ununterbrochen Erupzionen, und die Auswürfe von Flammen und glühenden Steinen, welche man vom Meere aus sehn kann, folgen sich beinahe regelmässig von 6-7 Minuten. Da man nun schon mehrere Jahrhunderte vor Chr. dieselben Erscheinungen ge- sehn hat, so läst sich denken, wie viele Millionen male die Erupzionen sich müssen wiederholt haben, und man kann dies nur: eine pulsirende Lichterscheinung nennen. Auch scheint es, dass die kleinen Vulkane häufigere Ausbrüche haben, als die grossen. Die ganz hohen in Amerika bleiben oft 60-70 Jahre ruhig, vielleicht weil eine grössere Kraft dazu gehört, die Lava so hoch zu heben; daher kommen denn auch bei ihnen die häufigen Seitenausbrüche, worauf sie viele Jahre ohne Rauch und Feuer bleiben. Doch mus man bedenken, dass in so be- deutenden Höhen der Rauch nicht so leicht sichtbar ist, weil er sich nicht sobald niederschlagen kann. Beim Vesuv sind die Rauchsäulen nichts als Wasserdämpfe, die sich aus der Athmosphäre niederschlagen, und auf d[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]em heissen Krater in Verdampfung übergehn: daher scheint es, als stiegen sie aus dem Krater.
ununterbrochen Erupzionen, und die Auswürfe von Flammen und glühenden Steinen, welche man vom Meere aus sehn kann, folgen sich beinahe regelmässig von 6–7 Minuten. Da man nun schon mehrere Jahrhunderte vor Chr. dieselben Erscheinungen ge- sehn hat, so läst sich denken, wie viele Millionen male die Erupzionen sich müssen wiederholt haben, und man kann dies nur: eine pulsirende Lichterscheinung nennen. Auch scheint es, dass die kleinen Vulkane häufigere Ausbrüche haben, als die grossen. Die ganz hohen in Amerika bleiben oft 60–70 Jahre ruhig, vielleicht weil eine grössere Kraft dazu gehört, die Lava so hoch zu heben; daher kommen denn auch bei ihnen die häufigen Seitenausbrüche, worauf sie viele Jahre ohne Rauch und Feuer bleiben. Doch mus man bedenken, dass in so be- deutenden Höhen der Rauch nicht so leicht sichtbar ist, weil er sich nicht sobald niederschlagen kann. Beim Vesuv sind die Rauchsäulen nichts als Wasserdämpfe, die sich aus der Athmosphäre niederschlagen, und auf d[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]em heissen Krater in Verdampfung übergehn: daher scheint es, als stiegen sie aus dem Krater.
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[201r/0405]
ununterbrochen Erupzionen, und die Auswürfe von Flammen und
glühenden Steinen, welche man vom Meere aus sehn kann,
folgen sich beinahe regelmässig von 6–7 Minuten. Da man nun
schon mehrere Jahrhunderte vor Chr. dieselben Erscheinungen ge-
sehn hat, so läst sich denken, wie viele Millionen male die
Erupzionen sich müssen wiederholt haben, und man kann dies
nur: eine pulsirende Lichterscheinung nennen. Auch scheint es,
dass die kleinen Vulkane häufigere Ausbrüche haben, als die
grossen. Die ganz hohen in Amerika bleiben oft 60–70 Jahre
ruhig, vielleicht weil eine grössere Kraft dazu gehört, die Lava
so hoch zu heben; daher kommen denn auch bei ihnen die
häufigen Seitenausbrüche, worauf sie viele Jahre ohne Rauch
und Feuer bleiben. Doch mus man bedenken, dass in so be-
deutenden Höhen der Rauch nicht so leicht sichtbar ist, weil
er sich nicht sobald niederschlagen kann. Beim Vesuv sind
die Rauchsäulen nichts als Wasserdämpfe, die sich aus der
Athmosphäre niederschlagen, und auf dem heissen Krater
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 201r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/405>, abgerufen am 22.11.2024.
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