lezten bei Tage die Wirkung der Sonne im Verhältnis stärker. In Peru, wo es nie regnet, kann man dennoch lange Zeit hin- durch die Sonne und den Mond mit blossen Augen betrachten, weil ein nebelartiger Dunst, die garua, den Himmel mehrere Monate lang umschleiert. Daher ist es glaublich, dass die Peruaner die Sonnenflekken früher gekant haben, als die Chi- nesen. (Die Araber glaubten, Merkur sei von der Sonnenschei- be sichtbar.) Wenn in jenen Ländern die Sonne 5-6 Monate lang, nur als eine rothe Scheibe erscheint, so kann es kommen, dass das Thermometer bis auf +13° R. sinkt, eine dort sehr bedeutende Kälte, die dem Akkerbau oft Gefahr bringt. -
In Caxamarca, das 10000 Fus über dem Meere liegt, ist die mittlere Temperatur +14° R. welches mit dem schönen Klima von Bordeaux und Marseille übereinstimt; dennoch geerfriert im Sommer das Getreide fast alle Monate, und es ist natür- lich, dass dies auch auf den Zustand der Menschen Einflus hat. Da dies Thermometer in Caxamarca nie auf +/-0° R. sinkt, und doch das Getreide erfriert, so sieht man, dass dies blosse eine
lezten bei Tage die Wirkung der Sonne im Verhältnis stärker. In Peru, wo es nie regnet, kann man dennoch lange Zeit hin- durch die Sonne und den Mond mit blossen Augen betrachten, weil ein nebelartiger Dunst, die garūa, den Himmel mehrere Monate lang umschleiert. Daher ist es glaublich, dass die Peruaner die Sonnenflekken früher gekant haben, als die Chi- nesen. (Die Araber glaubten, Merkur sei von der Sonnenschei- be sichtbar.) Wenn in jenen Ländern die Sonne 5–6 Monate lang, nur als eine rothe Scheibe erscheint, so kann es kom̃en, dass das Thermometer bis auf +13° R. sinkt, eine dort sehr bedeutende Kälte, die dem Akkerbau oft Gefahr bringt. –
In Caxamarca, das 10000 Fus über dem Meere liegt, ist die mittlere Temperatur +14° R. welches mit dem schönen Klima von Bordeaux und Marseille übereinstimt; dennoch geerfriert im Sommer das Getreide fast alle Monate, und es ist natür- lich, dass dies auch auf den Zustand der Menschen Einflus hat. Da dies Thermometer in Caxamarca nie auf ±0° R. sinkt, und doch das Getreide erfriert, so sieht man, dass dies blosse eine
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="47"><p><pbfacs="#f0593"n="295r"/>
lezten bei Tage die Wirkung der Sonne im Verhältnis stärker.<lb/>
In Peru, wo es nie regnet, kann man dennoch lange Zeit hin-<lb/>
durch die Sonne und den Mond mit blossen Augen betrachten,<lb/>
weil ein nebelartiger Dunst, die garūa, den Himmel mehrere<lb/>
Monate lang umschleiert. Daher ist es glaublich, dass die<lb/>
Peruaner die Sonnenflekken früher gekant haben, als die Chi-<lb/>
nesen. (Die Araber glaubten, Merkur sei von der Sonnenschei-<lb/>
be sichtbar.) Wenn in jenen Ländern die Sonne 5–6 Monate<lb/>
lang, nur als eine rothe Scheibe erscheint, so kann es kom̃en,<lb/>
dass das Thermometer bis auf +13° R. sinkt, eine dort sehr<lb/>
bedeutende Kälte, die dem Akkerbau oft Gefahr bringt. –</p><lb/><p>In <hirendition="#u">Caxamarca</hi>, das 10000 Fus über dem Meere liegt, ist die<lb/>
mittlere Temperatur +14° R. welches mit dem schönen Klima<lb/>
von Bordeaux und Marseille übereinstimt; dennoch <subst><delrendition="#s">ge</del><addplace="superlinear">er</add></subst>friert<lb/>
im Sommer das Getreide fast alle Monate, und es ist natür-<lb/>
lich, dass dies auch auf den Zustand der Menschen Einflus<lb/>
hat. Da dies Thermometer in Caxamarca <hirendition="#u">nie</hi> auf ±0° <choice><orig>R</orig><regresp="#CT">R.</reg></choice> sinkt,<lb/>
und doch das Getreide erfriert, so sieht man, dass dies blos<delrendition="#s">se</del> eine<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[295r/0593]
lezten bei Tage die Wirkung der Sonne im Verhältnis stärker.
In Peru, wo es nie regnet, kann man dennoch lange Zeit hin-
durch die Sonne und den Mond mit blossen Augen betrachten,
weil ein nebelartiger Dunst, die garūa, den Himmel mehrere
Monate lang umschleiert. Daher ist es glaublich, dass die
Peruaner die Sonnenflekken früher gekant haben, als die Chi-
nesen. (Die Araber glaubten, Merkur sei von der Sonnenschei-
be sichtbar.) Wenn in jenen Ländern die Sonne 5–6 Monate
lang, nur als eine rothe Scheibe erscheint, so kann es kom̃en,
dass das Thermometer bis auf +13° R. sinkt, eine dort sehr
bedeutende Kälte, die dem Akkerbau oft Gefahr bringt. –
In Caxamarca, das 10000 Fus über dem Meere liegt, ist die
mittlere Temperatur +14° R. welches mit dem schönen Klima
von Bordeaux und Marseille übereinstimt; dennoch erfriert
im Sommer das Getreide fast alle Monate, und es ist natür-
lich, dass dies auch auf den Zustand der Menschen Einflus
hat. Da dies Thermometer in Caxamarca nie auf ±0° R sinkt,
und doch das Getreide erfriert, so sieht man, dass dies blos eine
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 295r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/593>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.