einen Doppelstern, den junge Leute mit blossen Augen sehn können. Viele andre erblikken ihn aber nicht, obgleich er ein Stern fünfter Grösse ist, und sie andrer Sterne 5ter ja 6ter Grösse sehr deutlich erkennen. Alkol ist nämlich nur 3 Min. von Miza entfernt, und kömt daher in dessen Zerstreu- ungskreis, der beinahe 43 Min. beträgt.
Wenn der Mond bei einem Fixsterne vorüber geht, und ihn bedekt, so nent man dies eine Sternbedekkung oder Okkul- tazion. Bei diesen für die Bestimmung der Länge äusserst wichtigen Beobachtungen zeigt sich ein eignes Phänomen, dass nämlich der Stern einige Sekunden lang am Monde zu kleben scheint, während er doch, nach der Kugelgestalt des Mondes, in einem Augenblikke an ihn treten und verschwin- den solte: es ist aber falsch, wenn man glaubt, dass dies von einer Dilatazion des Mondrandes herrühre, weil diese ja im Fernrohre aufhört: vielmehr ist es eine Beugung der Lichtstrahlen, von der unten die Rede sein wird.
Die Polygonalfiguren der Sterne, welche einen andern Grund der Täuschung abgeben, findet man bei Fixsternen und Pla- neten. Venus, mit einem Durchmesser von 1 Min. zeigt sie uns no[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ch sehr deutlich, und von ihr, bis zum Monde, der 1/2 Grad
einen Doppelstern, den junge Leute mit blossen Augen sehn können. Viele andre erblikken ihn aber nicht, obgleich er ein Stern fünfter Grösse ist, und sie andrer Sterne 5ter ja 6ter Grösse sehr deutlich erkennen. Alkol ist nämlich nur 3 Min. von Miza entfernt, und kömt daher in dessen Zerstreu- ungskreis, der beinahe 43 Min. beträgt.
Wenn der Mond bei einem Fixsterne vorüber geht, und ihn bedekt, so nent man dies eine Sternbedekkung oder Okkul- tazion. Bei diesen für die Bestimmung der Länge äusserst wichtigen Beobachtungen zeigt sich ein eignes Phänomen, dass nämlich der Stern einige Sekunden lang am Monde zu kleben scheint, während er doch, nach der Kugelgestalt des Mondes, in einem Augenblikke an ihn treten und verschwin- den solte: es ist aber falsch, wenn man glaubt, dass dies von einer Dilatazion des Mondrandes herrühre, weil diese ja im Fernrohre aufhört: vielmehr ist es eine Beugung der Lichtstrahlen, von der unten die Rede sein wird.
Die Polygonalfiguren der Sterne, welche einen andern Grund der Täuschung abgeben, findet man bei Fixsternen und Pla- neten. Venus, mit einem Durchmesser von 1 Min. zeigt sie uns no[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ch sehr deutlich, und von ihr, bis zum Monde, der ½ Grad
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[59v/0122]
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Grösse sehr deutlich erkennen. Alkol ist nämlich nur 3 Min.
von Miza entfernt, und kömt daher in dessen Zerstreu-
ungskreis, der beinahe 3 Min. beträgt.
Wenn der Mond bei einem Fixsterne vorüber geht, und ihn
bedekt, so nent man dies eine Sternbedekkung oder Okkul-
tazion. Bei diesen für die Bestimmung der Länge äusserst
wichtigen Beobachtungen zeigt sich ein eignes Phänomen,
dass nämlich der Stern einige Sekunden lang am Monde zu
kleben scheint, während er doch, nach der Kugelgestalt des
Mondes, in einem Augenblikke an ihn treten und verschwin-
den solte: es ist aber falsch, wenn man glaubt, dass dies von
einer Dilatazion des Mondrandes herrühre, weil diese ja
im Fernrohre aufhört: vielmehr ist es eine Beugung der
Lichtstrahlen, von der unten die Rede sein wird.
Die Polygonalfiguren der Sterne, welche einen andern Grund
der Täuschung abgeben, findet man bei Fixsternen und Pla-
neten. Venus, mit einem Durchmesser von 1 Min. zeigt sie uns
noch sehr deutlich, und von ihr, bis zum Monde, der ½ Grad
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 59v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/122>, abgerufen am 25.11.2024.
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