Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Gränze des Eises.

Das Ufer des ewigen Schneees, wo er nicht mehr schmilzt, ist
je nach den de Jahreszeiten verschieden, und rükt im Winter mehr
nach Süden als im Sommer. Sie gestaltet sich für Europa
sehr glüklich, durch das Vorhandensein des atlantischen
Ozeans, der viel zu dem milden Klima unseres Erdtheiles bei-
trägt. Die Wintergränze des Eises geht vom Cap Farewell durch
die Mitte von Island gegen Spizbergen. Sie berührt also nicht
das Nordkap, welches sehr wichtig ist. Sabine fand, dass noch
im Januar die Schiffahrt offen ist von Warmuz nach Spizbergen,
dass aber die Sherry-islands davon eingeschlossen sind. Die
Sommergränze läst ganz Island frei, gegen Osten aber bleibt
sie mit Nowaja Semlia in Verbindung, wohin man selbst im
Sommer selten zu Schiffe gelangen kann: noch weiter gegen
Osten nördlich von Sibirien ist alles mit Eis bedekt.

Wir haben also ein eisfreies Meer nördlich von Europa,
wodurch die Wintertemperatur sehr gemildert wird: auch mus
bemerkt werden, dass der atlantische Ozean die einzige Wasser-
verbindung von grösserer Ausdehnung ist, durch die der Nord-

Von der Gränze des Eises.

Das Ufer des ewigen Schneees, wo er nicht mehr schmilzt, ist
je nach den de Jahreszeiten verschieden, und rükt im Winter mehr
nach Süden als im Sommer. Sie gestaltet sich für Europa
sehr glüklich, durch das Vorhandensein des atlantischen
Ozeans, der viel zu dem milden Klima unseres Erdtheiles bei-
trägt. Die Wintergränze des Eises geht vom Cap Farewell durch
die Mitte von Island gegen Spizbergen. Sie berührt also nicht
das Nordkap, welches sehr wichtig ist. Sabine fand, dass noch
im Januar die Schiffahrt offen ist von Warmuz nach Spizbergen,
dass aber die Sherry-islands davon eingeschlossen sind. Die
Sommergränze läst ganz Island frei, gegen Osten aber bleibt
sie mit Nowaja Semlia in Verbindung, wohin man selbst im
Sommer selten zu Schiffe gelangen kann: noch weiter gegen
Osten nördlich von Sibirien ist alles mit Eis bedekt.

Wir haben also ein eisfreies Meer nördlich von Europa,
wodurch die Wintertemperatur sehr gemildert wird: auch mus
bemerkt werden, dass der atlantische Ozean die einzige Wasser-
verbindung von grösserer Ausdehnung ist, durch die der Nord-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="43">
          <pb facs="#f0528" n="262v"/>
          <p> <hi rendition="#u">Von der Gränze des Eises.</hi> </p><lb/>
          <p>Das Ufer des ewigen Schneees, wo er nicht mehr schmilzt, ist<lb/><add place="left">je </add>nach den <del rendition="#s">de</del> Jahreszeiten verschieden, und rükt im Winter mehr<lb/>
nach Süden als im Sommer. Sie gestaltet sich für Europa<lb/>
sehr glüklich, durch das Vorhandensein des atlantischen<lb/>
Ozeans, der viel zu dem milden Klima unseres Erdtheiles bei-<lb/>
trägt. Die <hi rendition="#u">Winter</hi>gränze des Eises geht vom Cap Farewell durch<lb/>
die Mitte von Island gegen Spizbergen. Sie berührt also nicht<lb/>
das Nordkap, welches sehr wichtig ist. <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11671350X http://d-nb.info/gnd/11671350X">Sabine</persName> fand, dass noch<lb/>
im Januar die Schiffahrt offen ist von Warmuz nach Spizbergen,<lb/>
dass aber die Sherry-islands davon eingeschlossen sind. Die<lb/><hi rendition="#u">Sommer</hi>gränze läst ganz Island frei, gegen Osten aber bleibt<lb/>
sie mit Nowaja Semlia in Verbindung, wohin man selbst im<lb/>
Sommer selten zu Schiffe gelangen kann: noch weiter gegen<lb/>
Osten nördlich von Sibirien ist alles mit Eis bedekt.</p><lb/>
          <p>Wir haben also ein eisfreies Meer nördlich von Europa,<lb/>
wodurch die Wintertemperatur sehr gemildert wird: auch mus<lb/>
bemerkt werden, dass der atlantische Ozean die einzige Wasser-<lb/>
verbindung von grösserer Ausdehnung ist, durch die der Nord-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262v/0528] Von der Gränze des Eises. Das Ufer des ewigen Schneees, wo er nicht mehr schmilzt, ist je nach den Jahreszeiten verschieden, und rükt im Winter mehr nach Süden als im Sommer. Sie gestaltet sich für Europa sehr glüklich, durch das Vorhandensein des atlantischen Ozeans, der viel zu dem milden Klima unseres Erdtheiles bei- trägt. Die Wintergränze des Eises geht vom Cap Farewell durch die Mitte von Island gegen Spizbergen. Sie berührt also nicht das Nordkap, welches sehr wichtig ist. Sabine fand, dass noch im Januar die Schiffahrt offen ist von Warmuz nach Spizbergen, dass aber die Sherry-islands davon eingeschlossen sind. Die Sommergränze läst ganz Island frei, gegen Osten aber bleibt sie mit Nowaja Semlia in Verbindung, wohin man selbst im Sommer selten zu Schiffe gelangen kann: noch weiter gegen Osten nördlich von Sibirien ist alles mit Eis bedekt. Wir haben also ein eisfreies Meer nördlich von Europa, wodurch die Wintertemperatur sehr gemildert wird: auch mus bemerkt werden, dass der atlantische Ozean die einzige Wasser- verbindung von grösserer Ausdehnung ist, durch die der Nord-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/528
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 262v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/528>, abgerufen am 16.07.2024.