Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].Gegenstande. Haben doch die alttestamentlichen Legenden das Vorrecht erlangt, daß man an ihnen eben so wenig Anstoß nimmt, als an der griechischen Mythologie. Unter den kleinen historischen Bildern von Koch, deren es nicht viele giebt, halte ich dies für eins der besten. Es hängt in Tegel. Zwei kleine Sepiazeichnungen von Koch, mit biblischen Figuren staffirt, aus seiner besten Zeit, zeigten die Poesie der Gebirgslinien, die ihm vor allen seinen Zeitgenossen eigen ist. Sein Uebergewicht hierin war so anerkannt, daß Carstens kein Bedenken trug, auf seinen schönen Blättern zum Argonautenzug, die Landschaften durch Koch, wenn auch nicht ganz hineinzeichnen, doch revidiren und in Styl setzen zu lassen. Alexander von Humboldt ließ bei seiner Rückkehr aus Amerika die zu seinem Werke: Vues des Cordilleres, gemachten leichten Skizzen von Koch für den Stich auszeichnen, und rief bei einem besonders gelungenen Blatte: Wahrlich, so hat der Kotopaxi ausgesehn! Nicht bloß eigne Arbeiten, auch eine gute Kopie von Koch befand sich in der Samlung von Kohlrausch: Platons Symposion nach Carstens, ein farbiges Blatt von der grösten Schönheit. Dies so wie die beiden vorigen Sepiazeichnungen sind in meinem Besitz. Sehr mannigfaltig und werthvoll waren die Arbeiten von Reinhart, mit welchem Kohlrausch in genauer Freundschaft lebte und oft von ihm erzählte. Von dem überkräftigen Wesen dieses wüsten Gesellen sind mir manche Züge im Gedächtniß geblieben. In der ersten Zeit seines römischen Aufenthaltes saß Reinhart mit einigen Freunden in einem Kaffeehause, als ein feister Geistlicher Gegenstande. Haben doch die alttestamentlichen Legenden das Vorrecht erlangt, daß man an ihnen eben so wenig Anstoß nimmt, als an der griechischen Mythologie. Unter den kleinen historischen Bildern von Koch, deren es nicht viele giebt, halte ich dies für eins der besten. Es hängt in Tegel. Zwei kleine Sepiazeichnungen von Koch, mit biblischen Figuren staffirt, aus seiner besten Zeit, zeigten die Poesie der Gebirgslinien, die ihm vor allen seinen Zeitgenossen eigen ist. Sein Uebergewicht hierin war so anerkannt, daß Carstens kein Bedenken trug, auf seinen schönen Blättern zum Argonautenzug, die Landschaften durch Koch, wenn auch nicht ganz hineinzeichnen, doch revidiren und in Styl setzen zu lassen. Alexander von Humboldt ließ bei seiner Rückkehr aus Amerika die zu seinem Werke: Vues des Cordillères, gemachten leichten Skizzen von Koch für den Stich auszeichnen, und rief bei einem besonders gelungenen Blatte: Wahrlich, so hat der Kotopaxi ausgesehn! Nicht bloß eigne Arbeiten, auch eine gute Kopie von Koch befand sich in der Samlung von Kohlrausch: Platons Symposion nach Carstens, ein farbiges Blatt von der grösten Schönheit. Dies so wie die beiden vorigen Sepiazeichnungen sind in meinem Besitz. Sehr mannigfaltig und werthvoll waren die Arbeiten von Reinhart, mit welchem Kohlrausch in genauer Freundschaft lebte und oft von ihm erzählte. Von dem überkräftigen Wesen dieses wüsten Gesellen sind mir manche Züge im Gedächtniß geblieben. In der ersten Zeit seines römischen Aufenthaltes saß Reinhart mit einigen Freunden in einem Kaffeehause, als ein feister Geistlicher <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0075" n="67"/> Gegenstande. Haben doch die alttestamentlichen