Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

91.
ersten noch nicht weit genug sind: zu solchen Untersuchungen
müssen alle Theile gleichmässig bearbeitet sein. In Frankreich giebt
es mehr Phanerogamen als Kryptogamen: das Verhältnis ist wie 1:2:
also sind 1600 Phanerogamen mehr dort als Kryptogamen: dagegen in Deutsch-
land mit der Schweiz mehr Kryptogamen; 4300 Kryptogamen 3400 Pha-
nerogamen; dasselbe Verhältnis, aber in geringerer Zahl findet in
Lapland statt. Überhaupt scheint auf die Kryptogamen die Temperatur
keinen so grossen Einflus zu haben, als auf die Phanerogamen.
Einige Flechten können eine grosse Hize erleiden, besonders wenn
sie auf Steinen von dunkler Farbe sizen, die sich weit mehr er-
wärmen als der Sand; ich habe das Thermometer an solche Steine
gehängt, und gefunden, dass diese Flechten den ganzen Tag eine Hize
von 60 bis 62° R. aushalten: die also beinahe der in den therma-
len Quellen gleich komt.

Schon sicherer ist das Verhältnis der Monocotyledonen und Di-
kotyledonen. Es ist richtig, dass das erste Aufkeimen der Pflan-
zenwelt auf unserm Planeten eine Tropenvegetazion genant werden
kann, insofern man in den darüber gelagerten Gebirgsformazionen
nur Palmen und Bambusaceen findet: dennoch mus der An-
blik der Natur in jener frühen Zeit von dem Anblik der jezigen

91.
ersten noch nicht weit genug sind: zu solchen Untersuchungen
müssen alle Theile gleichmässig bearbeitet sein. In Frankreich giebt
es mehr Phanerogamen als Kryptogamen: das Verhältnis ist wie 1:2:
also sind 1600 Phanerogamen mehr dort als Kryptogamen: dagegen in Deutsch-
land mit der Schweiz mehr Kryptogamen; 4300 Kryptogamen 3400 Pha-
nerogamen; dasselbe Verhältnis, aber in geringerer Zahl findet in
Lapland statt. Überhaupt scheint auf die Kryptogamen die Temperatur
keinen so grossen Einflus zu haben, als auf die Phanerogamen.
Einige Flechten können eine grosse Hize erleiden, besonders wenn
sie auf Steinen von dunkler Farbe sizen, die sich weit mehr er-
wärmen als der Sand; ich habe das Thermometer an solche Steine
gehängt, und gefunden, dass diese Flechten den ganzen Tag eine Hize
von 60 bis 62° R. aushalten: die also beinahe der in den therma-
len Quellen gleich komt.

Schon sicherer ist das Verhältnis der Monocotyledonen und Di-
kotyledonen. Es ist richtig, dass das erste Aufkeimen der Pflan-
zenwelt auf unserm Planeten eine Tropenvegetazion genant werden
kann, insofern man in den darüber gelagerten Gebirgsformazionen
nur Palmen und Bambusaceen findet: dennoch mus der An-
blik der Natur in jener frühen Zeit von dem Anblik der jezigen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="57">
          <p><pb facs="#f0731" n="364r"/><fw place="top" type="sig">91.</fw><lb/>
ersten noch nicht weit genug sind: zu solchen Untersuchungen<lb/>
müssen alle Theile gleichmässig bearbeitet sein. In Frankreich giebt<lb/>
es mehr <choice><abbr>Phanerog.</abbr><expan resp="#CT">Phanerogamen</expan></choice> als Kryptogamen: das Verhältnis ist wie 1:2:<lb/>
also sind 1600 <choice><abbr>Phanerog.</abbr><expan resp="#CT">Phanerogamen</expan></choice> mehr dort als <choice><abbr>Kryptog</abbr><expan resp="#CT">Kryptogamen</expan></choice>: dagegen in Deutsch-<lb/>
land mit der Schweiz mehr Kryptogamen; 4300 <choice><abbr>Krypt.</abbr><expan resp="#CT">Kryptogamen</expan></choice> 3400 Pha-<lb/>
nerogamen; dasselbe Verhältnis, aber in geringerer Zahl findet in<lb/>
Lapland statt. Überhaupt scheint auf die <choice><abbr>Kryptog.</abbr><expan resp="#CT">Kryptogamen</expan></choice> die Temperatur<lb/>
keinen so grossen Einflus zu haben, als auf die Phanerogamen.<lb/>
Einige Flechten können eine grosse Hize erleiden, besonders wenn<lb/>
sie auf Steinen von dunkler Farbe sizen, die sich weit mehr er-<lb/>
wärmen als der Sand; ich habe das Thermometer an solche Steine<lb/>
gehängt, und gefunden, dass diese Flechten den ganzen Tag eine Hize<lb/>
von 60 bis 62° R. aushalten: die also beinahe der in den therma-<lb/>
len Quellen gleich komt.</p><lb/>
          <p>Schon sicherer ist das Verhältnis der Monocotyledonen und Di-<lb/>
kotyledonen. Es ist richtig, dass das erste Aufkeimen der Pflan-<lb/>
zenwelt auf unserm Planeten eine Tropenvegetazion genant werden<lb/>
kann, insofern man in den darüber gelagerten Gebirgsformazionen<lb/>
nur Palmen und Bambusaceen findet: dennoch mus der An-<lb/>
blik der Natur in jener frühen Zeit von dem Anblik der jezigen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[364r/0731] 91. ersten noch nicht weit genug sind: zu solchen Untersuchungen müssen alle Theile gleichmässig bearbeitet sein. In Frankreich giebt es mehr Phanerog. als Kryptogamen: das Verhältnis ist wie 1:2: also sind 1600 Phanerog. mehr dort als Kryptog: dagegen in Deutsch- land mit der Schweiz mehr Kryptogamen; 4300 Krypt. 3400 Pha- nerogamen; dasselbe Verhältnis, aber in geringerer Zahl findet in Lapland statt. Überhaupt scheint auf die Kryptog. die Temperatur keinen so grossen Einflus zu haben, als auf die Phanerogamen. Einige Flechten können eine grosse Hize erleiden, besonders wenn sie auf Steinen von dunkler Farbe sizen, die sich weit mehr er- wärmen als der Sand; ich habe das Thermometer an solche Steine gehängt, und gefunden, dass diese Flechten den ganzen Tag eine Hize von 60 bis 62° R. aushalten: die also beinahe der in den therma- len Quellen gleich komt. Schon sicherer ist das Verhältnis der Monocotyledonen und Di- kotyledonen. Es ist richtig, dass das erste Aufkeimen der Pflan- zenwelt auf unserm Planeten eine Tropenvegetazion genant werden kann, insofern man in den darüber gelagerten Gebirgsformazionen nur Palmen und Bambusaceen findet: dennoch mus der An- blik der Natur in jener frühen Zeit von dem Anblik der jezigen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/731
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 364r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/731>, abgerufen am 26.11.2024.