Zentralkette höher sein müsse, als die begleitenden Ketten: dies ist durchaus nicht in der Natur der Erscheinungen begründet, und läst sich weder theoretisch noch praktisch beweisen. In der Andeskette finden wir grade das Gegentheil: wo der eine von den beiden parallel-laufenden Gebirgszügen aufhört, in die Gränze des unteren Schnees hinaufzureichen, da ungefähr hebt sich der andere bis in die Schneegränze hinein. Noch ein andres Vorurtheil ist es, dass die Flüsse nie die Gebirgsketten durchbrechen sollen. Davon finden sich unzählige Beispiele, und das deutlichste in Amerika, wo der Amazonenstrom sogar die Zentralkette der Andes durchbricht, die sich ihm queer in den Weg wirft, und hier schöne Wasserfälle bildet. Ich habe diese Gegend besucht, und die Erschei- nungen genau beschrieben. Ein anderes Beispiel giebt der Indus, wel- cher nördlich vom Pendjab aus dem Himalaya komt, und eine ent- gegenstehende Gebirgske[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]tte durchbricht.
Eine besondere Aufmerksamkeit habe ich auf die Höhen der Flä- chen gerichtet, die man in der Nähe der Gebirgsketten findet, und gefunden, dass sie von doppelter Art sind: entweder sie erstrekken sie sich in gleichem Niveau bis an den Fus der Kette, die dann steil aus
Zentralkette höher sein müsse, als die begleitenden Ketten: dies ist durchaus nicht in der Natur der Erscheinungen begründet, und läst sich weder theoretisch noch praktisch beweisen. In der Andeskette finden wir grade das Gegentheil: wo der eine von den beiden parallel-laufenden Gebirgszügen aufhört, in die Gränze des unteren Schnees hinaufzureichen, da ungefähr hebt sich der andere bis in die Schneegränze hinein. Noch ein andres Vorurtheil ist es, dass die Flüsse nie die Gebirgsketten durchbrechen sollen. Davon finden sich unzählige Beispiele, und das deutlichste in Amerika, wo der Amazonenstrom sogar die Zentralkette der Andes durchbricht, die sich ihm queer in den Weg wirft, und hier schöne Wasserfälle bildet. Ich habe diese Gegend besucht, und die Erschei- nungen genau beschrieben. Ein anderes Beispiel giebt der Indus, wel- cher nördlich vom Pendjab aus dem Himalaya komt, und eine ent- gegenstehende Gebirgske[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]tte durchbricht.
Eine besondere Aufmerksamkeit habe ich auf die Höhen der Flä- chen gerichtet, die man in der Nähe der Gebirgsketten findet, und gefunden, dass sie von doppelter Art sind: entweder sie erstrekken sie sich in gleichem Niveau bis an den Fus der Kette, die dann steil aus
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[236r/0475]
Zentralkette höher sein müsse, als die begleitenden Ketten:
dies ist durchaus nicht in der Natur der Erscheinungen
begründet, und läst sich weder theoretisch noch praktisch
beweisen. In der Andeskette finden wir grade das Gegentheil:
wo der eine von den beiden parallel-laufenden Gebirgszügen aufhört,
in die Gränze des unteren Schnees hinaufzureichen, da ungefähr
hebt sich der andere bis in die Schneegränze hinein. Noch ein andres
Vorurtheil ist es, dass die Flüsse nie die Gebirgsketten durchbrechen
sollen. Davon finden sich unzählige Beispiele, und das deutlichste
in Amerika, wo der Amazonenstrom sogar die Zentralkette der Andes
durchbricht, die sich ihm queer in den Weg wirft, und hier schöne
Wasserfälle bildet. Ich habe diese Gegend besucht, und die Erschei-
nungen genau beschrieben. Ein anderes Beispiel giebt der Indus, wel-
cher nördlich vom Pendjab aus dem Himalaya komt, und eine ent-
gegenstehende Gebirgskette durchbricht.
Eine besondere Aufmerksamkeit habe ich auf die Höhen der Flä-
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gefunden, dass sie von doppelter Art sind: entweder erstrekken sie
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 236r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/475>, abgerufen am 25.11.2024.
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