Legenden das Vorrecht erlangt, daß man an ihnen eben so wenig Anstoß nimmt, als an der griechischen Mythologie. Unter den kleinen historischen Bildern von Koch, deren es nicht viele giebt, halte ich dies für eins der besten. Es hängt in Tegel. </p><lb/> <p>Zwei kleine Sepiazeichnungen von Koch, mit biblischen Figuren staffirt, aus seiner besten Zeit, zeigten die Poesie der Gebirgslinien, die ihm vor allen seinen Zeitgenossen eigen ist. Sein Uebergewicht hierin war so anerkannt, daß Carstens kein Bedenken trug, auf seinen schönen Blättern zum Argonautenzug, die Landschaften durch Koch, wenn auch nicht ganz hineinzeichnen, doch revidiren und in Styl setzen zu lassen. Alexander von Humboldt ließ bei seiner Rückkehr aus Amerika die zu seinem Werke: Vues des Cordillères, gemachten leichten Skizzen von Koch für den Stich auszeichnen, und rief bei einem besonders gelungenen Blatte: Wahrlich, so hat der Kotopaxi ausgesehn! </p><lb/> <p>Nicht bloß eigne Arbeiten, auch eine gute Kopie von Koch befand sich in der Samlung von Kohlrausch: Platons Symposion nach Carstens, ein farbiges Blatt von der grösten Schönheit. Dies so wie die beiden vorigen Sepiazeichnungen sind in meinem Besitz. </p><lb/> <p>Sehr mannigfaltig und werthvoll waren die Arbeiten von Reinhart, mit welchem Kohlrausch in genauer Freundschaft lebte und oft von ihm erzählte. Von dem überkräftigen Wesen dieses wüsten Gesellen sind mir manche Züge im Gedächtniß geblieben. In der ersten Zeit seines römischen Aufenthaltes saß Reinhart mit einigen Freunden in einem Kaffeehause, als ein feister Geistlicher </p> </div> </body> </text> </TEI> [67/0075]
Gegenstande. Haben doch die alttestamentlichen Legenden das Vorrecht erlangt, daß man an ihnen eben so wenig Anstoß nimmt, als an der griechischen Mythologie. Unter den kleinen historischen Bildern von Koch, deren es nicht viele giebt, halte ich dies für eins der besten. Es hängt in Tegel.
Zwei kleine Sepiazeichnungen von Koch, mit biblischen Figuren staffirt, aus seiner besten Zeit, zeigten die Poesie der Gebirgslinien, die ihm vor allen seinen Zeitgenossen eigen ist. Sein Uebergewicht hierin war so anerkannt, daß Carstens kein Bedenken trug, auf seinen schönen Blättern zum Argonautenzug, die Landschaften durch Koch, wenn auch nicht ganz hineinzeichnen, doch revidiren und in Styl setzen zu lassen. Alexander von Humboldt ließ bei seiner Rückkehr aus Amerika die zu seinem Werke: Vues des Cordillères, gemachten leichten Skizzen von Koch für den Stich auszeichnen, und rief bei einem besonders gelungenen Blatte: Wahrlich, so hat der Kotopaxi ausgesehn!
Nicht bloß eigne Arbeiten, auch eine gute Kopie von Koch befand sich in der Samlung von Kohlrausch: Platons Symposion nach Carstens, ein farbiges Blatt von der grösten Schönheit. Dies so wie die beiden vorigen Sepiazeichnungen sind in meinem Besitz.
Sehr mannigfaltig und werthvoll waren die Arbeiten von Reinhart, mit welchem Kohlrausch in genauer Freundschaft lebte und oft von ihm erzählte. Von dem überkräftigen Wesen dieses wüsten Gesellen sind mir manche Züge im Gedächtniß geblieben. In der ersten Zeit seines römischen Aufenthaltes saß Reinhart mit einigen Freunden in einem Kaffeehause, als ein feister Geistlicher
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Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/75>, abgerufen am 27.07.2024. |