. Jahre, wo sie das Übel vollends aufs Krankenlager warf, war Elisabeth eine überaus wissbegierige, fleissige Schülerin und ein munteres Kind, das für alles gleiches Interesse zeigte. Am Krankenlager waren die Bücher, deren Inhalt sie mit Heisshunger verschlang und ihre Umgebung ihre ganze Welt, und wenn sich ihr Zustand insoweit besserte, dass sie ihren Arm bewegen konnte, suchte sie auch das am Schmerzenslager Erdachte auf dem Papier festzuhalten. Schon am Rande des Grabes, mit dem heiligen Abendmahl versehen, begann sich ihr Zustand wieder zu bessern, so dass die Lähmung der Arme beseitigt war, und nun begann sie mit Ernst und Eifer Litteratur, Philosophie und Geschichte zu studieren. Und erst jetzt überwand sie die Scheu, auch ihrer nächsten Umgebung, ihren Eltern mitzuteilen, dass sie auf ihrem Krankenlager heimlich einige grosse Jugenderzählungen, Novellen, Aufsätze u. dgl. geschrieben hatte. Mit besonderer Liebe oblag sie den philosophischen Studien, und sie fasste den Entschluss, sobald sie genesen, auf irgend einer Universität ihre Studien zu vollenden und sich den Doktorhut zu erwerben. Mit Vorliebe beschäftigte sie sich mit der Frauenfrage und
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