Unter den Tropen kann man 2 Zeitabschnitte unterscheiden 1, vom Dezember bis in den Mai, wo weder Wolken noch Gewitter sich zeigen, und eine über dem Horizont hinziehende Wolke eben so auf- fallend sein würde als ein Aerolith. Während dieser Zeit fand ich immer positive Elektrizität in der Luft. 2, vom Mai bis in den Oktober, dies sist die Regenzeit, und in diesen Gegenden der Winter: auch sind in den dortigen Sprachen: Regen, Winter und Donner- wetter gleichbedeutend, die bei uns freilich verschiedene Begrif- fe bezeichnen. In dieser Zeit sind die Passatwinde nicht mehr so regelmässig als früher: ich fand von 8 Uhr früh bis 1 Uhr keine Spur von Elektrizität in der Luft: dann aber, nach dem Durch- gange der Sonne durch den Meridian zeigt sich eine starke Spannung; beim Gewitter selbst springt sie schnell vom posi- tiven zum negativen und umgekehrt. Das Gewitter fängt gewöhnlich 2 Stunden nach dem Maximum der Wärme an, und bleibt bis gegen Sonnenuntergang: dann heitert sich die Athmosphäre auf, und in der Nacht zeigt sich keine Spur von Elektrizität. Ich konte diese Phänomene bis zu einer Höhe von 14000 Fus verfolgen, und fand, dass sie nur dem Grade,
Unter den Tropen kann man 2 Zeitabschnitte unterscheiden 1, vom Dezember bis in den Mai, wo weder Wolken noch Gewitter sich zeigen, und eine über dem Horizont hinziehende Wolke eben so auf- fallend sein würde als ein Aërolith. Während dieser Zeit fand ich immer positive Elektrizität in der Luft. 2, vom Mai bis in den Oktober, dies sist die Regenzeit, und in diesen Gegenden der Winter: auch sind in den dortigen Sprachen: Regen, Winter und Donner- wetter gleichbedeutend, die bei uns freilich verschiedene Begrif- fe bezeichnen. In dieser Zeit sind die Passatwinde nicht mehr so regelmässig als früher: ich fand von 8 Uhr früh bis 1 Uhr keine Spur von Elektrizität in der Luft: dann aber, nach dem Durch- gange der Sonne durch den Meridian zeigt sich eine starke Spannung; beim Gewitter selbst springt sie schnell vom posi- tiven zum negativen und umgekehrt. Das Gewitter fängt gewöhnlich 2 Stunden nach dem Maximum der Wärme an, und bleibt bis gegen Sonnenuntergang: dann heitert sich die Athmosphäre auf, und in der Nacht zeigt sich keine Spur von Elektrizität. Ich konte diese Phänomene bis zu einer Höhe von 14000 Fus verfolgen, und fand, dass sie nur dem Grade,
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[330v/0664]
Unter den Tropen kann man 2 Zeitabschnitte unterscheiden 1, vom
Dezember bis in den Mai, wo weder Wolken noch Gewitter sich
zeigen, und eine über dem Horizont hinziehende Wolke eben so auf-
fallend sein würde als ein Aërolith. Während dieser Zeit fand ich
immer positive Elektrizität in der Luft. 2, vom Mai bis in den
Oktober, dies ist die Regenzeit, und in diesen Gegenden der Winter:
auch sind in den dortigen Sprachen: Regen, Winter und Donner-
wetter gleichbedeutend, die bei uns freilich verschiedene Begrif-
fe bezeichnen. In dieser Zeit sind die Passatwinde nicht mehr
so regelmässig als früher: ich fand von 8 Uhr früh bis 1 Uhr
keine Spur von Elektr. in der Luft: dann aber, nach dem Durch-
gange der Sonne durch den Meridian zeigt sich eine starke
Spannung; beim Gewitter selbst springt sie schnell vom posi-
tiven zum negativen und umgekehrt. Das Gewitter fängt
gewöhnlich 2 Stunden nach dem Maximum der Wärme an,
und bleibt bis gegen Sonnenuntergang: dann heitert sich die
Athmosphäre auf, und in der Nacht zeigt sich keine Spur von
Elektrizität. Ich konte diese Phänomene bis zu einer Höhe
von 14000 Fus verfolgen, und fand, dass sie nur dem Grade,
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 330v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/664>, abgerufen am 22.11.2024.
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