donner zu hören, das Ohr auf die Erde legt. Bei dem Aus- bruche des Cotopaxi am 30 April 1812 hörte man das Ge- töse in einer Entfernung, wie von hier nach Rom, oder von Lissabon nach Frankfurt. Dieser Ausbruch war einer der stärksten, den man lange Zeit erlebt hat. Bei demselben Vulkane hörte man 1814 das Getöse soweit wie von Berlin nach Sibirien. Wenn man dem Vulkan näher kömt, so müste man, da der Schall nach den Quadraten der Entfer- nung abnimt, ihn stärker hören: allein dies ist nicht der Fall: man hört ihn in der Nähe wie in der Ferne. Der Cotopaxi einer der grösten Vulkane der Erde, erhebt sich auf einer Ebne, die schon 11,000 Fus über dem Meere liegt: er ist rings von tiefen Einsenkungen umschlossen, hinter denen sich wieder hohe Gebirgsmassen erheben. Hier kann sich also der Schall schwerlich durch die Erdoberfläche fort- pflanzen, da diese zu sehr von Thälern durchschnitten ist: es wird wahrscheinlich, dass er sehr tief in dem Innern der Erde entsteht, und durch Spalten, die sich in ver- schiedener Richtung erstrekken, nach der Oberfläche derselben
donner zu hören, das Ohr auf die Erde legt. Bei dem Aus- bruche des Cotopaxi am 30 April 1812 hörte man das Ge- töse in einer Entfernung, wie von hier nach Rom, oder von Lissabon nach Frankfurt. Dieser Ausbruch war einer der stärksten, den man lange Zeit erlebt hat. Bei demselben Vulkane hörte man 1814 das Getöse soweit wie von Berlin nach Sibirien. Wenn man dem Vulkan näher kömt, so müste man, da der Schall nach den Quadraten der Entfer- nung abnimt, ihn stärker hören: allein dies ist nicht der Fall: man hört ihn in der Nähe wie in der Ferne. Der Cotopaxi einer der grösten Vulkane der Erde, erhebt sich auf einer Ebne, die schon 11,000 Fus über dem Meere liegt: er ist rings von tiefen Einsenkungen umschlossen, hinter denen sich wieder hohe Gebirgsmassen erheben. Hier kann sich also der Schall schwerlich durch die Erdoberfläche fort- pflanzen, da diese zu sehr von Thälern durchschnitten ist: es wird wahrscheinlich, dass er sehr tief in dem Innern der Erde entsteht, und durch Spalten, die sich in ver- schiedener Richtung erstrekken, nach der Oberfläche derselben
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="32"><p><pbfacs="#f0370"n="183v"/>
donner zu hören, das Ohr auf die Erde legt. Bei dem Aus-<lb/>
bruche des Cotopaxi am 30 April 1812 hörte man das Ge-<lb/>
töse in einer Entfernung, wie von hier nach Rom, oder von<lb/>
Lissabon nach Frankfurt. Dieser Ausbruch war einer der<lb/>
stärksten, den man lange Zeit erlebt hat. Bei demselben<lb/>
Vulkane hörte man 1814 das Getöse soweit wie von Berlin<lb/>
nach Sibirien. Wenn man dem Vulkan näher kömt, so<lb/>
müste man, da der Schall nach den Quadraten der Entfer-<lb/>
nung abnimt, ihn stärker hören: allein dies ist nicht der<lb/>
Fall: man hört ihn in der Nähe wie in der Ferne. Der Cotopaxi<lb/>
einer der grösten Vulkane der Erde, erhebt sich auf einer<lb/>
Ebne, die schon 11,000 Fus über dem Meere liegt: er ist rings<lb/>
von tiefen Einsenkungen umschlossen, hinter denen sich<lb/>
wieder hohe Gebirgsmassen erheben. Hier kann sich<lb/>
also der Schall schwerlich durch die Erdoberfläche fort-<lb/>
pflanzen, da diese <choice><orig>zusehr</orig><regresp="#CT">zu sehr</reg></choice> von Thälern durchschnitten ist:<lb/>
es wird wahrscheinlich, dass er sehr tief in dem Innern<lb/>
der Erde entsteht, und durch Spalten, die sich in ver-<lb/>
schiedener Richtung erstrekken, nach der Oberfläche derselben<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[183v/0370]
donner zu hören, das Ohr auf die Erde legt. Bei dem Aus-
bruche des Cotopaxi am 30 April 1812 hörte man das Ge-
töse in einer Entfernung, wie von hier nach Rom, oder von
Lissabon nach Frankfurt. Dieser Ausbruch war einer der
stärksten, den man lange Zeit erlebt hat. Bei demselben
Vulkane hörte man 1814 das Getöse soweit wie von Berlin
nach Sibirien. Wenn man dem Vulkan näher kömt, so
müste man, da der Schall nach den Quadraten der Entfer-
nung abnimt, ihn stärker hören: allein dies ist nicht der
Fall: man hört ihn in der Nähe wie in der Ferne. Der Cotopaxi
einer der grösten Vulkane der Erde, erhebt sich auf einer
Ebne, die schon 11,000 Fus über dem Meere liegt: er ist rings
von tiefen Einsenkungen umschlossen, hinter denen sich
wieder hohe Gebirgsmassen erheben. Hier kann sich
also der Schall schwerlich durch die Erdoberfläche fort-
pflanzen, da diese zusehr von Thälern durchschnitten ist:
es wird wahrscheinlich, dass er sehr tief in dem Innern
der Erde entsteht, und durch Spalten, die sich in ver-
schiedener Richtung erstrekken, nach der Oberfläche derselben
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 183v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/370>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.