beschäftigt, und man kann sagen, dass sie das höchste Problem der Mechanik des Himmels in seiner schönsten man berechnet den Eintritt der Jupitertrabanten in den Schatten bis auf 8-10 Sekunden Zeit Auflösung darbieten. Auf der Erde dagegen hat man noch keinen vernunftmässigen Einklang bestimmender Geseze auffinden können, weil die chemische Verschieden- heit der Stoffe so sehr in Anschlag kömt, von der man alles numerische, was man vielleicht festgestellt haben könte, sorgfältig scheiden mus. Auch hier komt man zu der Erkentnis, dass, je tiefer man in die Natur eindringt, um desto freier werde die EinsichAnsicht des Ganzen, und die Naturbeschreibung kann nur dann etwas wahrhaft grosartiges werden, wenn sie ganz in sich vollendet ist.
Quellen der Wissenschaft und Litteratur der Cosmographie.
SDie Quellen unserer Wissenschaft sind doppelter Art: sie be- stehn 1, in dem Studium der Natur selbst. 2, in dem was sich darüber in Schriften findet: denn ein Einzelner kann selbst nur wenig sehen, er mus daher das zu Hülfe nehmen, was andre vor ihm gesehn haben: dabei ist es aber nothwendig,
beschäftigt, und man kann sagen, dass sie das höchste Problem der Mechanik des Himmels in seiner schönsten man berechnet den Eintritt der Jupitertrabanten in den Schatten bis auf 8–10 Sekunden Zeit Auflösung darbieten. Auf der Erde dagegen hat man noch keinen vernunftmässigen Einklang bestimmender Geseze auffinden können, weil die chemische Verschieden- heit der Stoffe so sehr in Anschlag kömt, von der man alles numerische, was man vielleicht festgestellt haben könte, sorgfältig scheiden mus. Auch hier komt man zu der Erkentnis, dass, je tiefer man in die Natur eindringt, um desto ⎡freier werde die EinsichAnsicht des Ganzen, und die Naturbeschreibung kann nur dann etwas wahrhaft grosartiges werden, wenn sie ganz in sich vollendet ist.
Quellen der Wissenschaft und Litteratur der Cosmographie.
SDie Quellen unserer Wissenschaft sind doppelter Art: sie be- stehn 1, in dem Studium der Natur selbst. 2, in dem was sich darüber in Schriften findet: denn ein Einzelner kann selbst nur wenig sehen, er mus daher das zu Hülfe nehmen, was andre vor ihm gesehn haben: dabei ist es aber nothwendig,
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[46v/0096]
beschäftigt, und man kann sagen, dass sie das höchste
Problem der Mechanik des Himmels in seiner schönsten
Auflösung darbieten. Auf der Erde dagegen hat man
noch keinen vernunftmässigen Einklang bestimmender
Geseze auffinden können, weil die chemische Verschieden-
heit der Stoffe so sehr in Anschlag kömt, von der man
alles numerische, was man vielleicht festgestellt haben
könte, sorgfältig scheiden mus. Auch hier komt man
zu der Erkentnis, dass, je tiefer man in die Natur eindringt,
um desto freier werde die Ansicht des Ganzen, und die
Naturbeschreibung kann nur dann etwas wahrhaft
grosartiges werden, wenn sie ganz in sich vollendet ist.
man berechnet den Eintritt der
Jup.trabanten in den Schatten
bis auf 8–10 Sekunden Zeit
1 Dez. 9.
Quellen der Wissenschaft u Litteratur der Cosmographie.
Die Quellen unserer Wissenschaft sind doppelter Art: sie be-
stehn 1, in dem Studium der Natur selbst. 2, in dem was
sich darüber in Schriften findet: denn ein Einzelner kann
selbst nur wenig sehen, er mus daher das zu Hülfe nehmen,
was andre vor ihm gesehn haben: dabei ist es aber nothwendig,
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 46v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/96>, abgerufen am 23.11.2024.
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