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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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Schätze der Welt. Rodewald hatte sich uns schon einige Tage vorher bemerklich gemacht, indem er in einem Weinhause zusammen mit dem Grafen von Hompesch und dem Juristen Oesterreich (späteren preußischen Geheimen Oberfinanzrath und Direktor im Ministerium) dem Könige von Preußen ein Pereat brachte.

Ueber diese Hinrichtung, die einzige der ich in meinem Leben beigewohnt, äußerte ich mich in einem Briefe an meinen Vater vielleicht mit etwas zu viel Wärme, und nannte darin Sand einen edlen Jüngling, mit dem wir alle Mitleid gefühlt. Dafür erhielt ich aber einen ordentlichen Ausputzer; denn mein Vater, wenn nicht als Freund, doch als Bekannter von Kotzebue, nahm die Sache ganz von der legalen Seite, erinnerte mich an Kotzebues zurückgelassene acht Kinder, und wollte nichts von Bedauern wissen. Was würde er jetzt (1870) sagen, wenn er hörte, daß man Sands Andenken durch ein Monument ehren wolle?



Der Eindruck dieses tragischen Ereignisses konnte nicht lange in den jugendlichen Gemüthern haften. Mit der beginnenden warmen Jahreszeit forderte die herrliche Natur zu Ausflügen nach allen Seiten auf. Der Park von Schwetzingen, in der flachen Rheinebne gelegen, galt den heidelberger Bürgersleuten als ein Ideal von Schönheit, vielleicht weil sie dort nicht mehr im Bereiche der nahen drückenden Berge sich befanden. Diese Lustpartie ward uns von den Heppschen Damen aufs eifrigste empfohlen, und wir fuhren an einem schönen Maitage hinüber. Allein die schnurgeraden langweiligen Baumgänge, die veralteten Wasserkünste, die steinernen Bildnisse der kurfürst-

Schätze der Welt. Rodewald hatte sich uns schon einige Tage vorher bemerklich gemacht, indem er in einem Weinhause zusammen mit dem Grafen von Hompesch und dem Juristen Oesterreich (späteren preußischen Geheimen Oberfinanzrath und Direktor im Ministerium) dem Könige von Preußen ein Pereat brachte.

Ueber diese Hinrichtung, die einzige der ich in meinem Leben beigewohnt, äußerte ich mich in einem Briefe an meinen Vater vielleicht mit etwas zu viel Wärme, und nannte darin Sand einen edlen Jüngling, mit dem wir alle Mitleid gefühlt. Dafür erhielt ich aber einen ordentlichen Ausputzer; denn mein Vater, wenn nicht als Freund, doch als Bekannter von Kotzebue, nahm die Sache ganz von der legalen Seite, erinnerte mich an Kotzebues zurückgelassene acht Kinder, und wollte nichts von Bedauern wissen. Was würde er jetzt (1870) sagen, wenn er hörte, daß man Sands Andenken durch ein Monument ehren wolle?



Der Eindruck dieses tragischen Ereignisses konnte nicht lange in den jugendlichen Gemüthern haften. Mit der beginnenden warmen Jahreszeit forderte die herrliche Natur zu Ausflügen nach allen Seiten auf. Der Park von Schwetzingen, in der flachen Rheinebne gelegen, galt den heidelberger Bürgersleuten als ein Ideal von Schönheit, vielleicht weil sie dort nicht mehr im Bereiche der nahen drückenden Berge sich befanden. Diese Lustpartie ward uns von den Heppschen Damen aufs eifrigste empfohlen, und wir fuhren an einem schönen Maitage hinüber. Allein die schnurgeraden langweiligen Baumgänge, die veralteten Wasserkünste, die steinernen Bildnisse der kurfürst-

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[360/0368] Schätze der Welt. Rodewald hatte sich uns schon einige Tage vorher bemerklich gemacht, indem er in einem Weinhause zusammen mit dem Grafen von Hompesch und dem Juristen Oesterreich (späteren preußischen Geheimen Oberfinanzrath und Direktor im Ministerium) dem Könige von Preußen ein Pereat brachte. Ueber diese Hinrichtung, die einzige der ich in meinem Leben beigewohnt, äußerte ich mich in einem Briefe an meinen Vater vielleicht mit etwas zu viel Wärme, und nannte darin Sand einen edlen Jüngling, mit dem wir alle Mitleid gefühlt. Dafür erhielt ich aber einen ordentlichen Ausputzer; denn mein Vater, wenn nicht als Freund, doch als Bekannter von Kotzebue, nahm die Sache ganz von der legalen Seite, erinnerte mich an Kotzebues zurückgelassene acht Kinder, und wollte nichts von Bedauern wissen. Was würde er jetzt (1870) sagen, wenn er hörte, daß man Sands Andenken durch ein Monument ehren wolle? Der Eindruck dieses tragischen Ereignisses konnte nicht lange in den jugendlichen Gemüthern haften. Mit der beginnenden warmen Jahreszeit forderte die herrliche Natur zu Ausflügen nach allen Seiten auf. Der Park von Schwetzingen, in der flachen Rheinebne gelegen, galt den heidelberger Bürgersleuten als ein Ideal von Schönheit, vielleicht weil sie dort nicht mehr im Bereiche der nahen drückenden Berge sich befanden. Diese Lustpartie ward uns von den Heppschen Damen aufs eifrigste empfohlen, und wir fuhren an einem schönen Maitage hinüber. Allein die schnurgeraden langweiligen Baumgänge, die veralteten Wasserkünste, die steinernen Bildnisse der kurfürst-

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/368>, abgerufen am 24.11.2024.